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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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wir uns Schritt für Schritt nähern, durch die Annäherung von Selbst- und Fremdbild aufgrund persönlichen Feedbacks meinerseits. Sie bestimmen, wo wir anfangen. Sie bestimmen das Tempo, die Richtung und steuern Ihren Entwicklungsprozess. Bei allem haben wir immer Ihr Ziel vor Augen, am Ende Klarheit darüber zu haben, wer Sie sind und was Sie wollen. Beruflich wie privat.«
    Nora hatte nicht allem folgen können, aber das, was sie aufnehmen konnte, machte Sinn.
    »Womit möchten Sie anfangen, Frau Leinenmacher?«
    »Ich denke, am besten mit meiner privaten Situation, oder? Das setzt mir viel mehr zu, und ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich das zuerst klären muss, bevor ich mich um meine berufliche Zukunft sorge.«
    Rosa lächelte zustimmend. »Bevor wir uns um Ihre berufliche Zukunft kümmern, Frau Leinenmacher«, korrigierte sie Noras letzten Satz.
    »Ich habe da eine Frage.«
    »Ja?«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich Nora zu nennen? Also nicht, dass ich Sie duzen möchte, aber ich würde mich viel wohler fühlen mit Nora.« Nora war es nicht gewohnt, gesiezt zu werden. In ihrem Business waren alle per Du, und sie fühlte sich immer gleich 100 Jahre älter, wenn man sie mit Sie ansprach. Das taten nur ihre Ärzte. Gut, das war hier ähnlich, aber hier ging es um eine höchst persönliche Angelegenheit.
    »Das ist kein Problem, Nora. Ich werde aber beim Sie bleiben.«
    Britisch. Das war o.k. für Nora. Hauptsache nicht Frau Leinenmacher , da hätte Nora gleich das Gefühl, noch ein Alter Ego mitgebracht zu haben. Sie beschloss, das nicht laut zu sagen, ansonsten hätte Rosa vielleicht doch eine Psychoanalyse oder Gesprächstherapie vorgeschlagen, wegen multiplen Persönlichkeiten oder so.
    »Gut, dann sollten wir es uns drüben in der Sitzgruppe bequem machen und anfangen.«
    »Gerne«, sagte Nora, und irgendwie fühlte sie sich kurz so, als würde sie in eine mündliche Prüfung geleitet. Rosa bemerkte das sofort. »Es ist alles gut, Nora. Atmen Sie tief in den Bauch und entspannen Sie sich. Das ist Ihre Zeit und Ihr Raum. Sie bestimmen, was Sie erzählen möchten und was nicht. Nichts, was hier passiert, gelangt nach draußen. Sie sind hier absolut sicher.«
    Nora setzte sich in einen der Sessel und nahm eins der bunten Kissen, das sie vor ihrem Bauch umarmte. Sie fühlte sich wie fünf.
    »Wollen wir anfangen?«
    »Mmmh …«
    »Wenn Sie mit Ihrer privaten Situation anfangen möchten …«
    »Ja?«
    »… wäre es Ihnen recht, wenn ich zum Einstieg ein paar persönliche Fragen stelle?«
    »Ja.«
    »Also, wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann sind es die unterschiedlichen Lebensumstände, die Sie von Ihren Freunden zu isolieren scheinen.«
    »Ja.«
    »Auf der einen Seite haben wir das Lebenskonzept Familie, auf der anderen das Ihrige.«
    »Ja.«
    »Wann wussten Sie sicher, dass Kinder für Sie nicht in Frage kommen?«
    Nora überlegte kurz. »Ich glaube, schon immer. Meine Mutter sagt, dass ich Vater-Mutter-Kind-Spielen immer doof fand. Ich wollte lieber Abenteuer spielen. Und als ich bei den Nachbarn mit Babysitten angefangen habe, habe ich wohl auch immer zu meiner Mutter gesagt, ›Das macht Spaß, aber eigene Kinder will ich auf keinen Fall.‹ Das zog sich dann so durch. Bis heute. Wenn ich so darüber nachdenke, dann gab es auch nie DEN Moment, wo ich das entschieden habe. Es gab aber auch nie einen Moment, in dem ich gedachte hätte: ›Kinder wären aber schön‹. Bei mir war das eher ein ganz klarer Wunsch nach keinen Kindern.«
    »Nun mögen manche sagen …«
    »… das sei unnatürlich? Weil ich eine Frau bin? Meine größte Angst war immer, dass ich schwanger werde. Ich bin derartig penibel und akkurat, wenn es um Verhütung geht. Ich habe auch nie gedacht: ›Ach, wenn’s jetzt passiert, dann ist es auch nicht schlimm‹. Ganz im Gegenteil. Und kommen Sie mir jetzt nicht mit der biologischen Uhr. Die MUSS Frau nicht haben. Ich habe sie wohl nicht. Bei mir regt sich da gar nichts.«
    »Was regt sich stattdessen?«
    »Der Wunsch nach Unabhängigkeit. Ich wollte stets ein Ich sein. Meine Eltern dachten immer, das ›Kinder, nein danke‹ sei eine Anti-aus-Prinzip-Sache. Als ich dann erwachsen wurde, fanden sie es eine Zeit lang ganz o. k., wegen der Selbstverwirklichung. Und jetzt, wo ich 37 bin, soll es Trotzhaltung sein, weil ich keinen finde, der Kinder mit MIR haben will.«
    »Sagen Ihre Eltern das so?«
    »Nicht direkt, aber es schimmert so durch. Ich habe nun mal nicht das

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