Noch mehr Krimikatzen
Brandy in der Hand vor dem Kaminfeuer beisammen gewesen waren und Riley eingerollt im Schoß des alten Mannes gelegen hatte, hatte sich Harding an Freddy gewandt, um ihm mit einer weit ausholenden Geste zu sagen: »Eines Tages, Freddy, wird dies alles dir gehören.«
O sicher, ich habe alles bekommen, was ich je gewollt habe, dachte Freddy und erinnerte sich trübsinnig an die Testamentsverlesung. Nach Fichters kurzer Ansprache, die traurigen Umstände betreffend, unter denen sie sich versammelt hatten, und einer Lobrede darauf, welch ein guter Mann Calvin Harding gewesen war, hatte Freddy dem ersten Teil der Testamentseröffnung nur mit halbem Ohr gelauscht – die Bediensteten und die Wohltätigkeitsorganisationen bekamen jeweils großzügige Geldsummen zugesprochen. Harding vermachte das kleine Cottage am Ende des Grundstücks seinem treuen Gärtner, Bert Hill. Freddy war erst aus seinem selbstauferlegten, tranceähnlichen Zustand aufgetaucht, als Mr. Fichter beim größten Batzen der Erbmasse angelangt war.
»Und jetzt kommen wir zum letzten Punkt«, hatte Mr. Fichter gesagt und dabei in Freddys Richtung gelächelt. Er hatte sich geräuspert und dann weitergelesen. »Den Hauptanteil meines Besitzes, welcher mein Haus und den Rest des Vermögens einschließt, vermache ich hiermit meinem treuen Gefährten…« An dieser Stelle war Freddys Brust vor Stolz geschwollen. Er war schließlich Hardings treuer Begleiter gewesen. Siebzehn Jahre seines Lebens, und nun würde er die Belohnung bekommen. »…meiner Katze Riley.«
Aus Freddys Brustkorb war die Luft entwichen wie aus einem Kinderplanschbecken. Wie betäubt hatte er weiter zugehört. »Im Falle eines natürlichen Todes meines geliebten Riley und sollten keine lebenden Verwandten ausfindig zu machen sein, fällt das Geld an meinen Gesellschafter und Hausdiener für fast zwei Jahrzehnte, Frederick Wilson.«
Immer noch lächelnd hatte der Notar das Testament niedergelegt und Freddy direkt angeschaut. Freddy hatte nicht übel Lust gehabt, ihm das Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen, hatte sich jedoch beherrscht. Er war neugierig gewesen zu hören, warum Harding alles seiner Katze hinterlassen hatte.
»Nun, was halten Sie davon, Mr. Wilson?« hatte Fichter selbstgefällig gefragt. »Mr. Harding hat weitere Instruktionen hinterlassen, denen zufolge Sie im Haus wohnen bleiben können. Ich denke, das so zu regeln, war schon sehr großzügig von ihm. Ihre Pflicht wird es natürlich von nun an sein, rundum für Rileys Wohl zu sorgen. Ihr Gehalt werden Sie weiter beziehen, mit den üblichen, jährlichen Erhöhungen. Die Ausgaben, die für Rileys Belange anfallen, werden von dem Vermögen getragen werden, und, da Riley nicht Auto fahren kann« – Fichter hatte innegehalten und über seinen erbärmlichen Witz selbst gelacht – »ist die Benutzung des Mercedes Ihnen vorbehalten.«
»Aber warum Riley?« hatte Freddy sich selbst wimmern gehört.
»Kurz bevor Mr. Harding seinen Letzten Willen aufsetzte, beschlich ihn die Sorge, was nach seinem Tod aus Riley werden würde«, erklärte Fichter. »Er glaubte, daß dies der beste Weg sei, Riley ein langes und glückliches Leben zu garantieren.«
»Oh, ja«, hatte Freddy gerade noch zustandegebracht, zu fassungslos, um etwas Angemesseneres zu erwidern.
Fichter hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen. »Die Details werden wir in den nächsten Tagen durchgehen. Morgen nachmittag werde ich zur Villa kommen und mit Ihnen die weiteren Sie betreffenden Abmachungen besprechen.«
»G-Gut«, hatte Freddy hervorgebracht und dem Notar die Hand gegeben, bevor er gegangen war.
Als Freddy aus dem Mercedes stieg, war er in Gedanken immer noch bei der Katze, der dummen, reichen Katze. Sein ganzes Leben lang war Freddy irgend jemandes Diener gewesen. Zuerst war er Schuhverkäufer, und als er es müde geworden war, sich um entzündete Fußballen und Schweißfüße zu kümmern, war er Chauffeur eines wohlhabenden Geschäftsmannes geworden. Dann hatte er Calvin Harding getroffen, der Gefallen an Freddy gefunden und ihn gefragt hatte, ob er sein Diener und Gesellschafter werden wolle. Und so hatte Freddy die vergangenen siebzehn Jahre damit verbracht, jede Marotte dieses alten Mannes zu ertragen. Riley eingeschlossen.
Riley war gerade ein Jahr alt, aber schon fest im Haushalt etabliert gewesen, als Freddy seinen Dienst angetreten hatte. Als Hundeliebhaber hatte sich Freddy grundsätzlich nie für Katzen interessiert, und speziell mit Riley
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