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Noch mehr Krimikatzen

Noch mehr Krimikatzen

Titel: Noch mehr Krimikatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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ich mußte es geschickt anstellen, so daß sie nachher nicht etwa auf die Idee kam, zu Richard zu laufen und zu sagen: »Zum Teufel – Lewie wollte, daß ich es tue.«
    Während ich überlegte und überlegte, zog der Frühling ins Land, und das bedeutete, daß der Balkon geöffnet wurde. Jedes Apartment in unserem Haus hat einen Balkon mit Sicherheitsgeländer, und sobald es warm genug (und die Luftverschmutzung nicht zu stark) ist, werden die New Yorker, die einen Balkon ihr eigen nennen dürfen, zu wahren Frischluftfanatikern. Liegestühle werden aufgestellt, Gartenstühle unter Planen hervorgezaubert, und die Pflanzen liefert der freundliche Florist von nebenan… Pflanzen. Moment mal. Bestimmte Pflanzen können der Gesundheit sehr abträglich sein, aber so etwas wußte Dumm natürlich nicht. Würde ich Dumm dazu überreden können, am Oleander zu schlecken oder an der Dieffenbachia herumzukauen (die Dieffenbachia ist ja auch als Gemeines Schilfrohr bekannt. Wie passend: ein gemeines Ende für einen gemeinen Hund!)?
    Und während ich so in der strahlenden Frühlingssonne in einem Liegestuhl faulenzte und nachdachte, fiel mein Blick auf einen völlig unerwarteten Benutzer des angrenzenden Balkons, des Balkons von Nummer elf B also, da dies hier elf A war. Der Neuankömmling, ein weißes Lockenknäuel mit pechschwarzer Nase, kläffte mich an. Es war ein freundliches Kläffen, begleitet von einem Sprung an das Geländer. Ein Pudel. Der Stimme nach zu schließen, ein junger Pudel, der Anatomie nach zu schließen, eine Hündin. Sie kam wohl gerade aus einem Hundesalon. Sowohl ihre Knöchel als auch ihr Schwanz waren mit schneeweißen, seidenweichen Troddeln versehen. Ihre dunklen Augen funkelten, sie kläffte erneut, und ihr Schwanz wedelte heftig hin und her. Wie ich schon sagte, sehr freundlich. Und einsam.
    Einsam. Hah! Eine einsame Hündin. Und in meinem Haus gab es einen einsamen Rüden. Na, das traf sich doch ganz ausgezeichnet. Wirklich ausgezeichnet. Wie ein Blitz schoß mir ein neuer Plan durch den Kopf, ein narrensicherer Plan. Ich ging zur Tür und sah ins Apartment hinein. Dumm schnarchte auf dem Sofa vor sich hin. Er wußte sehr wohl, daß das Sofa verboten war, aber solche Tabus ignorierte er für gewöhnlich. Er mußte geweckt werden. Also gab ich ein Geräusch von mir und wiederholte es so lange, bis seine Augen zu kleinen Schlitzen wurden und sein dicker Kopf sich ein paar Zentimeter von dem Kissen hob, auf dem er ruhte. Wenn er hätte sprechen können – aber selbstverständlich beherrschte er die Kunst des Kommunizierens nicht –, dann hätte er sicher gesagt: »Was hast du? Was ist los?«
    Draußen kläffte die Hündin.
    Dumms Augen öffneten sich noch ein Stück, sein Kopf richtete sich auf.
    »Wau. Wau-wau-wau. Wau.«
    Er gähnte und streckte sich. Verließ das Sofa. Trottete zur Balkontür, sah hinaus.
    »Wau-wau-wau-wau. Wau wau. Wau wau. Wau-wau-wau-wauuuu…«
    Dumm ging auf den Balkon hinaus. Ich folgte ihm vorsichtig, bemüht, den Bann nicht zu brechen.
    Er stierte vor sich hin und antwortete dem Pudel, bellte ein einziges rauhes »Wuff!«
    »Wauuuu!«
    Er ging näher an das Geländer heran, richtete sich daran auf. Seine Hundeleine baumelte herab, von seiner Zunge triefte der Speichel, und – glauben Sie mir – das war noch lange nicht alles. Ein ekelerregender Anblick.
    Der Pudel warf sich gegen das Geländer, war aber viel zu klein, um darüberklettern zu können. Dumm versuchte dasselbe von seiner Seite aus, aber seine Beine waren zu kurz, und er war viel zu schwer. Sie hielten beide für einen Moment inne und hechelten. Sie begann wieder mit dem Kläffen, und es klang irgendwie traurig.
    Er zog sich ein paar Schritte zurück, nahm einen kräftigen Anlauf in Richtung Hindernis und brachte seine beiden Vorderpfoten über das Geländer, während er versuchte, mit seinen Hinterbeinen nachzukommen. »Vorwärts, Dumm«, drängte ich. »Du schaffst es.« Ich ging näher heran, so nahe, daß ich ihm leicht einen Stoß hätte geben können.
    Er streckte sich jetzt, so weit er konnte. Das Geländer wurde durch ein paar verschnörkelte pfeilerartige Verstrebungen gestützt, und mit einer davon, deren Spitze sich wie ein umgedrehter Pfeil gegen seinen Brustkorb drückte, hatte er jetzt Schwierigkeiten. Die kleine Hundedame machte einen ungestümen Satz und schaffte es fast, mit ihrer Nase die von Dumm zu berühren, bevor sie wieder zurückfiel.
    Mehr Ansporn brauchte Dumm nicht. Eine letzte

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