Noch Viel Mehr Von Sie Und Er
Glücksgefühl, als meiner selbst gebastelten Tröte der erste Ton entfuhr! Damit wird man die heutige Jugend schwerlich hinter dem PC hervorlocken können, der ja bei Bedarf ein Musikprogramm enthält, mit dem man jedes Instrument der Welt erzeugen kann. Aber eine Karnivore, eine fleischfressende Pflanze also, wäre vielleicht genau das Richtige für den phlegmatischen Adoleszenten, dessen verkümmerter Hegetrieb gerade noch dazu reicht, seiner Venusfliegenfalle im Topf eine selbst erschlagene Stubenfliege zuzuschustern, der jedoch bei Pflichten wie Käfigsaubermachen, Trinkwasserauffüllen oder gar Gassigehen schlagartig dicht macht.
Als passionierter Klugscheißer weiß ich natürlich, dass Pflanzen riechen, fühlen, schmecken können und überhaupt ganz raffinierte Luder sind. So checkt z. B. die Baumwollpflanze am Speichel der Eulenraupe, dass die an ihren Blättern frisst. Was macht sie? Anders als die Tabakpflanze, die bei Schädlingsbefall eine gepfefferte Ladung des Nervengifts Nikotin in ihre Blätter schickt, bildet sie Terpene, Duftstoffe, die Brackwespenweibchen anlocken, die ihre Eier in den Raupen ablegen. Wenn dann die Larven schlüpfen, töten sie ihren Wirt, also die Eulenraupen. Ich bin ja von Hause aus nicht nachtragend, aber als ich das las, wurde ich neidisch. Eher rührend finde ich dagegen die Meldung, dass verletzte Tomatenpflanzen den Duftstoff Methyljasmonat absondern, um ihre Nachbarn vor drohender Gefahr zu warnen. Da stellt sich doch die Frage: Was machen die Nachbarn dann, nehmen die ihren Topf untern Arm und gehen stiften? Aber ich wollte ja hier kein Pflanzenbashing betreiben, sondern von Mann zu Mann Wege weisen, wie der metrosexuelle Aufreißer bei einem flora-affinen Opfer punkten kann. Wenn Sie sich so gar nicht für Pflanzen, sehr wohl hingegen für Musik interessieren, merken Sie sich einfach nur, dass Stangenbohnen exzessiv wachsen, wenn man ihnen Bachs Brandenburgische Konzerte vorspielt. Das erzählen Sie beiläufig und schon sind Sie in heimischem Gewässer und können fortfahren mit: Wissen Sie eigentlich, warum der Gambenpart in einigen Sätzen der Brandenburgischen Konzerte so einfach ist? Damit der Kurfürst, der das Werk in Auftrag gegeben hatte, mitspielen konnte. Wenn Sie beim Österreicher sitzen und es kommt das berühmte Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Gurken-Salat, passt gut: In der Karibik hatte ich einmal eine Seegurke in der Hand, das hat etwas Obszönes und wenn man draufdrückt, spritzt Wasser raus. Wussten Sie eigentlich, dass die Seegurke ein Tier ist, sie gehört wie der Seestern zu den Stachelhäutern und eine bestimmte Art namens Trepang wird getrocknet und man macht eine köstliche Mitternachtssuppe daraus, das habe ich übrigens zu Hause. Die in diesem Kartoffelsalat verwendete Gurke hingegen ist eine Beere. Sie gehört zur Familie der Cucurbitaceae, wie übrigens auch Kürbis und Melone, auch beides Beeren, ja ja, wohingegen die Erdbeere, an die mich Ihr Mund so erinnert, zu den Sammelnussfrüchten zählt, die aus vielen Nüssen besteht, die zu mehreren auf einer fleischigen Blütenachse liegen. Ich selbst habe es so noch nicht probiert, wünsche Ihnen aber viel Glück und Erfolg. Schreiben Sie mir, wenn es geklappt hat.
SIE Krankheit
Bei den Naturvölkern sehen wir Merkwürdiges im Umgang mit Krankheiten. Der leider Leidende wird zuallererst wenig ernst genommen. Wenn jedoch die in der Grundstimmung fröhliche Dorfgemeinschaft den Kranken absolut nicht mehr zum Lachen bringen kann, bekommt er dort, wo noch nie ein Warnhinweis auf Ärzte oder Apotheker je hingekommen ist, von einem Medizinmann oder einer Medizinfrau, abgestimmt auf die Schwere der Verstimmung, eine gehörige Abreibung mit Kräutern. Er muss in den Schwitzkasten, bekommt bewährte Pilze und andere Rauschmittel verabreicht, natürlich frisch aus der Region, und manchmal auch ein gerüttelt Maß an Ohrfeigen in Begleitung von Liedchen, die es in sich haben. Dazu wird getanzt, getrommelt und man bringt Knöchelchen und andere magische Kleinode zum Schwingen. Eventuell dreht man noch zusätzlich dem einen oder anderen Federvieh den Hals um, um böse Geister in gute zu verwandeln. Insgesamt ein völlig undurchsichtiges Gesundheitssystem. Genau wie bei uns.
Gehst du hierzulande zum Doktor, musst du – wie im Kino – erst mal zehn Euro Eintrittsgeld bezahlen. Dann kommt der Schwitzkasten, auch Wartezimmer genannt, und darin schmorst du so lange, bis der Arzt kommt. Nachdem du von deinen
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