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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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Vater ja nur an Navarras Hof treffen konnte.
    Ich erwähnte meine zufällige Begegnung mit Monsieur de Rosny, und Montaigne sagte, nach seiner Kenntnis habe der Béarnaiser dem König angeboten, ihm in seiner gegenwärtigen verzweifelten Lage Arm und Beistand zu leihen, welche der König auch nicht ausgeschlagen habe. Doch seien dazu noch Verhandlungen nötig, weil Navarra zu seiner Sicherheit eine Stadt oder einen Marktflecken an der Loire fordere, um dort ohne Furcht vor einem Überfall mit dem König zusammenzutreffen. Denn einiges natürliche Mißtrauen bleibe ja zwischen den beiden Fürsten, nachdem sie einander so lange, wenn auch sehr schonend, bekriegt hätten.
    Ich hörte all dies mit der Freude, die man sich denken kann, da ich wie viele ehrenwerte Leute seit langem dachte, daß der König mit der Liga und Guise ohne Navarras Hilfe nicht mehr zu Rande käme.
    »Herr von Montaigne«, sagte ich, meine Erregung bezähmend, »wie fandet Ihr den König bei seinem gestrigen Eklat in den Generalständen und den Zorn der Herren von der Heiligen Liga?«
    »Diesen Zorn«, sagte Montaigne lächelnd, »sah ich heute morgen mit eigenen Augen, als der König mir in seinem Gemach Audienz gab, wobei er auf einem schlichten Lehnstuhl in dem kleinen Erker neben seinem Bett saß. Kaum hatte er zu sprechen begonnen, als vor der Tür Lärm erscholl. Der König unterbrach sich und schickte Du Halde, zu sehen, was es gäbe. Der kam wieder, und indem er den Kopf zur Tür hereinsteckte, sagte er:
    ›Sire, der Kardinal von Guise verlangt, unverzüglich von Seiner Majestät empfangen zu werden.‹
    ›Unverzüglich?‹ sagte der König, ›hat er unverzüglich gesagt?‹
    ›Sire‹, sagte Du Halde, ›er hat es sogar zweimal gesagt und hinzugefügt, wenn er nicht zur Stunde empfangen würde, verließe er Blois.‹
    |480| ›Monsieur de Montaigne‹, sagte der König ungerührt, ›Ihr seht, wie es ist: Die Kirche glaubt nicht warten zu können. Zieht Euch in jene Nische zu François von O zurück. Ich sehe Euch wieder, wenn ich den Kardinal empfangen habe.‹
    Hierauf öffnete Du Halde die Tür, und der Kardinal kam wütend hereingestürmt wie zum Angriff, mit seiner langen Purpurrobe alles beiseite fegend, groß und schlank, sehr schön von Angesicht, seine schwarzen Augen schleuderten Blitze, sein Mund war verzerrt vor Zorn, und seine Nüstern bebten, als ob sie Pulver röchen.
    Der König, hoch aufgerichtet in seinem Lehnstuhl, beide Hände auf den Armlehnen, regungslos und majestätisch, bot dem Besucher nicht die Hand, und dieser seinerseits verneigte sich kaum.«
    Und mit ironischem Lächeln fuhr Montaigne fort: »Vergli chen mit dem Herzog von Guise, ist der Kardinal, wie Ihr wißt, kein Heuchler, und er spart mit Kniefällen, Handküssen, Lächeln und öligen Worten. Die gedruckte Thronrede in seiner purpurn behandschuhten Hand schwenkend, tadelte er den König und putzte ihn fast wie ein Kind herunter, daß er geschrieben und öffentlich gesagt hatte, einige Große des Reiches hätten Ligen und Assoziationen gegen seine Autorität gebildet, dies sei eine schimpfliche Unterstellung, die er nicht dulden werde, ebensowenig wie sein Bruder der Herzog und die Geistlichkeit, weil alles, was sie getan hätten, einzig zur Verteidigung und Aufrechterhaltung der sterbenden Religion geschehen sei. Seine Majestät dürfe diese gedruckte Rede nicht versenden, sondern müsse den gotteslästerlichen Satz mit eigener Hand streichen und die Rede ohne diesen noch einmal drucken lassen. Und wenn Seine Majestät dies nicht wolle, so sei die Geistlichkeit nach Beratung entschlossen, die Generalstände und Blois unverzüglich zu verlassen, gefolgt vom dritten Stand und womöglich auch vom Adel, und der Herzog sein Bruder werde sich in sein Haus zurückziehen, ohne diese Auflösung in irgendeiner Weise zu verhindern.«
    »Ha«, rief ich entrüstet, »was für eine Schamlosigkeit dieses Lügendoktors, zu leugnen, daß schwarz schwarz ist, und zu behaupten, seine Partei habe dem König keine Scherereien gemacht, oder diese Scherereien seien heilig! Was tat der König?«
    |481| »Was konnte er anderes tun, als zu kapitulieren?« meinte Montaigne. »Der Kardinal setzte ihm das Messer an die Kehle. Wenn die Generalstände sich selbst auflösen, gibt es keine Gelder! Und wenn Herr von Guise Blois verläßt, heißt das Krieg! Und Krieg ohne Geld!«
    »Und welches war seine Miene dabei?« fragte ich.
    »Undurchdringlich. Der Kardinal legte ihm eine

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