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Noch mehr Krimikatzen

Noch mehr Krimikatzen

Titel: Noch mehr Krimikatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Unterhaltung mit ihnen war so interessant wie die Lektüre einer Einkommensteuererklärung und anregend wie eine Schlaftablette.
    Ein Afroamerikaner, der mit einem, wie ich glaubte, jamaikanischen Akzent sprach, behauptete, die Gegend für eine Ölgesellschaft auszukundschaften. Sein Name war Alfred Jones.
    Unser letzter Passagier war Margarete Villon, eine völlig heruntergekommene französische Schauspielerin, die zu ihrem Mann nach Hause zurückkehrte, einem Schafzüchter, der in der Nähe von Porvenir lebte.
    Es wehte ein kalter Wind, und ich fror unter meiner Jacke. Mir wurde klar, daß ich einen warmen Mantel hätte einpacken sollen. So weit südlich war es selbst im frühen Herbst schon recht kühl.
    Ich starrte wieder zu der grandiosen Skyline hinüber. Es war neun Uhr abends, und die Sonne begann gerade unterzugehen. Nicht das kleinste Anzeichen eines Hilton. In diesem Augenblick hätte mir allerdings schon ein einfaches, kleines Motel genügt. Der Trip hierher hatte fast drei Tage gedauert. Ich lechzte nach einer heißen Dusche, einem warmen Bett und einer Mütze voll Schlaf.
    Scott schlug vor: »Laß uns in ein Café oder eine Bar gehen und mit den Einheimischen plaudern.«
    Ich sprach kein Spanisch, ebensowenig wie er, aber ich wollte ihm auf keinen Fall die Reise verderben. Ich legte allen Enthusiasmus, den ich aufbringen konnte, in meine Stimme. »Mann, was für eine großartige Idee, doch vielleicht sollten wir zuerst unser Gepäck ins Hotel bringen.«
    Gott sei Dank stimmte er dem zu.
    Es stellte sich heraus, daß wir gar keine andere Wahl hatten: Wir mußten zu Fuß zum Gasthof gehen. Es gab kein betriebsbereites Taxi und keinen Autoverleih. Anscheinend hatten sich bisher weder Hertz noch Avis in dieser Gegend um Konzessionen bemüht – war mir echt ein Rätsel, warum.
    Als wir am Ende des Piers angekommen waren, tauchte hinter einem übelriechenden Haufen von Fischköpfen, Eingeweiden und Resten von Fischernetzen eine riesengroße, schwarze Katze auf. Sie starrte mich an, dann Scott, und schließlich pirschte sie sich vorsichtig an uns heran. Sie schnüffelte kurz an meinen Knöcheln, bevor sie zu Scott hinüberging, wo sie sich wohlig streckte, einen Buckel machte und sich an Scotts Jeans zu reiben begann.
    Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich mag Katzen, eigentlich alle Tiere, wirklich, aber ich kann einfach nicht gut mit ihnen umgehen. Genausowenig wie mit Kindern. Geben Sie mir eines auf den Arm, und schon beginnt es nach seinen Eltern zu schreien. Ich beobachtete, was Scott tat. Er bückte sich. Die Katze sprang in seinen Arm und schnurrte zufrieden. Ihn lieben auch die kleinen Kinder. Ich seufzte.
    Scott und die Katze verabschiedeten sich voneinander, und wir gingen weiter die Straße hinauf. Scott, mit aufgeschlagenem Reiseführer, behauptete, genau zu wissen, wo wir waren. Wir begegneten noch drei anderen Katzen. Im Gegensatz zu der anderen waren diese alle wohlgenährt und besaßen ein geschmeidiges Fell. Ein paar Einheimische starrten uns aus schmierigen Schaufensterscheiben an. Alle unsere Mitreisenden hatten Zimmer in der Tierra del Fuego Hacienda gebucht, die in ihren Broschüren als der Platz empfohlen wurde, an dem man sich in Porvenir aufhalten sollte. Wir hatten unsere Reservierungen im El Grande Palacio vorgenommen, laut Auskunft unseres Reisebüros der wahre Himmel auf Erden.
    Eine Gruppe junger Burschen, die sich gegenseitig einen vom Alter gebräunten Basketball zuwarfen, hetzte an uns vorbei. Keiner von ihnen lachte. Noch nicht einmal die Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf ihren Lippen. Keine Ahnung, ob das ein Spiel oder eine Warnung war. Eine Warnung an uns: Bleibt bloß weg!
    Acht verwahrloste Häuserblocks weiter erreichten wir den Rand der Stadt, stiegen einen kleinen Hügel hoch und starrten hinunter auf die wahrscheinlich größte mittelalterliche Burgfestung außerhalb Europas, die noch bewohnt war. Wir überquerten eine Zugbrücke, die uns über einen intakten Burggraben führte, in dem sich möglicherweise Piranhas und Alligatoren tummelten.
    Unser ›Hotel‹ wurde laut Reiseführer, den zu zitieren Scott auf dem langen Flug von Miami hierher nicht müde geworden war, von den Barmherzigen Schwestern von Tierra del Fuego geführt.
    Solide Eichenholztüren schwangen lautlos in ihren Angeln nach innen, und wir betraten einen italienisch-barocken Alptraum. Das Dekor sah aus, als hätten alle irren Innenarchitekten der Welt daran gearbeitet, zumindest alle,

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