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Noch mehr Krimikatzen

Noch mehr Krimikatzen

Titel: Noch mehr Krimikatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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zu verbringen, und kam zu dem Schluß, daß ich das nicht konnte. Noch nicht einmal den Rest von Dumms Tagen. Und dessen Lebenserwartung war wohl um einiges kürzer als meine.
    Um einiges? Natürlich. Ganz gewiß um einiges kürzer! Es lag an mir, ihn loszuwerden, diesen ungehobelten und ungebildeten Burschen (ich weigere mich einfach, ihn einen Rivalen zu nennen), diese unerträgliche Plage von einem Hund. Ja, genau das war er, eine Plage, auf die man gut und gerne verzichten konnte. Es tun oder es nicht tun, das war hier nicht die Frage; die Frage war: wie und wann?
    Wenn ich mich einmal zu etwas entschieden habe, dann konzentriere ich mich vollständig auf mein Ziel. Was war das Problem? Die Beseitigung einer weißen, etwa dreißig Kilogramm schweren und fast ein Jahr alten Englischen Bulldogge. Mal sehen. Man könnte vielleicht sein Fressen mit einer tödlichen Substanz beträufeln. Ich wußte zufällig, daß der Medizinschrank im Bad alle möglichen Pulver enthielt, die in der Tat die Gesundheit eines Hundes gefährden konnten. Wenn man es schlau plante, würde es sicher möglich sein, etwas davon im Dumms Futter zu geben – und Sie können mir glauben, er frißt wie ein Scheunendrescher. Ein etwas seltsamer Geschmack würde Dumm nicht vom Fressen abhalten, im Gegenteil, wahrscheinlich würde es ihm sogar besser schmecken. Also… möglich. Ja, durchaus möglich. Aber…
    Da war ein ganz großes Aber . Dumms Dahinscheiden mußte wie ein Unfall aussehen. Unbedingt. Meine Position im Haushalt durfte nicht gefährdet werden. Außerdem mußte sein Tod schnell eintreten und endgültig sein. Wenn Richard auch nur für einen Moment annehmen würde, Dumm sei ernsthaft krank, dann wäre er schneller mit ihm beim Tierarzt, als Dumm mit seinem Schwanz wedeln konnte – nein, es mußte wie ein Unfall aussehen (bei dem keinerlei Verdacht auf mich fallen konnte, unter keinen Umständen!), und es mußte ein für allemal sein. Plötzlich und endgültig. Keine Chance für Dr. Chance! (Dr. Chance ist der Tierarzt.) Der widerliche Dumm mußte sozusagen unwiderruflich verschwinden.
    Ich mußte also auf eine passende Gelegenheit warten, und währenddessen zimmerte ich mir Pläne zurecht und verwarf sie wieder, überlegte und verwarf. Wie sollte ich diesen verdammten Dumm nur um die Ecke bringen?
    Ich begann, mir die Krimis im Fernseher aufmerksamer anzusehen. Ich stellte mir vor, ich sei Columbo und prüfte jede einzelne meiner Ideen auf mögliche Patzer. Ich versuchte mich als Jessica Fletcher, aber das half mir auch nicht viel weiter. Mein Problem war, daß ich immer wie ein Detektiv dachte, wo ich doch eigentlich wie ein Killer denken mußte. Wie ein cleverer Killer.
    Ungefähr zu dieser Zeit entwickelte Richard Interesse an einem neuen Zeitvertreib, der den größten Teil seiner Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Dieser Zeitvertreib trug den Namen Marsha. Ich hatte Marsha bisher wenig Beachtung geschenkt. Sie war nur eine weitere der vielen jungen Damen im heiratsfähigen Alter, die Richard mit nach Hause zu bringen pflegte. Aber dann kam Marsha ein zweites Mal und ein drittes Mal, und schließlich dämmerte es mir, daß Marsha vielleicht so etwas wie eine konstante Größe in Richards Plan der Dinge werden könnte. Ich beobachtete das Ganze sehr aufmerksam. Würde Marshas Kommen mein Gehen bedeuten? War sie vielleicht eine noch größere Gefahr für mich als Dumm?
    Aber nein, au contraire. Marsha schloß mich in ihr Herz, dem Himmel sei Dank, und noch mehr Dank sei dem Himmel dafür, daß sie Dumm nicht ausstehen konnte. »Sieh ihn dir an, Richard«, sagte sie zum Beispiel. »Schau, was er versucht, mit meinem Bein zu machen. Dieser Hund ist abscheulich!«
    Richard kicherte. »Er ist bloß ein bißchen geil, das ist alles. Er ist ein fröhlicher junger Bursche in der Blüte seiner Jahre und ohne Freundin. Ich muß mal mit Dr. Chance darüber reden.« Und er zog das Biest von ihr weg und tätschelte ihm den flachen Kopf. »Armer alter Dumm. Kopf hoch, mein Junge. Du wirst in die Küche verbannt.«
    »Kastriert werden muß er, das fehlt ihm.« Marsha zwinkerte mir zu, und ich nickte. Wir waren einer Meinung, Marsha und ich. Nur war meine Vorstellung einer Kastration eine andere als die ihre. Dennoch konnte man vielleicht einen Vorteil aus Dumms Problem ziehen. Ich notierte es auf meiner Liste mit Dumms Schwächen. Wenn man jemanden um die Ecke bringen will, muß man doch zuerst seine Schwachstellen herausfinden, nicht wahr?

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