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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Kurzem hörte ich von einem Mann aus Deutschland, der aus einer w o chenlangen Bewusstlosigkeit erwachte und den Ärzten in allen Einzelhe i ten ein früheres Leben schilderte. Sein Name war Hans. Er erinnerte sich, im neunzehnten Jahrhundert mit seiner Frau Dorothee und seinen Kindern Christiana, Daniel und Adolph nach Amerika ausgewandert zu sein. Damals war er achtunddreißig Jahre alt. Sie bestiegen ein Schiff namens Gaston, doch der erhoffte Neuanfang in diesem Land endete in einem Drama. Hans schaffte es zwar, Fuß zu fassen, starb aber nach wenigen Jahren bei einem Unfall in einem Eisenbahndepot in Nebra s ka.“
    „Woher weiß man, ob diese Geschichte stimmt?“
    „Man prüfte sie akribisch nach. Dabei stieß man auf einen ach t unddreißigjährigen Mann aus Deutschland, der am 1. Juni 1854 mit se i ner Frau Dorothee und drei Kindern mit passenden Namen das Schiff Gaston bestieg. Sogar der Unfall war, wie man aus alten Dok u menten der Union Pacific entnehmen konnte, tatsächlich geschehen. Und zwar g e nauso, wie Hans es beschrieben hatte.“
    Sara glaubte, in tiefem Wasser zu versinken. In ihren Ohren summte es. Immer lauter und lauter. Dr. Wolger übte sich in Geduld und sagte nichts, bis sie es schaffte, ihm wieder in die Augen zu blicken.
    „Das heißt also, alles ist wahr? Ich war in einem früheren Leben Naduah?“
    „Cynthia Ann Parker. Die Mutter von Quanah Parker.“ Er kritzelte noch hektischer auf seinem Block herum. „Ja, das liegt durchaus im Bereich des Möglichen.“
    Sara seufzte. Es klang noch immer verrückt. Abgehoben. Idiotisch.
    „Cynthia wurde im Jahr 1860 in ein Leben zurückgebracht, das sie hasste.“ Dr. Wolgers Augen verdunkelten sich. Sorgte er sich um sie? Oder lag hinter dem Spiegel seiner Seele schlichte wissenschaftliche Neugier? „Aus Verzweiflung hungerte sie sich zu Tode.“
    Sara kniff die Augen zusammen. Eine Faust drohte , ihren Magen zu zerquetschen. Worauf zum Teufel wollte er hinaus? Vielleicht war das eine psychologische Manipulations-Masche.
    „Ich nehme an“, fuhr ihr Gegenüber fort und rückte seine Brille z u recht, „dass es genau diese Passage ist, die Ihr Verstand gern ve r drängen möchte. Sie sagten, der Mann, den sie im Museum kennenlernten, durc h lebt ähnliche Visionen beziehungsweise noch heftigere, wenn man die körperlichen Auswirkungen bedenkt? Als Nocona?“
    „Ja.“ Es war ein Fehler, hierhergekommen zu sein. Sie wusste es. Sie spürte es. Doch jetzt war es zu spät. „Wir beide eri n nern uns.“
    „Könnten Sie ihn hierher bringen? Sie beide zusammen wären ein u n geheuer interessanter Fall. Darauf habe ich mein Leben lang gewartet. Es wäre mir eine Ehre, wenn …“
    „Nein!“, fuhr sie ihm über den Mund. „Definitiv nein! Wir werden nicht zu Versuchskaninchen.“
    „Natürlich. Das verstehe und akzeptiere ich. Aber wären Sie bereit, sich hypnotisieren zu lassen?“
    „Warum?“
    „Wir könnten so die Mauern in Ihrem Kopf durchdringen.“
    „Vielleicht will ich sie gar nicht durchdringen?“
    „Sie verstehen mich falsch. Hypnose bedeutet kein gewaltsames Ei n dringen in Gebiete, die Sie bewusst verschlossen haben. Sie öffnet nur neue Tore und Wege. Und sie kann Ihnen helfen, alles zu verstehen. Besser damit klarzukommen. Bedenken Sie, dass ich Sie auch unter Hypnose zu nichts zwingen kann, was Sie nicht selbst wollen.“
    Sara winkte ab. „Vielleicht nächstes Mal. Für heute war mein Tag lang genug. Ich möchte gehen.“
    Dr. Wolger erhob sich. Er lächelte und nickte, doch sein Gesicht wu r de hart, als er ihre Hand zum Abschied drückte. „Fürchten Sie sich nicht, Sara. Sie sind stärker als alle Ängste. Erinnern Sie sich an Ihre letzten Jahre? Erinnern Sie sich an die Trauer? An die Verzweiflung? Erinnern Sie sich, wie Sie wieder und wieder versuchen zu fliehen, zurück zu I h rem Mann und Ihren Söhnen? Ihr Lebensmut schwindet. Nichts macht mehr einen Sinn, nicht einmal die Hoffnung. Sie beginnen zu begreifen, dass S ie nie wieder zurückkehren werden.“
    Sara riss ihre Hand aus seiner Umklammerung. Nein, sie durfte sich nicht darauf einlassen. Es waren nur irgendwelche Worte. Einfach nur Worte. Nichts von Bedeutung. Ihr wurde schwindlig. Zuerst stellte sich ein Sog an ihrem Hinterkopf ein, dann erfasste sie der Strudel. Wilder und brutaler als jemals zuvor.
    Lass es nicht zu! Das will er doch nur. Wehr dich dagegen!
    Sie stürzte, schlug hart auf die Holzdielen und stöhnte vor Qual.
    Nichts macht mehr

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