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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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es nicht. Ich weiß gar nichts mehr! Doch, ich will meine Ruhe! Das ist mir alles zu anstrengend. Ich bin müde. Und dabei arbeite ich gerade nicht mal.«
    »Noch etwas?«
    Nora sackte erschöpft in dem Sessel zusammen. »Nein. Ehrlich gesagt reicht mir das auch völlig.«
    »Gut, allerdings hätte ich noch ein paar abschließende Fragen an Sie.« Rosa fragte sie, was sie von ihr erwarte, was sie tun müsste, um Nora zu enttäuschen, oder was auf keinen Fall passieren dürfe, wenn sie miteinander arbeiten würden. Fragen, die Nora komisch fand, aber mit »Ehrlichkeit und Kompetenz«, »Lügen« und »Mich in eine Schublade pressen, das hasse ich«, beantwortete.
    »Und was erhoffen Sie sich von einer gemeinsamen Arbeit, Frau Leinenmacher?«
    »Ich denke, am Ende möchte ich dastehen und mich neu ausgerichtet haben. Ich will mir wieder sicher sein, wer ich bin und was ich will. Ich möchte keine Kompromisse. Ich möchte eine klare Linie für mich finden. Und ich möchte herausfinden, was ich beruflich machen möchte. Ich möchte Klarheit. Kurz gesagt: Ich will zurück zu mir, wer immer ich mittlerweile auch bin.«
    »Ein sehr schön und klar formuliertes Ziel. Vor allem, weil Sie nicht nur zu alten Strukturen zurückkehren möchten, sondern bereit sind, sich auf Neues einzulassen. Eine ausgesprochen mutige Entscheidung und eine gute Basis. Da können Sie schon einmal stolz auf sich sein.«
    »Na ja …«, sagte Nora und lachte ein wenig zynisch, »… ich mache das ja nicht zum Spaß oder weil mir langweilig ist …«
    »Das sehe ich.«
    Rosa und Nora vereinbarten, dass sie spätestens in einer Woche miteinander telefonieren würden, um eine Zusammenarbeit zu- oder abzusagen. »Sollten Sie sich schon früher entschieden haben, dann melden Sie sich ruhig. Aber ein paar Tage sollten Sie sich schon nehmen. Ganz in Ruhe.« Rosa begleitete Nora zum Empfang und reichte ihr zum Abschied die Hand, die sie ganz sachte drückte. Das hatte etwas ziemlich Ermutigendes, fand Nora. Um 10:15 Uhr stand sie wieder unten vor der Haustüre. Das zeigte zumindest die große Uhr über der Apotheke im Haus nebenan. Nora zog ihre Sonnenbrille auf und den Reißverschluss ihrer Jacke zu. Der Himmel war bewölkt – zum ersten Mal seit Wochen. Aber Nora fühlte sich erleichtert – zum ersten Mal seit Wochen.
    Die nächsten Tage zog Nora sich zurück. Sie telefonierte nur wenig, und das Essen bei ihren Eltern ließ sie ausfallen. Sie hatte wirklich keinen Bock, sich mit Sophie an einen Tisch zu setzen. Ihre Schwester hatte sie immer noch nicht angerufen und nicht mal den Versuch gestartet, sich bei ihr zu entschuldigen. Auch die einlenkenden Worte von Jo, der vor ein paar Tagen versucht hatte, die Situation für Sophie zu lösen, hatten nicht gefruchtet. Typisch Sophie, erst mal den großen Bruder vorschicken. Nora hatte seinen Versuch gleich im Keim erstickt: »Jo, bitte. Das hat zwischen uns beiden überhaupt nichts verloren. Das ist eine Sache zwischen Sophie und mir, und ich möchte daraus kein Familiendrama machen.« Dafür war es natürlich längst zu spät. Ihre Eltern waren, entweder durch Sophie oder Jo, über den Streit der Schwestern informiert und dem Schiedsgericht bereits beigetreten.
    »Nora, das ist doch lächerlich. Und kindisch. Du kannst doch unmöglich wie die beleidigte Leberwurst in deiner Wohnung hocken und darauf warten, dass Sophie sich bei dir entschuldigt. Du musst sie doch auch verstehen. Sie ist schwanger, da liegen die Nerven schon mal blank. Da sagt man Dinge …«, feuerte ihre Mutter über die Telefonleitung auf Nora.
    »Vielleicht sollte ich mich auch schwängern lassen, dann kann ich mich aufführen wie ein riesiges Arschloch, und alle müssen das verstehen!«
    »Ich mag weder deine Ausdrucksweise noch deinen Ton oder den Kern deiner Aussage. Du weißt, dass es nicht so ist.«
    »Sorry, so sieht das aber für mich aus. Ich will das echt nicht mit dir besprechen. Es geht dich auch gar nichts an. Aber Sophie war echt drüber.«
    »Es geht mich nichts an? Es geht mich also nichts an, wenn du deshalb am Samstag nicht zum Essen kommst?«
    »Die Reduzierung des Essens um eine Portion dürfte zu verkraften sein. Und: Ja, es geht dich nichts an. Es geht hier nicht um dich. Sophie und ich kriegen das irgendwann irgendwie schon wieder auf die Reihe. Und so lange hältst du dich bitte zurück. Ihr alle. Und lass Papa da raus!«
    »Wie sprichst du denn mit mir?!« Ihre Mutter war entsetzt.
    »So wie ich muss, damit du

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