Noch mehr Krimikatzen
Arbeitszimmer entfernt und war daher ziemlich dunkel. Aber Benny brauchte kein Licht, um sich die Hände zu waschen. Er tastete nach dem Wasserhahn und stellte fest, daß es einer von der Sorte war, an denen man zog, um sie in Betrieb zu setzen.
Er zog an dem Hahn.
Wasser schoß daraus hervor.
Die Katze, die Benny nicht hatte finden können und die die ganze Zeit über im Waschbecken geschlafen hatte, sprang in die Luft – oder zumindest so hoch, wie es einem acht Kilo schweren kastrierten Kater möglich war, dessen Klauen in dem glitschigen Keramikbecken nicht viel Halt fanden.
»Miauu-gr-r-r-r!« jaulte die Katze.
Vielleicht war sie wütend, so plötzlich durchnäßt worden zu sein, vielleicht war sie erschrocken, weil ein Unbekannter ihren Schlaf gestört hatte, vielleicht nahm sie aber auch einen schwachen Geruch von Bennys Windhund wahr – auf jeden Fall versuchte die ausgebildete Killer-Katze, sich aus dem Staub zu machen, indem sie über Benny kletterte, der vollkommen überrascht zu einer Salzsäule erstarrt vor dem Waschbecken stand und nicht wußte, wie ihm geschah.
Das wurde ihm allerdings sehr schnell klar, als sich die Katzenklauen erst in seine Brust, dann in sein Gesicht und schließlich oben in die Haut seines Kopfes bohrten, genau da, wo Bennys Haar am dünnsten war.
Der Kater sprang von Bennys Kopf auf den Boden und stürmte den engen Flur hinunter in Richtung Küche.
»Verfluchtes Mistvieh!« schrie Benny. »Du Sohn einer verdammten Hure!« Na ja, Benny war nicht gerade ein Experte, was die Stammbäume von Katzen anging. Er drehte sich auf dem Absatz um und machte sich an die Verfolgung des Katers.
In der Küche war keine Spur von ihm zu entdecken, also ging Benny ins Arbeitszimmer hinüber.
»Besser, du kommst gleich aus deinem Versteck«, sagte Benny. »Früher oder später krieg’ ich dich doch.«
Die Katze sagte gar nichts, und Benny erkannte mit einem Mal, wie lächerlich die ganze Situation war. Er redete schließlich mit einer Katze, und natürlich konnte eine Katze ihm nicht antworten.
Er faßte sich mit einer Hand an seinen Kopf und tastete vorsichtig nach den Stellen, an denen ihn die Krallen der Katze verletzt hatten. Als er die Hand wieder wegzog, entdeckte er ein wenig Blut an seinen Fingern und wischte sie an seinem Hosenbein ab.
Die Katze konnte eigentlich nichts dafür, entschied er. Immerhin konnten Katzen nicht denken. Sie hatte sich bloß vor ihm erschreckt, und das konnte er ihr wirklich nicht zum Vorwurf machen. Wie würde er sich wohl fühlen, wenn sich plötzlich jemand in sein Schlafzimmer schlich und ihm eine Ladung Wasser übergoß? Wahrscheinlich würde er so ähnlich wie die Katze reagieren.
Was jetzt wirklich wichtig war, war so schnell wie möglich das Haus zu verlassen. Er hatte sich schon viel zu lange aufgehalten.
Er drehte sich um und wollte in Richtung Küche gehen, als er über die Katze stolperte, die hinter ihm in das Arbeitszimmer geschlüpft war, während er dagestanden und nachgedacht hatte.
»Miauu-gr-r-r-r!« heulte der Kater, wirbelte herum und versenkte seine Krallen in Bennys rechter Wade.
»Verfluchtes Mistvieh! Du Sohn einer verdammten Hure!« brüllte Benny und griff nach dem Tier. Noch ein Fehler, den er gleich darauf bereute, denn die Katze ließ seine Wade los und grub ihre Fänge in das Fleisch seiner Hand.
»Auuaaaaah!« schrie Benny. Er richtete sich wieder auf und versuchte, den Kater zu treten, doch der war nur noch ein verwischter dunkelgrauer Fleck, der wie ein geölter Blitz davonjagte.
Benny wollte ihm nachlaufen, doch er bezwang seinen rasenden Zorn und blieb ruhig stehen. Er mußte raus hier. Er humpelte in Richtung Garage, wobei er sich vorsichtig die Wunden an seiner Hand leckte.
Der Motor des Nova startete sehr leise – einer der entscheidenden Vorteile des Wagens, und Benny fuhr ihn von der Auffahrt hinunter. Im Haus nebenan war ein Licht angegangen. Benny fragte sich, ob man ihn wohl gesehen hatte. Er hoffte, daß dies nicht der Fall war, aber er hatte keine Zeit, sich weiter darüber Gedanken zu machen. Er fuhr langsam und vorsichtig, ganz darauf bedacht, keine Verkehrsregeln zu übertreten. Ab und zu warf er einen Blick auf die langen Kratzer, die sich über seinen Handrücken zogen, und verfluchte die Katze.
Doch all das lag jetzt hinter ihm. Er hatte es geschafft, war unbehelligt aus dem Haus gekommen, und im großen und ganzen konnte er mit seiner Ausbeute recht zufrieden sein. Besonders der Fernseher
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