Noch mehr Krimikatzen
enges Band zwischen den beiden.
»Ich habe Ihre Anzeige gesehen… über Haustier-Beratung…« Wie auf’s Stichwort schaute ich auf. Mein Gesicht war eine Maske aus Verständnis und Besorgnis. In letzter Zeit hatte ich immer öfter das Gefühl, daß meine schauspielerischen Fähigkeiten mehr und mehr gefragt waren. Und…
Verflucht! Schon wieder dieses Heulen! Jetzt haben Sie es aber gehört, oder? Lassen Sie mich schnell zum Fenster gehen, und ich bin sicher, daß wir die Katze finden, direkt draußen. Wenn Sie mich lassen…
Aber nein. Ich bin doch mitten drin, nicht wahr? Und ich bin noch nicht einmal zum seltsamen Teil der Geschichte gekommen. Nun denn, weiter geht’s…
Ich gab Mrs. Randall das Photo zurück. Studierte ihr Gesicht. Sie war ziemlich hübsch und erinnerte mich an meine erste Frau, die mittlerweile ihren Scheidungsanwalt geheiratet hatte – obwohl sie vermutlich schon etwas mit dem schlauen Bastard gehabt hatte, bevor die Verhandlungen vor Gericht losgingen.
»Nette Katze«, sagte ich. »Was soll denn das Problem sein… Depressionen… Appetitlosigkeit… Verwirrung… Zerstörungswut?«
Katzen schienen Opfer einer besonderen Art Alzheimerischen Krankheit zu sein. Eine alte Katze konnte total verrückt werden, zumindest hatte man mir das so erzählt. Aber dieser Kater, dieser Mittens, war höchstens erst in den mittleren Jahren.
Mrs. Randall schüttelte den Kopf. Sie zog eine Zigarette hervor, und ihr Blick fragte mich – wie es heute so Mode ist – um mein Einverständnis… obwohl ich ein Schild mit der Aufschrift ›Bitte nicht rauchen‹ auf meinem Schreibtisch hatte. Scheinbar hatten Leute mit Problemen auch eine Vorliebe, die Luft zu verpesten. Ich lächelte und sagte: »Selbstverständlich.«
Meine Honorarforderungen waren darauf abgestimmt, das Ertragen solcher Unliebsamkeiten zu erleichtern.
»Wie schon gesagt, ich habe Mittens seit über zehn Jahren. Er war die ganze Zeit mein Freund. Aber jetzt…«
Lehnte sich der Kater gegen seinen Besitzer auf? überlegte ich. Eine dramatische Pause setzte ein.
»Tja, er und Ralph kommen einfach nicht miteinander aus.«
Meine Augen weiteten sich. Ein neuer Charakter hatte gerade die Bühne betreten. »Ralph?« fragte ich.
Mrs. Randall nickte, als ob sie ein schreckliches Geheimnis preisgäbe. »Ja, mein neuer Ehemann. Er mag Mittens nicht besonders. Aber das interessiert mich nicht so. Es ist ja nicht seine Katze.«
Nun, dachte ich, wo liegt denn dann das Problem?
»Aber Mittens hatte sofort eine Abneigung gegen Ralph.«
Aha, ein Familienstreit. Vielleicht eine menage à trois. Ich nickte verständnisvoll.
»Er springt Ralph an und kratzt. Er faucht sogar, wenn Ralph nur an ihm vorbeigeht… Und jetzt…« Mrs. Randall schaute zur Seite, den Tränen scheinbar nahe, »…will Ralph, daß ich Mittens loswerde.«
Ich war versucht zu sagen: »Und Sie wollen wohl lieber Ralph loswerden?«
Statt dessen sagte ich: »Vermutlich ist Mittens eifersüchtig auf Ihren neuen Ehemann. Und das ist natürlich, Mrs. Randall. Aber da kann man etwas dagegen tun…«
Mrs. Randall erhob sich und gab mir erneut die Möglichkeit, einen anerkennenden Blick auf ihr sehr gut sitzendes Kleid zu werfen. Wie es doch ihre tolle Figur betonte! Leider muß ich gestehen, daß mich meine Scheidung in die Gruppe von Therapeuten gebracht hatte, die es nicht als ehrenrührig empfanden, mit den attraktiveren Kunden zu flirten.
Sie kam auf mich zu, und ich roch ein wunderbares Parfum, das sicherlich dazu beitrug, die Phantasien, die sowieso schon in meinem Kopf herumschwirrten, noch zu beflügeln.
»Ich kann nicht länger bleiben.« Sie schaute melodramatisch zum Fenster. Waren da noch mehr Probleme zwischen Ralph und seiner Frau als nur eine Katze? »Aber könnten Sie zu mir nach Hause kommen? Um…«
Den verdrossenen Gatten selbst? »…Mittens kennenzulernen? Vielleicht haben Sie ja ein paar Ideen.«
»Und Mr. Randall?« fragte ich.
Sie schüttelte energisch den Kopf. »Nein, er darf nichts darüber wissen. Er wird das Ganze für Blödsinn halten.« Sie ergriff meinen Arm. »Versprechen Sie es mir.«
Ich nickte wieder. Sie lächelte und zauberte wie ein Magier aus Vegas einen Scheck hervor, der meine Unkosten mehr als deckte. Sie gab mir auch einen kleinen Zettel mit einer Adresse. »Nächsten Dienstag«, sagte sie. »Ralph wird nicht da sein.«
Ich nickte. Und sie verließ mein Büro, wenn auch ihr Parfum noch eine Weile im Raum hing. Ich ging zum
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