Noch nicht mal alleinerziehend
betreten hatte, fehlte von Kim nach wie vor jede Spur. Als sie sich gestern bei ihm für das nette Geschenk bedankt hatte, ergriff Kim die Gelegenheit, sie sogleich für ein Treffen zu verhaften. »Wir haben seit Ewigkeiten keinen Kim-und-Nora-Abend mehr gehabt. Ich will wissen, wie es dir geht, und mit dir auf deinen Geburtstag anstoßen«, hatte er gesagt. Nun schien es fast, als würde er sie versetzen. Tat er nicht. Um kurz nach acht kam er aufgelöst an ihren Tisch gestürmt.
»Boah, entschuldige.«
»Kim. Fast pünktlich …« Nora schaute streng.
»Alles Liebe nachträglich zum Geburtstag, Süße.« Er hatte sich seine Jacke ausgezogen, neben Nora Platz genommen und sie auf die Wange geküsst.
»Danke, Baby. Was war denn los? Das ist selbst für dich eine fast schon freche Verspätung.«
»Hör bloß auf. Claire und Anton sind immer noch krank, und Marie hat sich prompt angesteckt.«
»Was haben sie denn?«
»Magen-Darm. Kurz bevor ich loswollte, gab es noch ein riesiges Malheur. Mehr willst du gar nicht wissen …« Er tätschelte ihr die Hand.
»Und dann küsst du mich? Hast du dir die Hände desinfiziert?«
»Nora, sei nicht kacke!«
»Bitte, lass uns das Thema wechseln.«
Sie bestellten zwei Kölsch, Nora ein Bauernomelette und Kim einen Hackbraten.
»Dass du immer noch Fleisch isst.« Nora schaute angewidert auf Kims Teller.
»Nora.« Kim hasste dieses Be-Veggie-Gelaber. »Erzähl mir doch lieber, was du an deinem Geburtstag so alles gemacht hast. Hast du schön gefeiert?«
Nora erzählte ihm kurz von dem Abend mit den Mädels und ihrem Absturz. Kim liefen vor Lachen die Tränen runter. »Wahnsinn«, sagte er.
»Apropos Wahnsinn. Das habe ich dir noch gar nicht erzählt. Sophie ist ja schwanger, und Jules hat überhaupt keinen Bock auf sein Geschwisterchen. Hat er letztens bei unserem Familienessen kundgetan. ›Give away baby‹, hat er gesagt. So lustig. Mina hatte dann gleich die Lösung. Weil ich ja eine Frau bin, aber keinen Mann, kein Kind und noch nicht mal Haustiere habe, soll das Baby jetzt zu mir ziehen.«
»Na, da hätte ich ja gerne die Gesichter deiner Familie gesehen.«
»Unbezahlbar. Eine Mischung aus Schock und totalem Unverständnis. Aber sie haben sich zurückgehalten. Nur meine Mutter konnte sich nicht bremsen. ›Da verlieben sich ja Wahnsinn und Irrsinn‹ – so was hat sie dazu gesagt.«
Kim lachte.
»Kim!«, sagte Nora mahnend. »Ich kann sehr gut mit Kindern.«
»Auf meine darfst du jederzeit aufpassen!«
»Dankeschön!«
»Und abends, warst du dann noch clubben? Mit Luna?«
»Nee, geiler. Wir sind mit dem Hubschrauber über Köln geflogen und waren dann essen im Daitokai.« Ohne zu überlegen, was sie da gerade sagte, waren die Worte aus Nora rausgesprudelt.
»Wer wir? Luna und du? Im Hubschrauber? Hat sie dir das zum Geburtstag geschenkt? Dreht sie jetzt komplett durch?«
Shit, dachte Nora. Dann war wohl heute der Abend der großen Beichte. »Nee, nicht mit Luna.«
»Mit wem denn dann? Nora?!« Kim lächelte sie jetzt verschwörerisch an.
»Hab ich dir schon erzählt, dass ich mir Botox hab spritzen lassen? Habe ich mir zum Geburtstag geschenkt.«
»Ja, hast du eben in deiner Zusammenfassung vom Mädchenabend erzählt. Siehst aber genauso aus wie vorher …« Er schaute ihr forschend ins Gesicht.
»Das muss ja auch erst mal wirken.«
»Ja, ja. Also, mit wem hast du das gemacht, diesen Geburtstags-Hubschrauber-Daitokai-Abend?«
»Mit Mariano.« Nora widmete sich ihrem Teller, so als koste es ihr ganzes Können und größtes Geschick, das Bauernomelette in mundgerechte Stückchen zu zerlegen.
»Ist das dieser Argentinier, von dem ich schon etwas gehört habe?«
»Kim!« Nora tat brüskiert. »Warum ziehst du mir denn alles so aus der Nase, wenn du schon etwas gehört hast?«
»Bitte?! Warum bin ich überhaupt der Letzte, der davon erfährt? Erzählst du mir nichts mehr?«
»Ich wollte erst mal abwarten.«
»Was gibt’s denn da abzuwarten?«
»Na, ob es sich lohnt?«
»Und wann lohnt es sich deiner Meinung nach, deinem besten Freund davon zu erzählen, dass du dir einen argentinischen Toyboy zugelegt hast? Wie alt ist der? Daggi sagte, irgendetwas um die 27?«
»25. Ist dein Hackbraten lecker?«
»25. Nora, wenn du ein Kerl wärst, würde ich jetzt mit dir abklatschen …«
Nora grinste, sichtlich erfreut über ihren jungen Fang. Kim zwinkerte ihr zu.
»Daggi! War ja klar, dass die das sofort rumerzählt.«
»Klar war das klar! Und wie
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