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Noch mehr Krimikatzen

Noch mehr Krimikatzen

Titel: Noch mehr Krimikatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Polarkreis unternehmen würde, um den Dritten Vermeer zu Gesicht zu bekommen? Der unbestechliche Goldberger? Das mußte bedeuten, daß unser allseits beliebter, halbseidener Generaldirektor an der Echtheit seiner Sechzig-Millionen-Dollar-Anschaffung zweifelte. Ich würde das ›Mädchen im blauen Kimono‹ persönlich untersuchen. Eine Fälschung bliebe mir nicht lange verborgen; ich würde sie mit dem Herzen erkennen. Was das Kopieren eines Vermeers angeht, bin ich die Expertin. Und wenn es sich tatsächlich um eine Fälschung handelte, würde ich Charles das Bild kaufen lassen und dann bei der Reinigung den Betrug aufdecken. Er würde ins offene Messer laufen.
    Ich machte mich daran, bei Freunden und Kollegen Informationen zu sammeln, zuerst in den Niederlanden, dann in England, Deutschland, Italien, der Schweiz, Österreich, Ungarn und zuletzt in Jugoslawien. Jedem stellte ich nur ein oder zwei Fragen; so wollte ich verhindern, daß sich jemand außer mir ein Gesamtbild machen konnte. Die Antworten führten mich immer weiter nach Osten. Schließlich hatte ich es. Das meiste basierte zwar auf Mutmaßungen, aber alles paßte zusammen.
    Das verschmutzte, kleine Portrait aus Holz, dessen Kantenlänge weniger als zwanzig Zentimeter betrug, war in den ersten Tagen der Nazi-Okkupation von einem Soldaten aus einem holländischen Bauernhaus gestohlen und in seinem Tornister versteckt worden. Nach dem Tod des Soldaten hatte ein SS-Mann, der keine Ahnung von ihrem Wert hatte, die Bilder für Hermann Göring beiseite geschafft. Dieser wiederum hatte sich zum Ziel gesetzt, sämtliche Kunstwerke Europas an sich zu reißen. Das Gemälde verschwand in einer von Görings Schatzkammern, wo es unter den größeren und spektakuläreren Arbeiten unbemerkt blieb. Der Inhalt des Lagerhauses fiel den Russen in die Hände, die ihn in die Eremitage schafften. Da Hitler und Stalin in einer gemeinsamen Anstrengung die meisten kompetenten europäischen Konservatoren umgebracht hatten, setzte die kleine, hölzerne Tafel in einem Kellerraum des Museums Staub an.
    Letztes Jahr hatte ein junger Kunstliebhaber, der als Hausmeister arbeitete, weil dem Staat bereits ausreichend Konservatoren mit der korrekten politischen Einstellung zur Verfügung standen, das Bild entdeckt und seinen Wert erkannt. Er wollte seinen Fund dazu nutzen, eine bessere Stellung zu bekommen, und wandte sich deshalb nicht an einen Konservator, sondern an einen KGB-Offizier. Aus dem gleichen Grund überging dieser seinen unmittelbaren Vorgesetzten und übermittelte die Information einem General des KGB. Dieser, erst kürzlich Witwer geworden, sah in dem Bild die Chance für ein neues Leben im dekadenten Westen. Nachdem er sich darum gekümmert hatte, daß der junge Kunstliebhaber und der KGB-Offizier bei Unfällen ums Leben kamen, brachte er das Gemälde persönlich nach Split. Dort sorgte er für den Weitertransport des versiegelten, kleinen Pakets über die übliche Route Budapest, Wien nach Zürich, wo es einer Schweizer Bank übergeben wurde. Allerdings nicht der, wo er seinen Notgroschen aufbewahrte.
    Im Beisein eines Bankangestellten untersuchte ein italienischer Experte das Bild im Tresorraum des Geldinstituts. Er wies auf seine eingeschränkten Untersuchungsmöglichkeiten hin und erklärte das Bild mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für echt. Für eine schriftliche Expertise wären allerdings noch zusätzliche Tests erforderlich.
    Das genügte dem General. Er entschied, daß Alford C. D. Charles der richtige Mann für dieses Geschäft wäre, da der Ruf des Generaldirektors inzwischen sogar bis zum Ural vorgedrungen war. Nachdem der italienische Experte in Lugano tödlich verunglückt war, wurde der Londoner Vertretung von Charles’ Hausgalerie eine versiegelte Mitteilung zur persönlichen Überbringung nach New York übergeben.
    Die geschäftliche Vereinbarung war einfach: das Museum würde fünfzehn Millionen Dollar bei der Schweizer Bank hinterlegen. Und zwar in Gold oder goldgestützten Währungen: Krügerrands, Mapleleafs und Schweizer Franken. Das Museum könnte das Bild im Tresorraum der Bank von Experten seiner Wahl untersuchen lassen. Holzsplitter und Farbproben für Labortests zu entnehmen wäre ebenso gestattet wie der Einsatz einer transportablen Röntgenapparatur. Wenn das Bild irgendwelche Beschädigungen davontrüge oder abhanden käme, würde das Geld unverzüglich an seinen Eigentümer überwiesen werden. Das Museum hätte dreißig Tage

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