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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Halpern
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fünfzig, deren Frisur sie wie George Washington aussehen ließ, den Eltern ihrer Schüler brieflich mit, dass die Plätze nach dem Prinzip »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst« vergeben würden. Ein Heer von Siebenjährigen würde sich um die besten Sitzgelegenheiten prügeln wie eine Horde Hausfrauen um die Sonderangebote beim Winterschlussverkauf.
    »Ich will spätestens um sechs Uhr da sein«, verkündete ich meinen Eltern am Abend vor dem ersten Schultag.
    »Sechs Uhr?«, sagte mein Dad. »Willst du etwa die Kühe melken? Nein. Kommt nicht in die Tüte.«
    Mir fiel ein, was mein Freund Jeremy mir nachmittags erzählt hatte – dass er sich schon bei Sonnenaufgang vor dem Schuleingang postieren wollte, damit er den besten Platz ergatterte –, und langsam, aber sicher wurde ich nervös.
    Meine Mom sah mich mitfühlend an. »Wir bringen dich so früh hin, wie es geht, aber nur, wenn du versprichst, dir zum Essen künftig etwas Ordentliches anzuziehen.« Ich war in einer Transformers-Feinrippunterhose und einem T-Shirt mit dem Konterfei Walter Mondales und dem Spruch MONDALE’S GOT THE BEEF zu Tisch erschienen.
    Als mein Dad mich am nächsten Morgen weckte, wie er es jeden Morgen tat – indem er mir die Bettdecke wegzog und sie auf den Boden warf, während er laut den »Walkürenritt« summte –, schreckte ich aus dem Schlaf und sah auf meinen Wecker. 7:30! Und um acht Uhr fing die Schule an!
    »Dad, du hast versprochen, mich zeitig zu wecken!«, schrie ich wütend.
    »Unsinn. Ich kann mich jedenfalls an nichts dergleichen erinnern.«
    Ich machte mich fertig, so schnell ich konnte, doch als meine Mom mich vor der Schule absetzte und ich ins Klassenzimmer wetzte, stellte ich mit Entsetzen fest, dass es nur noch drei freie Plätze gab. Ich stand hinter den knapp dreißig Collegestühlen, die sich vor der langen grünen Tafel drängten, und dachte gründlich über meinen nächsten Schachzug nach. In der ersten Reihe war noch etwas frei, direkt vor Mrs Vanguards Pult. Das wäre sozialer Selbstmord. Niemand wollte auch nur in ihre Nähe kommen. Ebenso gut hätte man sich ein Haus unter einer Freeway-Überführung in Detroit kaufen können. Der zweite freie Platz war neben einem dicklichen Jungen, der sich im Vorjahr zweimal in die Hose gemacht hatte, worauf sein Stuhl erst desinfiziert und dann entsorgt worden war, von einem Hausmeister in OP-Handschuhen und ebensolcher Maske.
    Der dritte freie Platz war neben einem rothaarigen Mädchen, das ich noch nie gesehen hatte. Sie hatte Sommersprossen und eine Stupsnase und sah aus, als hätte sie ein Disney-Trickzeichner entworfen. Ich mochte keine Mäd chen – nicht, weil ich sie eklig fand oder glaubte, dass sie Läuse hatten, sondern aus demselben Grund, aus dem ich auch keine Unterwäsche mochte: Sie kamen mir überflüssig vor und nervten. Doch dieser Platz schien mir das kleinste der drei Übel zu sein, also steuerte ich zielsicher darauf zu und warf meinen Ranzen auf den Stuhl. Meine rothaarige Mitschülerin sah mich an und lächelte, und aus irgendeinem Grund verschlug es mir die Sprache. Ich wollte ihren Gruß erwidern, konnte mich aber nicht entscheiden, ob ich »Hi« oder »Hallo« sagen sollte.
    »Heilo«, stieß ich mühsam hervor.
    »Hi. Ich bin Kerry Thomason«, antwortete sie freudestrahlend.
    Und obwohl sie an diesem Tag kein weiteres Wort mehr mit mir sprach, hatte ich ein flaues Gefühl im Magen. Ich wusste nicht, warum, aber ich wollte Kerrys Aufmerksamkeit erregen. Was sich offenbar am ehesten dadurch bewerkstelligen ließ, dass ich sie ärgerte, was ich denn auch ausgiebig und mit diebischem Vergnügen tat. In der ersten Woche stieß ich ihr meinen Tintenkiller in die Seite, klaute ihr My-Little-Pony-Ringbuch und tat im Großen und Ganzen so ziemlich alles, damit sie mich zur Kenntnis nahm – nur mit ihr zu sprechen wagte ich nicht. Die einzigen Worte, die ich ihr in dieser ersten Woche entlocken konnte, lauteten »Hör bitte auf«, was mich in meinem unseligen Tun natürlich nur noch bestärkte.
    Nach etwa zwei Wochen trieb ich es dann auf die Spitze. Ich brachte eine Zeichnung mit zur Schule, in die ich die halbe Nacht und einen ganzen Kasten Buntstifte investiert hatte, und klatschte sie Kerry vor Beginn der ersten Stunde auf den Tisch. Kaum hatte sie einen Blick darauf geworfen, brach sie auch schon in Tränen aus. Als Mrs Vanguard davon Wind bekam, ließ sie ihr Weight-Watchers-Frühstück fallen und eilte herbei. Sie fragte Kerry, was los sei, sah

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