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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Halpern
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geblinzelt hätte. Als ein paar Minuten später meine Mom das kleine Büro betrat, stand die Sekretärin auf, kam hinter ihrem Schreibtisch hervor, öffnete die Tür und geleitete uns über den Flur zu meinem Klassenzimmer. Mit jedem Schritt zog sich die Schlinge um meinen Hals ein kleines bisschen fester zu. Es war gerade große Pause, deshalb spielten meine Klassenkameraden auf dem Schulhof; so würde Kerry meine Schmach wenigstens nicht leibhaftig miterleben. Als wir das Klassenzimmer betraten, saß Mrs Vanguard hinter ihrem Schreibtisch und winkte uns, vor ihr Platz zu nehmen. Während meine Mom und ich uns schweigend setzten, versuchte mein Dad vergeblich, sich auf einen der winzigen Stühle zu quetschen. Schließlich sagte er »Scheiß drauf« und hockte sich auf die Schreibtischkante.
    »Mr und Mrs Halpern, heute Morgen hat Justin seiner Sitznachbarin diese Zeichnung überreicht«, sagte meine Lehrerin und schob meinen Eltern ein Blatt liniertes Papier über den Tisch.
    Beide beugten sich vor, um sich die Zeichnung anzusehen. Meine Mom stieß einen enttäuschten Seufzer aus. Mein Dad unterzog das Bild einer eingehenden Betrachtung.
    »Um Gottes willen, was hast du denn da gemalt?«, fragte er.
    Es war die ziemlich krude Zeichnung einer eindeutig weiblichen Strichfigur mit rotem Haar und einem T-Shirt mit der Aufschrift »Kerry«. Über Kerrys Kopf schwebte ein gelber Hund. Für sich genommen hätten diese beiden Elemente natürlich keinerlei Anstoß erregt. Dummerweise enthielt das Kunstwerk noch ein drittes Element: Ein Schauer von braunen Klumpen ergoss sich aus dem Hinterteil des Hundes über Kerrys Kopf. Und für den Fall, dass der Betrachter noch immer nicht begriffen hatte, was Kerry davon hielt, stand in einer Denkblase daneben: »Ich find’s geil.«
    »Das ist skandalös«, sagte meine Lehrerin.
    »Was macht der Köter über ihrem Kopf? Das ist doch totaler Schwachsinn. Wie kommt der da hin?«, fragte mich mein Dad.
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    »Du musst einen Hügel oder so was unter den Köter malen. Ein Hund kann doch nicht einfach durch die Luft fliegen und jemandem auf den Kopf scheißen. Ich weiß, du bist erst sechs oder sieben, aber dieses physikalische Prinzip solltest selbst du begriffen haben«, sagte er.
    »Mr Halpern, das ist nicht das Thema«, sagte meine Lehrerin.
    »Also, für mich ist das durchaus ein Thema. Wenigstens wissen wir jetzt, dass wir Künstler von der Liste streichen können«, entgegnete er.
    »Sam, lass sie ausreden«, sagte meine Mutter streng. Mein Dad lehnte sich zurück, murmelte »von wegen nicht das Thema« und verstummte dann. Ich hörte aufmerksam zu, wie Mrs Vanguard mein Verhalten Kerry gegenüber schilderte, ein Verhalten, das in ihren Augen an Mobbing grenzte. Ohne entsprechende Disziplinarmaßnahmen werde ich womöglich auf die schiefe Bahn geraten. Ich wusste meine Gefühle für Kerry zwar nicht recht zu deuten, doch als ich Mrs Vanguard so reden hörte und mir einfiel, wie ich Kerry zum Weinen gebracht hatte, regte sich mein Gewissen.
    »Mit Verlaub«, fuhr meine Mom dazwischen, »aber ich fürchte, Sie sehen das falsch. Es ist doch wohl ziemlich klar, worum es hier geht.«
    »Nämlich?«, fragte meine Lehrerin.
    »Er ist in sie verknallt«, antwortete mein Vater. »Himmel. Und ich dachte, Sie erleben so was jeden Tag. Glauben Sie mir, ich weiß, dass der Kleine manchmal die beklopptesten Dinge anstellt. Aber er ist ein netter Junge. Und kein zweiter Charlie Manson.«
    Meine Lehrerin saß sprachlos da, bis meine Mom das Schweigen brach und ihr versprach, mir zu Hause noch einmal ins Gewissen zu reden.
    »Wir werden dafür sorgen, dass das aufhört«, sagte sie.
    Ich fuhr mit meiner Mom nach Hause, da mein Dad seinen Wagen gerade erst hatte reinigen lassen und ihn »so lange wie irgend möglich popelfrei halten« wollte.
    Als wir vor unserer Haustür hielten, befahl mir meine Mutter, auf mein Zimmer zu gehen und dort auf sie und meinen Dad zu warten. Etwa zehn Minuten später kamen sie herein. Meine Mom setzte sich zu mir aufs Bett. Mein Dad schnappte sich einen Stuhl, fegte die Legos herunter und setzte sich.
    »Justy, weißt du, warum du Bilder wie das, was deine Lehrerin uns gezeigt hat, nicht malen darfst?«, begann sie.
    »Ja. Weil Hunde nicht fliegen können«, sagte ich.
    »Nein, deswegen nicht«, sagte meine Mom.
    »Doch, unter anderem auch deswegen«, sagte mein Vater.
    »Nein, Sam, du machst ihn ja ganz kirre.«
    »Er macht mich kirre. Bei ihm

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