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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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zu bröckeln. »Vielleicht«, sagte sie zu Kim, den sie an ihren Gedanken teilhaben lassen wollte, »stimmt ja der Vergleich mit dem Vogel im Nest, der die anderen aus der Ferne nur beobachtet. Also, dass ich mich wirklich auf einer ›exklusiven Außenposition‹ befinde, wie du es in unserem Gespräch genannt hast …«
    »Aha«, sagte Kim.
    »Na ja, vielleicht nehme ich ja tatsächlich nicht richtig teil. Vielleicht nehme ich auch diese ganzen Erwachsenen-Probleme mit Kindern nicht richtig ernst. Ich habe immer gedacht: Mein Gott, selbstgewähltes Schicksal! Nerv mich nicht.«
    »Ziemlich arrogant, Nora.«
    »Mmmh.«
    »Die Läuterung der Nora L.«, rief Kim frohlockend.
    »Hey, das bedeutet nicht, dass ich jetzt sämtliche Asche ausschließlich in mein Nest werfe. Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und Umsicht von meinem Umfeld würde ich mir auch wünschen. Das habe ich ehrlich vermisst in den letzten Wochen und Monaten. Schließlich stehe ich auch vor einem existentiellen Problem, nämlich dem, dass ich meinen Job geschmissen habe und nicht weiß, wie es weitergeht. Das ist zwar auch selbst gewählt, aber kein Luxusproblem. Klar?!«
    »Jawohl, Sir! Aber, Nora?«
    »Ja?!«
    »Dann musst du auch uns auch an deinen Sorgen teilhaben lassen, o.k.?«
    »Ja«, antwortete sie kleinlaut.
    Die folgende Woche verging wie im Flug. Sie hatte Luna, die am Wochenende mit ihr hatte clubben wollen, auf das nächste vertröstet. Sie musste erst mal all ihre Gedanken, die sich in den Gesprächen mit Frauke und Kim noch klarer herauskristallisiert hatten, sortieren. Sie schrieb und schrieb und schrieb – seitenweise – zu jeder Frage ihre Antworten in das Therapie-Tagebuch, das Rosa ihr bei der letzten Sitzung mitgegeben hatte. Ein unheimlich befreiendes Gefühl.
    Donnerstags kam Nora fast aufgeräumt zu Rosa und begann, gleich zu erzählen: Nein, sie habe nicht wirklich teilgenommen am Leben ihrer Freunde. Zumindest nicht bei allen. Bei denen, die ihr wirklich wichtig waren, mit denen sie eine tiefe, liebevolle Freundschaft verband, schon. Bei denen, die für Nora in der zweiten oder dritten Reihe standen, wo die Freundschaft nicht mehr so tief ging und in Bekanntschaft abdriftete, da war das etwas anderes. Da war sie ungeduldig und schnell genervt. Da stieß es ihr auch viel mehr auf, wenn diese Personen an ihr herumkritisierten. Nora war ganz offen und gab zu, dass diese Kritik ihr eigentlich nur zeigte, dass sie anders war, dass sie vielleicht nicht mehr dazugehörte. Und davor hatte sie Angst. Und nur, weil sie »noch nicht mal alleinerziehend« war? Was sollte denn das für eine Rechnung sein, bitte!
    »Wer teilnimmt, Nora, wird selten von denen ausgeschlossen, die einen auch lieben. Die Frage lautet: Brauchen Sie dieses ganze soziale Konstrukt in Ihrem Leben? Und wenn ja, wie viel davon? Und wie viel glauben Sie kontrollieren zu können?«
    Es entstand eine kurze Pause, ehe Nora antwortete: »Das mit der Kontrolle hat mich ziemlich beschäftigt. Und es fällt mir gar nicht leicht, das auszusprechen. Aber ich neige wohl dazu, alles kontrollieren zu wollen. Nur dann fühle ich mich sicher. Ich kann mich da nur ganz schwer entspannen.«
    »Und denken Sie, nach den Erfahrungen der letzten Wochen, dass Sie überhaupt Kontrolle ausüben können?«
    »Wahrscheinlich nicht. Ich kann vielleicht Entscheidungen treffen, versuchen, Risiken abzuwägen, die Konsequenzen abzuschätzen und Vorbereitungen für alle Fälle treffen. Aber letztlich kann ich dann ja nur noch auf das Echo warten und die Konsequenzen tragen.«
    Rosa lächelte irgendwie zufrieden. »Und was löst das in Ihnen aus, Nora, zu wissen, dass Sie nicht alles und jeden kontrollieren können?«
    »Panik, Aufgeregtheit und ein irgendwie nicht dazu passendes Gefühl von Entspannung.«
    »Ein gutes Gefühl, oder?«
    »Ja, eins, das zuversichtlich ist, trotz der Panik.«
    »Schön, Nora, sehr schön.«
    »Ich hätte da noch eine Frage.«
    »Nur zu.«
    »Mir geistert die ganze Zeit Ihre Bemerkung im Kopf herum, warum ich meinen Freunden nicht zugestehe, selbst zu äußern, wenn etwas nicht mehr passt. Also, warum ich ihnen das Recht verweigere, unsere Freundschaft zu beenden. Ehrlich gesagt habe ich darauf keine Antwort gefunden.«
    »Nun, haben Sie mal überlegt, wie dies im Kontext zu ihren Verlustängsten und dem Thema Kontrolle steht?« Nora verstand.
    »Sie selbst haben gesagt, dass Freundschaften und Liebe auf dem freien Willen basieren. Eine Freiheit, die Sie selbst in

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