Noch nicht mal alleinerziehend
ist er so? Jetzt erzähl doch mal.«
Nora erzählte und ließ nur die schlüpfrigen Details und die komische Situation von gestern Morgen aus.
»Und, bist du verliebt?«, fragte Kim, als Nora fertig war.
»Nö, verknallt vielleicht, aber auf keinen Fall verliebt. Ich bin gerne mit ihm zusammen. Er ist lustig. Alleine sein Akzent ist so witzig, und er ist echt hot. Und dumm ist er auch nicht.«
»Und was ist dann dein Problem?«
»Problem? Es gibt kein Problem!«
»Na ja, als deinen neuen Freund betrachtest du ihn ja wohl eher nicht?! Warum erzählst du nicht von ihm?«
»Ich kenne ihn nicht mal drei Wochen …«
»Ist doch scheißegal. Wenn’s passt, dann passt’s, oder?!«
»Puh, das wird langsam anstrengend. Wenn ihr alle mehr Pohlman hören würdet, dann müsstet ihr mich nicht ständig so nerven.« Nora begann ihren Lieblingssänger zu zitieren: »Die Liebe lässt so gern auf sich warten. Nur die Geduld hält sie in Atem. Gehen wir in Ruhe auf sie zu.« Sie schaute Kim selbstzufrieden an. »Du kennst mich doch. Ich weiß noch nicht, was daraus wird. Und deshalb genieße ich erst mal im Stillen den Moment.«
»Weiß er, wie du das siehst?«
»Glaube schon. Also nicht, dass wir drüber gesprochen hätten. Warum?«
»Na ja, dem Knaben scheint es jedenfalls ziemlich ernst zu sein. Nach dem, was du mir erzählt hast«, sagte Kim und sah sie an.
»Quatsch, das ist ne Affäre. Ganz unverbindlich. Ganz easy. Keine Ansprüche und so …« Nora leerte bereits ihr drittes Kölsch. Der Köbes brachte ihr – so wie es üblich war – unaufgefordert sofort ein neues.
»Leinenmacher, wie naiv bist du eigentlich? Meinst du wirklich, ein Typ veranstaltet ein solches Brimborium, wenn er dich nur …«
»… ficken möchte? Warum nicht?«
»Bitte, also da müsstest du ja Sachen drauf haben, die …« Kim verstummte, als ihn Noras fragender Blick traf. »Ist ja auch völlig egal. Jedenfalls fahren Männer so ein Programm nur auf, wenn sie echt verliebt sind. Vor allem, wenn die Frau so alt ist.«
»›Alt!‹ Kim, jetzt wandelst du auf ziemlich dünnem Eis!«
»Im Ernst, weißt du, was das alles gekostet haben muss?! Allein für das Essen im Daitokai schuldest du ihm einen Monat Sex!«
»Das war alles gar nicht so teuer, weil sein Freund, der uns geflogen hat, Connections hat. Der fliegt uns auch beim Fallschirmspringen. Sonst hätte ich das ja alles gar nicht angenommen.«
»Fallschirmspringen? Ihr geht Fallschirmspringen?«
»Ja, irgendwann demnächst.«
»Das hat er auch noch draufgelegt?«
»Mmmh. Eigentlich sollte das schon am Sonntag stattfinden, aber ich musste das absagen. Du weißt schon, wegen der Taufe von Bill und Tom. Dann einen Tag früher, also am Samstag. Das ging auch nicht. Samstags bin ich ja immer bei meinen Eltern.«
»Tschuldige, aber du hast das dann noch mal abgesagt, weil du samstags immer bei deinen Eltern bist?«
»Kim, du kennst sie doch. Das ist in unserer Familie ein Pflichttermin. Da muss man schon todkrank sein, um entschuldigt fehlen zu können.« Sie schaute ihn ungläubig an.
»Nora, der Junge hat dir einen Fallschirmsprung geschenkt, keinen Kinobesuch. Ich an seiner Stelle wäre ausgeflippt.«
Nora erinnerte sich daran, dass Mariano tatsächlich etwas genervt geklungen hatte, als sie heute Mittag am Telefon die Termine durchgegangen waren. »Nora, wir müssen nicht …«, hatte er gesagt. Nora hatte ihm versichert, dass sie unbedingt mit ihm diesen Sprung machen wollte – nur nicht Samstag oder Sonntag. Sie hatten sich auf Dienstag geeinigt.
»Also«, setzte Kim jetzt wieder an. »Ich hätte dich sehr wahrscheinlich gefragt, ob du noch richtig tickst.«
»Er nicht. Wir springen jetzt nächsten Dienstag. Also in einer Woche.«
»Nora, Baby. Also, wenn du mich fragst …«
»Tu ich übrigens nicht.«
»… dann solltest du dir ganz schnell überlegen, wie du zu ihm stehst. Sonst brichst du dem armen Kind noch das Herz.«
»Kim, er ist 25, nicht 15! Ich denke, er weiß genau, was er da tut.«
»Wenn du dich da mal nicht selbst belügst. Noch ein Kölsch?«
Den nächsten Tag verschlief Nora fast komplett. Die Nacht mit Kim hatte lange gedauert. Er war mit ihr noch in irgendeine Bar in Nippes gefahren, in der man auch mitten in der Woche bis morgens um sechs trinken und tanzen konnte. Nora hatte kaum Erinnerungen daran, wie sie nach Hause und ins Bett gekommen war, welches sie erst gegen Abend wieder verließ, um sich eine Gemüsesuppe zu machen. Mariano hatte ein
Weitere Kostenlose Bücher