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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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sich anschließend vom Fernseher ins Nirwana schaukeln zu lassen. Kim hatte ihr allerdings – in weiser Voraussicht – jede Möglichkeit zur Absage zerschlagen. Er kannte sie einfach zu gut. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als zu versuchen, sich ein bisschen Leben ins Gesicht zu zaubern. Vorher musste sie unbedingt Frauke zurückrufen. Die hatte ihr eine Nachricht auf dem AB hinterlassen, dass sie und Sven sie um Viertel nach sieben abholen könnten, um gemeinsam zu Kim und Marie zu fahren. Nora nahm das Angebot nur zu gerne an.
    Pünktlich um 19:15 Uhr klingelte es. Sie drückte die Gegensprechanlage. »Nora, kommst du bitte gleich runter? Wir stehen in zweiter Reihe. Das ist ja immer wieder Horror hier mit den Parkplätzen.«
    »Ich komm runter!« Nora warf einen kurzen Blick in den Spiegel. Dank Wimperntusche, Puder und Co. sah sie einigermaßen wie sie selbst aus. Sie griff ihre Tasche und eine Flasche Prosecco und eilte nach unten.
    »Mann, wie hältst du es hier nur aus? Ich würde durchdrehen, wenn ich hier jeden Tag einen Parkplatz suchen müsste«, begrüßte sie Sven in seiner trockenen Art, als Nora auf die Rückbank krabbelte, um neben dem Kindersitz mit Kira Platz zu nehmen. Nora liebte ihr Viertel Sülz, direkt hinter der Kölner Uni. Hier war immer etwas los, und alles lag vor der Haustür: Supermärkte, Klamottenläden, Parfümerien, Restaurants, Bars.
    »Ich find’s super hier«, antwortete sie nur, bevor sie Frauke von hinten einen Kuss auf die Wange drückte. »Hey, du hast neue Haare. Sieht super aus!«
    »Ganz gut, ne?!«, antwortete Frauke und wuschelte sich mit den Fingern durch die neue blonde Pony-Frisur. Während Sven bis auf ein paar Pfunde mehr irgendwie noch genauso aussah wie vor 18 Jahren, als Nora die beiden kennengelernt hatte, wurde Frauke nicht müde, immer mal wieder einen neuen Stil auszuprobieren. Frauke und Sven waren schon ein Paar gewesen, als Nora zu ihrem Freundeskreis stieß. Und während die meisten nicht davon abzuhalten waren, ihr Paarungsverhalten innerhalb des Freundeskreises in immer wieder neuen Konstellationen auszuleben, waren Frauke und Sven tatsächlich die einzige konstante Verbindung geblieben.
    Nora schnallte sich an und wandte sich schließlich an Kira, die bockig in ihrem Kindersitz hockte und mit den Füßchen gegen den Vordersitz trat. »Na, Schatz, alles klar bei dir?!«
    »Mmmmh«, schmollte diese.
    »Was ist denn los, Süße?«, fragte Nora.
    »Die Mama ist doof.«
    »Kira«, mahnte Sven augenblicklich in scharfem Ton von vorne. »Hier ist überhaupt niemand doof, verstanden?!«
    Frauke schüttelte den Kopf, um ihr Missfallen auszudrücken.
    »Wohl«, maulte Kira und funkelte mit ihren blauen Augen. »Die Mama hat mich verboten, mein Liebeskleid anzuziehen.«
    Nora schaute fragend zu Frauke.
    »Süße, es heißt: ›Mama hat mir verboten‹ und ›Lieblingskleid‹. Und das ist leider schmutzig. Das konntest du gar nicht anziehen«, versuchte Frauke zu erklären.
    »Mir egal«, heulte Kira.
    »Süße, das, was du anhast, ist doch auch sehr, sehr schön!«
    »Supercool«, versuchte Nora Frauke zu unterstützen.
    »Neeeeeiiiiiiiiiiin! Auch doooooooooooofffffffff«, schrie Kira jetzt aus voller Brust.
    Eigentlich war Kira ein echter Sonnenschein. Ausraster wie diese waren selten, aber wenn, dann richtig heftig. Na, das kann ja heiter werden, dachte Nora und rieb sich ihren Schädel, der plötzlich dumpf dröhnte.
    Es war nur eine kurze, aber tränenreiche und sehr lautstarke Fahrt von Köln-Sülz bis in die Südstadt, wo Kim und Marie lebten. Durch ein großes Eisentor kam man auf einen Hinterhof, der zu ihrem Loft gehört. Marie hatte diesen mit viel Geschmack in eine unglaublich großzügige Chill-out-Area verwandelt. Eine Terrasse aus Holzplanken bot Platz für eine weiße Sofaecke, zwei weiße Sessel, einen weißen Couchtisch aus alten Europaletten, vier Sonnenliegen und einen riesigen Esstisch, der eigentlich mal eine alte Kirchentüre gewesen war. Ein weißes Segel überdachte die Hälfte der Terrasse, auf der unzählige weiße Blumenkübel mit Oliven- und Orangenbäumen standen. In einem Beet wuchsen allerlei Kräuter und einige Tomatenstauden. Es war ein richtiges kleines Paradies. Nur der Sandkasten und die Schaukel auf dem vorgelagerten künstlichen Rasenstück trübten die Izi-Bizi-Atmosphäre ein winziges bisschen. An der Haustür prangte eine riesige Klingel – ein Bild der Familie, das Kim mit seinen Kindern, dem fünfjährigen

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