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Noch mehr Krimikatzen

Noch mehr Krimikatzen

Titel: Noch mehr Krimikatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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häßlichen Pinselstriche später zu entfernen, um die Einzigartigkeit des Vermeer wiederherzustellen.
    Im nächsten Monat wird die Londoner Dépendance von Charles’ Hausgalerie glücklich darüber sein, von einer kleinen Galerie in Europa ein Angebot zu erhalten. Schließlich beläuft es sich auf zweitausend Dollar in bar. Und das Geschäft wird ohne Rechnung oder sonstige Aufzeichnungen abgewickelt werden. Niemand wird irgendwelche Fragen stellen.
    Ich wollte schon immer einen Vermeer haben. Einen echten, versteht sich.
    Originaltitel: A few Strokes for Mitzi
    Ins Deutsche übertragen von Otto Lose
    Bis zum nächsten Jahr
    Mark Richard Zubro
    Ich ließ mein Gepäck auf die halbverrotteten Planken des Piers fallen und starrte auf die nicht minder verfallene Stadt, die vor mir lag. Ein paar Menschen, die sich angesichts des wolkenverhangenen Herbsthimmels vorsorglich dick eingehüllt hatten, huschten durch die Straßen und verschwanden hinter Häuserecken. Eine Anzahl Backsteinbauten, einige Fassaden, von denen bereits der Stuck abbröckelte, ein Taxi mit einem platten Reifen, ein zehn Jahre alter Toyota und eine fünfzehn Jahre alte Chevette schienen alle um den ersten Preis in einem ›Häßlichkeitswettbewerb‹ zu buhlen. Überall sonst hätte irgendein Straßenbengel die Ankunft des Bootes beobachtet und uns nun um ein paar Münzen angebettelt. Hier ließ sich niemand blicken.
    Mit einem dumpfen Schlag landeten Scotts Koffer neben meinen. Ein langer Atemzug kündete von der tiefen Zufriedenheit meines Freundes. »Ist das nicht großartig?« fragte er.
    »Einfach herrlich.« Ich versuchte den Sarkasmus aus meiner Stimme herauszuhalten. Aber wahrscheinlich hätte er ihn nicht einmal bemerkt. Auf dem ganzen langen Weg hierher, zuerst im Flugzeug und dann im Boot (rostig, rattenverseucht, Plastiksitze aus den fünfziger Jahren), war er geradezu ekstatisch gewesen. »Tierra del Fuego«, sagte er. »Ich wollte schon immer mal hierherkommen, ans Ende der Welt. Hier gibt es niemanden, der mich kennt. Ich werde zum ersten Mal einen Urlaub ganz in Ruhe und Frieden genießen können.«
    Das war bisher in der Tat ein Problem gewesen. Scott ist einer der bestbezahlten Werfer im ganzen Baseballsport und hat mehr als nur ein paar Meistertitel gewonnen – und außerdem genug Werbespots gedreht, um selbst einen Politiker krank vor Eifersucht werden zu lassen. Hier, an einem der entlegensten Flecken der Erde, würde er vielleicht nicht erkannt werden.
    Wir hatten ein Flugzeug von Buenos Aires nach Rio Grande genommen und uns dort auf einem Boot nach Porvenir eingeschifft, eine Fahrt, die vierundzwanzig Stunden gedauert hatte.
    Ich sah nach oben. Der stetige Westwind trieb die Wolken vor sich her nach Osten.
    »Wir könnten zu Fuß zum Hotel gehen«, meinte Scott. In seiner Hand hielt er einen Reiseführer, den er aufmerksam studierte.
    Ich drehte mich zu unseren Mitreisenden um. Da war einmal der Junge aus den Staaten. Er ging noch aufs College, war mit einem Rucksack ausgerüstet und trug Shorts, ein T-Shirt und Wanderschuhe. Sagte, sein Name wäre Jack Hill. Er wischte sich seine langen braunen Haare aus den Augen, spähte durch seine Brille hindurch und erschauderte. Ich hatte auf dem Boot ein wenig mit ihm geplaudert. Sein Hauptfach war Maschinenbau. Er schien nicht auf den Kopf gefallen zu sein, hatte aber dringend ein Bad nötig.
    Einem älteren Ehepaar – beide Ende Siebzig – schien es offensichtlich großen Spaß zu machen, eine so einfache Sache wie das Hinabsteigen des Landungsstegs zu einer komplizierten Prozedur aufzubauschen. Ich hatte mit ihnen zusammen einen kleinen Imbiß an Bord eingenommen – und zwar im ›Speisesaal‹ des Bootes, so zumindest wurde er im Prospekt bezeichnet. War aber nicht mehr als eine Kabine, angereichert mit in Plastik verpacktem Wegwerf-Futter. Jahrelang hatten die beiden in ihrem kleinen Häuschen in Brighton, England, mit allem gegeizt und geknausert, um sich genügend Geld zu sparen und nun alle zwei Jahre einen neuen und ungewöhnlichen Ort zu bereisen. Edith und Edward Blackwell waren schon in Taschkent, Timbuktu, Bombay und am Polarkreis gewesen. Unermüdlich hatte das britische Ehepaar seine Runde auf dem Deck des Bootes gedreht, auf dem wir hierher gesegelt waren und das nicht mehr als ein besserer Mülleimer war. Wenn die beiden nur einmal mehr an mir vorbeigekommen wären, hätte ich der Versuchung, sie über Bord zu schubsen, nicht mehr widerstehen können. Eine

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