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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Berg Phnom Rung bedeutet, ruht auf einem erloschenen Vulkan in Thailand. Er zählt zu den wohl beeindruckensten Baudenkmälern aus der Zeit der Khmer und symbolisiert die Wohnstätte Shivas auf dem heiligen Berg Krailasa. Den eigentlichen Tempel erreicht man durch die Naga-Brücke, welche den Übergang aus der profanen in die geheiligte Welt da r stellt.“
    Die geheiligte Welt …
    Sara starrte auf den Computerausdruck. Kaum dachte sie an ihre Vis i on zurück, spürte sie es wieder. Euphorie, Jagdfieber, Triumph und E r regung. Kochendes Blut, zitternde Knie. Küsse und Berührungen inmi t ten von Blut und Tod.
    Die Buchstaben verschwammen und tanzten vor ihren Augen einen absonderlichen Reigen. Sie konnte diesen verdammten Text nicht mehr sehen. Es war das vierundzwanzigste Mal, dass sie ihn nach Ruths A n weisungen überarbeitet hatte. Sechs Stunden endlose Bastelarbeiten, Umformulierungen und Streichungen, bis sie geglaubt hatte, es sei alles bis ins kleinste Detail perfekt. Pustekuchen. Jetzt lag der Ausdruck erneut vor ihr und strotz te vor roten Markierungen.
    Im Geiste stand sie zwischen erlegten Büffeln und küsste Nocona. Presste sich an ihn, atmete seinen Duft. Sog das Leben in sich auf und glühte im Rausch lustvoller Gefahr.
    Bitte bis 18 : 00 Uhr zurück , prangte in hieroglyphenähnlicher Han d schrift auf einem gelben Post- i t -Zettel. Sonst Kopf ab, fügte sie im Geiste mü r risch hinzu.
    Sie musste sich zwingen, den Blick wieder auf den Computer zu ric h ten. Wie waren ihre Worte gewesen? Ich schaffe das schon.
    Ja, ganz fantastisch. Und wie sie es schaffte. Inzwischen erschien ihr alles, was sie in dieser Wirklichkeit tat, sinnfrei und idiotisch. Die ständ i gen Blicke auf die Uhr, die Zeitvorgaben, Besprechungen und Diskuss i onen. Die halbstündige Mittagspause, in der sie sich abhetzte, um im Imbiss an der Ecke einen Burger h in unter zuschlingen. Ein weiteres Me e ting, in der die Programmpunkte, die am Morgen noch festgestanden hatten, wieder durcheinandergeworfen wurden, nur um am Nachmittag erneut umgemodelt zu werden. Am Abend schließlich wurde wieder haargenau das beschlossen, was am Morgen bereits festg e standen hatte. Gestohlene Zeit, davonlaufende Zeit, rasende Zeit.
    Sie war ein auf den Rücken gedrehter Käfer und strampelte vor sich hin, ohne Aussicht, von allein wieder auf die Beine zu kommen. Inzw i schen linderten nicht einmal hochdosierte Schmerztabletten ihren brummenden Schädel. Seit der letzten, berauschenden Vision war es sogar noch schlimmer geworden.
    Bitte bis 18.00 Uhr zurück …
    Damit blieben ihr noch zehn Minuten.
    Sara nahm einen Schluck Kaffee, verfluchte Gott und die Welt und legte los. Ihre Finger flogen über die Tasten. Selbst, als ihr Telefon kli n gelte, schrieb sie weiter, klemmte die Zunge in den Mundwinkel und hob den Hörer erst ab, als sie den letzten Buchstaben der Änderungen ve r ewigt hatte. Na bitte. Wenn sie das Ding noch mal zurückb e kam, würde sie es rituell das Klo runterspülen.
    „Merger“, blaffte sie in den Hörer. Vermutlich war es Mum, der sie nach mehreren vergeblichen Anrufen auf die Mailbox gequatscht hatte.
    „Hallo Sara. Ich bins.“
    Die Härchen auf ihren Armen sträubten sich. Gar keine Frage, das war die schönste Stimme auf Erden. Aller Ärger war vergessen.
    „Habe ich dich sprachlos gemacht?“ Zärtlich streichelten diese Worte ihre Sinne. Am liebsten hätte sie vor Sehnsucht laut aufgeschluchzt. Sie beide mitten im Rausch der Großen Jagd. Sämtliche Sinne geschärft und zugleich verwischt, weil sie nur noch eine Wahrnehmung zuließen. Die Nähe des anderen.
    „Äh, ja.“ Sara holte tief Luft. „Tut mir leid. Ich war nur … keine A h nung … ich habe nicht damit gerechnet, dass du anrufst.“
    „Soll ich wieder auflegen?“
    „Nein.“ Sie rief es so hastig hinaus, dass er am anderen Ende der Le i tung vermutlich zusammenzuckte. „Ich bin froh, dass du anrufst. Die Visionen … ich muss mehr darüber wissen.“
    Makahs Atem klang leise in ihrem Ohr.
    „Ich habe dir gesagt“, sprach er mit einem unsicheren Klang in der Stimme , „dass du vor den V i sionen keine Angst haben musst. Das war gelogen.“
    Kalte Finger krochen über ihren Nacken. „Was meinst du damit?“
    „Hast du dich je in den Visionen verletzt, und als du aufgewacht bist, waren die Wunden wirklich da?“
    Saras Euphorie gefror. Das klang gar nicht gut. Sie dachte an den Blackout in Annas Pension, an ihre blutenden Hände und das Echo

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