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Noch mehr Krimikatzen

Noch mehr Krimikatzen

Titel: Noch mehr Krimikatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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konnte einen in den Wahnsinn treiben. Vielleicht war er aber doch ganz schlau, denn wenn Richard in der Nähe war, bellte er vorsichtshalber nicht, nur in seiner Abwesenheit. Und, so vermute ich, nur mir zu Gefallen.
    Wie dem auch sei, im Nachhinein kam ich zu der Überzeugung, daß es wohl Haß auf den ersten Blick gewesen sein mußte. Nicht nur, daß Dumm die ungesunde Atmosphäre eines Irrenhauses schuf, er erhielt auch eine Menge ungerechtfertigter Aufmerksamkeit. Es brachte mich ganz aus der Fassung, wenn ich sah, wie Richard es erlaubte, daß er ihm mit seiner nassen Hundezunge über das Gesicht schlabberte. Ich konnte einfach nicht verstehen, was er an Dumm fand, beim besten Willen nicht.
    Aber ich ließ mir nichts anmerken, o nein. Richard war der Brötchenverdiener und der Herr über all seine Untertanen, und warum auch nicht, so wie er aussah. Mit seinem Charme und seinem Intellekt war er weit davon entfernt, in irgendeiner Beziehung durchschnittlich zu sein. Ich wußte, mit wem ich mich gutzustellen hatte, schließlich lebe ich nur dank seiner Gnaden in diesem eleganten Apartment mit Aussicht auf den Central Park, ein gutes Dutzend Stockwerke über dem gewöhnlichen Fußvolk. Ich behielt meine Meinung also für mich und ging meinen Angelegenheiten nach, als hätte sich auch nicht das Geringste verändert, seit er da war, Dumm, der schlaue Hund.
    Am Anfang glaubte ich ja noch, daß sich Dumm, hirnlos wie er war, einfach nicht anders wie ein Tier benehmen konnte. Daß es sozusagen einfach seine Natur war. Aber nachdem ich eine Weile mit ihm zusammengelebt und ihn besser kennengelernt hatte, kam ich zu dem Schluß, daß er sich zum größten Teil mit voller Absicht so schlecht benahm. Zum Beispiel die Schweinereien auf dem schönen weißen weichen Teppich, mit dem das ganze Apartment ausgelegt ist. Dreimal am Tag ging Fritz, der Liftboy des Apartmenthauses, mit Dumm Gassi; es gab also keinen Grund für dieses rüde Benehmen, wirklich gar keinen. Aber es brachte Dumm ja die Aufmerksamkeit von Richard ein, nicht wahr? Er würde viel Aufhebens um Dumm machen, er würde Dumm erklären, wie wichtig die Hygiene war, er würde Dumm drohen: »Beim nächsten Mal…«, aber dann würde er sich von Dumm küssen lassen, mit eben jener schauderhaften Zunge, mit der er eben noch an seinem Hinterteil herumgeschleckt hatte… pfui, ich kann gar nicht weitererzählen. Es ist zu schrecklich!
    Das einzige mir bekannte wirkungsvolle Mittel gegen Dumm war, sich einfach von ihm fernzuhalten, und genau das tat ich auch und kam nur dann aus meinen kleinen Privatgemächern heraus, wenn Richard nach Hause kam. Trotzdem gab es Situationen, in denen ich für das büßen mußte, was eigentlich Dumm angestellt hatte. Die Sache mit der zerbrochenen Lampe zum Beispiel. Eine echte Tiffany Tischlampe (Richard sammelt auch Art déco und Kunstobjekte der Jahrhundertwende) war vom Tisch gestoßen worden und in tausend Stücke zerbrochen. Richard wagte es, mir einen mißtrauischen Blick zuzuwerfen, und ich bin mir nicht ganz sicher, ob er mir Glauben schenkte, als ich ihm versicherte: »Niemals! Ich gehe mit all deinen Sachen sehr vorsichtig um.« Ich war wirklich tief verletzt.
    Der wahre Schuldige ließ jene ekelhafte Zunge heraushängen und wedelte mit einem Schwanz, der jedem fetten Schweinchen gut gestanden hätte, wackelte mit den Hüften und schaute noch dämlicher aus der Wäsche als gewöhnlich. »Du?« fragte Richard. »Nein, Dumm, das hast du doch nicht etwa getan!« Dumm tänzelte um Richards Füße, krümmte dann die vordere Hälfte seines Körpers in einer typisch hundeartigen Verbeugung und legte seinen Kopf auf seine Pfoten: mea culpa. O Gott! Wie widerwärtig.
    Richard seufzte, und ich wußte, daß der Augenblick der Vergeltung vorübergezogen war. »Nun, was geschehen ist, ist geschehen«, sagte Richard. »Immerhin hast du es ja nicht absichtlich getan. Wir werden wohl einfach gewisse Dinge in Sicherheit bringen müssen, nicht wahr, Lewie?« Fragte er mich wirklich um Rat? Er beugte sich hinab und tätschelte Dumms flachen knochigen Kopf. »In Ordnung, Dumm. Ich weiß, daß es dir leid tut.«
    Leid tat? Ha! Ich glaubte, meinen Ohren nicht trauen zu dürfen. Offensichtlich konnte Dumm keinen Fehler begehen, zumindest keinen Fehler, der seine Vertreibung aus dem Paradies nach sich ziehen würde. Ich dachte angestrengt nach, ob es mir tatsächlich möglich sein würde, den Rest meiner Tage mit dieser ungehobelten Kreatur zusammen

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