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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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Bedürfnis, mich zu vermehren oder mich und mein Leben über ein Mini-Me zu definieren und mich dem unterzuordnen.«
    »Das ist ziemlich wertend.«
    »Nun ja, wenn ich mich so umschaue … Ich für meinen Teil verbinde das jedenfalls mit dem Thema Kinderkriegen.«
    »Und es lag nie daran, dass der passende Mann fehlte?«
    »Nein. Ich hatte nicht viele Beziehungen, dafür aber immer feste und lange. Und für den jeweiligen Lebensabschnitt war ich immer mit DEM Richtigen zusammen. Auch rückblickend.«
    »Heiraten wollten Sie auch nie.«
    »Nein. Nie. Vielleicht war sogar ein Heiratsantrag der Auslöser, der mich aus einer Beziehung getrieben hat.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Nora begann zu erzählen, von Tobi und ihr. Wie sie zusammengelebt hatten und sich bei Nora schon leise Zweifel gemeldet hatten. Eines Tages, sie mussten so acht Jahre zusammen gewesen sein, hatte er auf dem Sofa neben ihr gesessen. Er hatte ihre Hand genommen, ihr tief in die Augen geschaut und gesagt: »Nora, kannst du dir vorstellen, meinen Namen zu tragen?«
    Nora wäre fast in Ohnmacht gefallen, und zwar nicht vor Freude. Nachdem sie wieder atmen konnte, hatte sie versucht, die Situation mit einem Witz zu retten. »Als Tattoo?«, hatte sie gefragt. »Tobi, sind wir dafür nicht ein bisschen zu alt?«
    »Nora, nicht als Tattoo – in deinem Perso, deinem Reisepass, deinem Führerschein, auf deinen Visitenkarten, einfach überall. Könntest du dir vorstellen, meinen Namen zu tragen?«
    »Süüüüüüüüß«, hatten alle ihre Freundinnen im Chor geschrien und aufgeregt in die Hände geklatscht, während sie, nachdem sie ihre erste echte Panikattacke überlebt hatte, ihnen mit zitternden Händen, nervös an der Zigarette ziehend und einen Prosecco nach dem anderen kippend, davon erzählt hatte.
    »Und was hast du gesagt?«, »Wann heiratet ihr?«, hatten sie wüst und schnell ihre Fragen abgefeuert.
    »Gar nicht«, lautete Noras knappe Antwort. »Ich habe Nein gesagt.«
    »Waaaaaaaas? Spinnst du?« Ihre Freundinnen konnten es nicht fassen.
    Nora hatte Tobi damals angesehen, sein Gesicht in die Hände genommen und ganz sanft gesagt: »Tobi, ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich. Aber ich kann das nicht. Ich kann das auf keinen Fall. Das geht nicht, du weißt das.«
    Er war ziemlich geknickt gewesen, bestimmt eine Woche. Danach hatte er sie nie wieder gefragt.
    »Warum hatten Sie eine Panikattacke?«, fragte Rosa, nachdem sie Noras Ausführungen gelauscht hatte.
    »Ich weiß nicht. Ich bin echt spießig, wenn es um Liebe und Schwüre und Unterschriften geht. Bis dass der Tod uns scheidet – das kann ich niemandem in die hohle Hand versprechen. Nicht, dass ich ein Fan von offenen Beziehungen wäre. Überhaupt nicht! Ich war auch immer treu. Aber bis ans Lebensende? Das kann ich einfach niemandem schriftlich versichern. An diesem Tag war das so, als wollte mich jemand in Handschellen legen. Tobi ist echt ein toller Mann, wir hatten eine tolle Beziehung. Vielleicht war das auch einer zum Altwerden, aber ohne Heirat. Nachdem er mir einen Heiratsantrag gemacht hatte, wurde die Luft plötzlich ziemlich dünn. Da ist irgendetwas in mir kaputt gegangen, oder der Impuls ›Bloß weg hier‹ war stärker. Ich weiß auch nicht.«
    »Hatten Sie schon früher Angst davor, Verantwortung zu übernehmen?«
    Nora sah Rosa jetzt erschrocken an. »Ich habe doch Verantwortung übernommen. Ich habe ihm die Wahrheit gesagt. Der schönste Tag im Leben ist für viele ein wallendes Kleid, ein Liebesschwur vor Verwandten und Freunden, ein rauschendes Fest mit vierstöckiger Torte und Fünf-Gänge-Menü. Für mich ist das wie Sich-Verkleiden und Sich-Aufgeben.«
    »Gut, Nora. Ich verstehe. Wenn Sie Ihre Situation jetzt betrachten, diese Dinge passieren ja nicht von einem auf den anderen Tag, gab es da vielleicht schon mal Situationen, in denen Ihr Lebensentwurf von Ihren Freunden hinterfragt wurde?«
    Nora überlegt. »Sie meinen, außer den unzähligen Malen nach der Trennung von Tobi, wo besorgte Freunde neben mir standen, mitfühlend den Arm um mich gelegt haben und mir ins Ohr flüsterten: ›Nora, was ist eigentlich los mit dir? Warum ist eine Frau wie du immer noch alleine?‹«
    »Ja, darüber hinaus.«
    Sie überlegte lange. Sie erinnerte sich an die Hochzeit von Jakob vor sieben Jahren. Sie hatte gerade seiner Mutter zur Hochzeit gratuliert, als diese sagte: »Da vorne hättest heute auch du stehen können, das weißt du!«
    Nora war erschrocken. Zum einen, weil

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