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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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und zu husten.
    Worauf der Engländer – sein Name war Mundane – gehorsam mit den rostroten Wimpern schlug (sein Haar war von derselben Farbe, seine Augen blaßblau), und diese Fügsamkeit zeigte mir, daß er glücklicherweise zu den Patienten gehörte, die dem Arzt und nicht der Krankheit helfen. Zur Linderung seiner Schmerzen gab ich ihm ein wenig Opium, nachdem ich die Wunde gereinigt und verbunden hatte. Und falls sie sich nicht infizierte, so schloß ich, würde er in einem Monat wieder auf den Beinen sein.
    »Sir«,
sagte der Patient mit bedrängter, matter Stimme, als ich ihn verlassen wollte,
»will you be so kind as to tell my embassy of my predicament?«
1
    Ich nickte, obwohl ich noch nicht wußte, wie ich dies eingedenk der Warnung des Spions bewerkstelligen sollte. Und während ich mir hierüber den Kopf zerbrach, gelangte ich unversehens in den Hof hinunter und von dort in den Pferdestall, wo ich Miroul emsig damit beschäftigt fand, die Blutflecken in der Kutsche zu beseitigen.
    |136| »Ha, Miroul!« sagte ich, »wie gut, daß du das selber machst, anstatt diese Arbeit einer schwatzhaften Magd zu überlassen. Trotzdem, das genügt noch nicht. Die Kutsche kann von gewissen Leuten an ihrer weißen Farbe wiedererkannt werden, darum streiche sie am besten rosa, schließlich ist Rosa die Lieblingsfarbe von Dame du Luc.«
    »Moussu«, sagte Miroul, indem er seinen strubbeligen Kopf aus dem Wagenschlag steckte und mich mit aufgebrachter Miene ansah, »das könnt Ihr von mir nicht verlangen! Streichen kann und will ich nicht, das ist nicht meine Aufgabe. Und überhaupt, Farbe stinkt mir!«
    »Auch gut, mein lieber Miroul!« sagte ich, »niemand zwingt dich dazu. Wenn du nicht willst, laß es bleiben. Dann beauftragen wir eben einen Maler aus der Nachbarschaft, der es nicht besser macht als du, aber womöglich herumtratscht.«
    Und mit einem gespielten Seufzer ging ich, fest überzeugt, daß er nach seinem grimmigen Nein sich überwinden und der Sache sorgsam annehmen werde, sowie ich ihm den Rücken kehrte.
     
    Meine Angelina hatte im Bett gerade ihr Söhnchen gestillt und freute sich, mich zu sehen, weil sie mich beim Erwachen nicht vorgefunden hatte, dennoch wollte sie weder geküßt werden noch mit mir reden, bevor sie sich nicht gewaschen, den blonden Schopf aufgesteckt und den Hals parfümiert hätte, den ich mit meinen Lippen besonders gern suchte, weil dort die Haut so zart war. Und während ich dies wenig später tat, sah sie mich aus ihren Rehaugen voll der stummen Frage an, wo ich an diesem Morgen wohl gewesen wäre. Auch wenn ich dies sehr wohl verstand, wollte ich ihr doch nicht die volle Wahrheit enthüllen, damit sie sich Larissas wegen nicht zu sehr ängstige.
    »Angelina, mein Augäpfelchen«, sagte ich, »wo ich heute früh war, kann ich dir nicht verraten, weil der Dienst des Königs mich zur Geheimhaltung verpflichtet. Doch habe ich dabei einen durch Degenstoß böse verwundeten englischen Edelmann aufgelesen, der zur Zeit in unserer blauen Kammer schläft. Laß uns das Gesinde anweisen, ihn nicht zu stören.«
    Wie ich dies sagte und mich zu ihrem lieblichen Ohrgewölbe hinaufküßte, klopfte es an der Tür, und Gertrude, gefolgt von der schönen Zara, trat herein, beide in wallenden Nachtgewändern, |137| die ihre schönen Schultern und mehr noch entblößten. Sie lachten und kicherten, weil sie uns so hübsch beim Schmusen überrascht hatten, ließen sich auf unserem Lager nieder und überhäuften uns beide mit Schmeicheleien, um ihrerseits Komplimente einzuheimsen, woran ich es denn nicht mangeln ließ. Bei Damen, meine ich, soll man nicht mit dem Löffel ausschenken, sondern mit der Maurerkelle, um das geringe Vertrauen zu festigen, das die Ärmsten in die Dauer ihrer Schönheit setzen. Und wo ich dies nicht mit Mund und Händen darf, tue ich es wenigstens mit Worten, wobei das Vergnügen, das ich ihnen bereite, zuvorderst mein eigenes ist.
    Nach allerlei Scherzen und Lachen nahm ich ernste Miene an und erzählte ihnen von dem englischen Edelmann, den ich ihrer Pflege empfahl, damit die Kammerfrauen (außer Florine) ihre Nase nicht in jenes Zimmer steckten, weil ich, so sagte ich, über das Wie und Was dieses Duells nichts wisse und dadurch nicht kompromittiert werden wolle.
    »Ha!« rief Gertrude, »ein Engländer! Hast du gehört, Zara? Ein Engländer!«
    »Ja, Madame!« sagte Zara, »ein Engländer, wenn ich meinen Öhrchen glauben darf, ein Engländer in diesem Haus!«
    Und wenn

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