Noch mehr Krimikatzen
beständen. Die Bäume draußen hatten immer noch keine Blätter. Der Tag war feucht und kalt.
Und diese erbärmliche Kälte paßte perfekt zu dem erbärmlichen Zustand meiner Finanzen. Eine schlechte wirtschaftliche Lage betrifft jeden und alles, und Psychotherapie ist dann der Schicki-Micki-Kram, der als erstes von den besser situierten über Bord geworfen wird.
Ich hatte meine Zuflucht in Anzeigenschaltungen im Pennysaver gesucht, einer lumpigen Ansammlung von Anzeigen-Rubriken, die pünktlich wie ein Uhrwerk jeden Montag die Briefkästen in den Vorstädten überfüllte. Der Pennysaver offerierte billige Mittagessen in schlechten Restaurants, veraltete Computer, deren Besitzer der irrigen Annahme waren, daß die Geräte immer noch einigermaßen wertvoll waren, und Motorboote, die ihren eh schon geschröpften Eigentümer auch noch zu versenken drohten.
Es war eine elendige Zeitschrift, aber ich dachte, ich könnte vielleicht ein paar verlorene Seelen finden, deren ärztliches Attest immer noch psychologische Beratung zuließ – trotz Gesundheitsreform. Ich schaltete Anzeigen für die Übergewichtigen, für die Nikotinsüchtigen, für die Einsamen und Depressiven.
Und fast durch Zufall entdeckte ich etwas ganz Besonderes… Etwas, das mich von meinen Berater-Kollegen unterschied.
Wie gesagt, es war eher zufällig. Eine Frau kam zu mir, mittleren Alters, mit silbernem Haar. Sie hielt ein Tuch in ihren Händen, das gedreht und um ihre Finger geschnürt war. Sie hatte sich am Telefon nur vage über ihr Problem geäußert. »Eine Familienangelegenheit«, hatte sie gesagt. »Vielleicht können Sie mir helfen…«
Ihr Hund hatte Depressionen. Ich hörte aufmerksam zu. Der Hund schlich die ganze Zeit geknickt ums Haus. Ich erfuhr, daß ihr Ehemann vor einigen Monaten das Zeitliche gesegnet hatte und daß der alte Fido es sich sehr zu Herzen nahm. (Obwohl die Frau nicht so schrecklich gequält über den Tod ihres Mannes schien.)
Ob ich ihr nicht ein paar Ratschläge geben könnte?
Und so wurde mein Spezialfach ins Leben gerufen. Ich fragte die Frau nach den Gewohnheiten des Hundes vor dem Tod des Mannes, was sie mit dem geliebten Verblichenen gerne getan hatte, und verordnete – nach einer gewissen Anzahl von Terminen – eine Therapie, die einige Lieblings-Aktivitäten des Hundes in sich aufnahm, so zum Beispiel lange Spaziergänge, Fangen spielen mit einem Frisbee und lange Autofahrten, bei denen er die feuchte Schnauze aus dem Fenster halten und die Luft schnuppern konnte.
So fügte ich – vorsichtig – in meine Anzeige ›Haustier-Beratung‹ hinzu. Sicherlich würde es noch andere Leute mit ähnlichen verstörten Schmusetieren geben?
Und es tauchten tatsächlich Leute auf – zwar nicht in Scharen, aber es kam ein stetiger Strom von Kunden, die aus dem einen oder anderen Grund Schwierigkeiten mit ihren Kuscheltieren hatten. Offensichtlich pumpten die Leute auch dann noch Geld in ihre Haustiere, wenn die wirtschaftliche Lage immer gräßlicher wurde. Solch eine Anhänglichkeit war entzückend. Und darüber ließ sie die Kasse am Ende des Monats klingeln.
Hier kommen wir jetzt zum Knackpunkt der ganzen Angelegenheit. Ich versuche, etwas schneller zu erzählen. Aber ich will nichts auslassen, keine Einzelheit, will genau berichten, wie ich Mrs. Elaine Randall kennenlernte und auch die Schwierigkeiten zwischen ihrem Mann… und der Kalikokatze, die sie Mittens nannte.
Elaine Randall hatte sich mit mir verabredet, ohne den Grund des Treffens zu nennen. Das war nicht ungewöhnlich – die Leute zögern oft, ihre Probleme mit der Empfangsdame zu erörtern. Jeder denkt immer, daß sein Problem ein ganz besonderes ist.
So trat Mrs. Elaine Randall in mein Büro, eine attraktive Erscheinung in einem eleganten Kleid, das braune Haar zurückgekämmt. Sie setzte sich in den bequemen Stuhl vor meinem Schreibtisch und verströmte dabei jene majestätische Ausstrahlung und jenes Selbstvertrauen, die nur durch Geld bewirkt werden können.
Und schon war ich an ihrem Fall interessiert.
Wie auch immer er sich entwickeln mochte.
Obschon ich meine Überraschung gestehen muß, als sie ein kleines Farbphoto von einem getigerten Kalikokätzchen aus ihrer Tasche zog.
»Dies«, erklärte sie mir nach den kürzestmöglichen Formalitäten, »ist mein Kater. Er heißt Mittens«, sagte sie, als ob das ein wichtiger Tatbestand wäre. »Ich habe ihn schon seit über zehn Jahren.«
Ich nickte. Offensichtlich gab es ein festes und
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