Noch Viel Mehr Von Sie Und Er
Männer nicht, außer Floristen vielleicht und angeblich Prinz Charles. Der hat ja ohnehin recht originelle Kommunikationsstrategien, ohne dass ich jetzt diese Tampongeschichte noch einmal aufwärmen möchte. Aber vielleicht raunt er seinem Lieblingsgummibaum zu: »Na, du süße Sau, heute mach ich dich wieder mal so richtig feucht, wie wir beide es mögen?«
Man weiß es nicht, aber es führt uns mitten ins Thema. Der Gummibaum war die Büropflanze der Sechziger- und Siebzigerjahre, wurde dann vom Ficus Benjamini verdrängt, der seinerseits im Moment den Baumarktorchideen für vier bis sieben Euro weichen muss. Ich glaube nicht, dass Flora, die römische Göttin der Schönheit und Jugend, nach der die Pflanzenwelt in toto benannt ist, Freudenpurzelbäume schlagen würde, weil auch Gummibaum und Ficus in ihr beheimatet sind. Was wird jemand antworten, den man fragt: Warum hast du diesen Gummibaum im Zimmer stehen? Vielleicht: Weil er so schön ist? Nein, eher: Weiß nicht, keine Ahnung, können wir jetzt zur Sache kommen? In Wirklichkeit steht er da, weil er schon immer da stand, weil der Vorgänger ihn vergessen hat oder der Anstreicher ihn nach getaner Arbeit dort entsorgt hat. Kein Schwein würde ihn vermissen, außer der Putzfrau, die sich jetzt etwas anderes suchen muss, wo sie eine Viertelstunde Zeit schinden kann, dasselbe gilt selbstverständlich für den Putzmann, wobei der beim Blätterentstauben wie bereits erwähnt nicht mit dem Gummibaum spricht, normalerweise.
Selbstverständlich sind Pflanzen auch für Männer interessant, ja nützlich, und damit meine ich nicht nur die essbaren Pflanzen, darüber müssen wir wirklich nicht reden, aber denken wir an die Grundausbildung, Geländedienst, das beliebte Tarnen, wo man sich das Gesicht mit einem angekokelten Korken beschmierte, Zweige an den Helm steckte und für Stunden mit der Flora des sauerländischen Forstes verschmolz, oder wohin auch im-mer es einen verschlagen hatte, der vor der Prüfungskommission für Wehrdienstverweigerer nicht begründen konnte, warum er jemanden nicht mit Waffengewalt daran hindern wollte, Weib und Kind zu schänden. Das Thema Tarnen behandelt ja auch folgender in allen Armeen der Welt bekannte Witzklassiker: Aus der Phalanx als Tannenbäume getarnter Rekruten bricht einer aus und rennt heulend Richtung Kaserne. Als Grund gibt er später an, ein Eichhörnchen habe sich an seinen Preziosen zu schaffen gemacht mit den Worten: Oh, wie schön, den Zapfen fress ich gleich und die beiden Nüsslein vergrabe ich für den Winter.
Beim Überlebenstraining, was in Managerkreisen ja sehr en vogue ist, dienen Äste, Zweige, Blätter uns als Nachtlager, Regendach und zum Feuermachen. Wir rubbeln einen Holzstab, der auf einem Brettchen steht, das mit pulvertrockenen Gräslein oder Spänen aus dem Inneren toter Bäume bedeckt ist, so lange zwischen unseren Händen, bis wir wissen, dass der Herrgott sich durchaus etwas dabei gedacht hat, als er unsere Handinnenflächen mit Haut überzog.
Der Ro-Mann-tiker von Welt denkt natürlich sofort an rote Rosen, mit denen er beim ersten Date wie weiland Hänsel und Gretel den Heimweg mit Brotkrumen den Weg vom Wohn- zum Schlafzimmer markiert.
Für den Komiker hingegen sind am ergiebigsten übelriechende Gewächse. Unser Vaterland hält da z. B. die Stinkmorchel mit ihrem Aasgeruch bereit, lateinisch – und das ist wirklich interessant – Phallus impudicus, zu Deutsch: unzüchtiger Penis. Das gebiert doch gleich ein ganzes Füllhorn voller köstlicher Kopfkinoszenen. Sie sind beim Papst, der bekanntlich fließend Latein spricht, zum Kaffee eingeladen, bringen eine in Papier eingeschlagene Stinkmorchel als kleine Aufmerksamkeit mit und sagen: Heiliger Vater, wenn Sie meinen Phallus impudicus auspacken, riecht es ein bisschen streng, aber keine Bange, das muss so!
Wenn man früher missliebigen Nachbarn die Freude am Eigenheim vergällen wollte, schob man einen Matjeshering oder einen Harzer Käse in die Falten der Sitzgruppe. Effektiver noch ist eine Scheibe der berüchtigten Durianfrucht, deren Transport in öffentlichen Verkehrsmitteln in Indonesien sogar mithilfe eines eigenen Verkehrsschildes untersagt ist. Köstlich von Geschmack, aber olfaktorisch Grauen pur, vielleicht reichen noch die schwedischen Konservendosen mit verfaulten Fischchen heran, aber das sprengt unser Thema
Als ich ein Knäblein war, zeigte mir mein Opa, wie man aus einem Weidenzweig eine Flöte herstellen kann. War das ein
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