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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Wälder und ihren Reic h tum. Geendet war das alles hier.
    Sara nutzte ihren Zorn als Rettungsring. Sie klammerte sich daran fest, um nicht gänzlich den Verstand zu verlieren. Wie hatte Dr. Wolger sie nur derart hintergehen können? Striemen und Kratzer brannten auf ihren Armen, dort, wo Naduah das Messer angesetzt hatte. Sie wollte nicht wissen, wie es war, alles verloren zu haben. Eingesperrt zu sein, fern von allem, was man liebte. Über Jahre hinweg, bis alle Hoffnung starb.
    Makah! Sie musste ihn wiedersehen. Er allein konnte ihr helfen. Seine Nähe war der einzige Haltpunkt, der ihr blieb.
    Sara spürte, wie die Erschöpfung sie tief in die Polster sinken ließ. Sie war müde. So unendlich müde. Ihre Augen fielen zu, flüchtiges Verge s sen senkte sich über sie.
     

Naduah, 1844
     
    „D
    u weißt, was sein Name bedeutet.“ Huka berührte Naduah sanft an der Schulter. „Nocona ist ein Wa n derer. Wenn er gehen will, musst du ihn gehen la s sen. Er wird seine Gründe haben. Sperr ihn ein, und du wirst ihn verli e ren.“
    „Es geht nicht darum, dass er gegangen ist.“ Naduah stopfte Bisonwolle in ein Kopfkissen. So ruppig, dass die Hälfte danebenging. „Kein Wort hat er mir gesagt.“
    „Nun ja.“ Huka lächelte verschwörerisch. „Er wird seinen Grund h a ben.“
    „Ein Nunumu tut, was er will, wann er es will und wie er es will.“ Naduah pfefferte ihr halb gefülltes Kissen beiseite. „Noch dazu ist er ein Lanzenträger. Was habe ich ihm schon zu sagen? Selbst, wenn er für ein paar Jahre in den Krieg ziehen will, kann ich nichts dagegen tun.“
    „Du tust ihm u nrecht .“ Huka setzte ihr ernstes Muttergesicht auf. „Nocona vergöttert dich. Das sieht man in allem, was er tut. Wenn er dir nichts gesagt hat, wird auch das seinen Grund haben.“
    „Vielleicht amüsiert er sich mit Icabu und Makamnaya besser als mit mir? Ach, ich hasse diese Warterei. Ich hasse sie. Ich hasse sie!“
    Naduah fuhr hoch und rannte zum Fluss. Tränen flossen wie ein Sturzbach über ihre Wangen. Die Sonne schien, der Himmel war blau. Doch der schöne Tag war ihr gleich. Seit zehn Tagen fehlte von N o cona, Icabu und Makamnaya jede Spur. Niemand aus dem Dorf wusste, wohin es die Freunde verschlagen hatte. Zuzueca wusste nur, dass Nocona all seine Waffen mitgenommen hatte, Peta hatte ihr zug e flüstert, dass von einer wichtigen Prüfung die Rede gew e sen war und Kehala war wie ein scheues Tier vor ihr geflohen. Das Mädchen glich einem Scha t ten. Es kam lautlos und ging lautlos, ohne da s s Naduah ihrer habhaft werden konnte.
    Warum hatte er nicht mit ihr geredet? Warum war er, als sie nachts wach und voller Sehnsucht in ihrem Zelt gelegen hatte, nicht zu ihr g e kommen? Sein Versprechen war ohne jede Erklärung gebrochen wo r den.
    Naduah weinte hemmungslos. Wut, Angst und Verwirrung vereinten sich zu einem reißenden Wirbelsturm. Ihr Groll gegen Nocona wurde abgelöst von Sorge und hatte sie sich halb zu Tode geängstigt, kam die Wut zurück. Es glich einer endlosen Zerreißprobe.
    Nicht einmal ihr Lieblingsplatz, eine mit gelbem und orangem Laub g e füllte Kuhle zwischen den Wurzeln eines Ahornbaumes, vermochte ihr Trost zu spenden. Sie blickte in das Wasser des Flusses, sah ihr Spi e gelbild und verabscheute es. Die Augen einer Weißen blickten ihr entg e gen. Die Haut einer Weißen und die Haare einer Weißen. Sie war ein Fremdkö r per. Ganz gleich, was man ihr sagte, sie würde niemals ganz zum Stamm gehören.
    Leere tat sich in ihr auf. Eine bittere, scharfe Verzweiflung, die, wie sie befürchtete, nie wieder weichen würde. All die bunten Zelte, die ve r streut wie gefallenes Laub das Flussufer säumten, all die Menschen, die dazwischen ihrem Leben nachgingen. Ihr Dorf war wie ein Reh, das im Sonnenschein ruhte und nichts vom Wolf ahnte, der längst im Schatten lauerte. Sie kannte die Denkweise ihres alten Volkes. Man würde bald erkennen, wo ihr Schwachpunkt lag. Selbst jetzt, viele Tage nach der Jagd, war man noch immer damit beschäftigt, Teile der erlegten Bisons zu verwerten. Knochen wurden zu Schaufeln, Schienen, Schmuck, Schabmesser und allerlei Werkzeugen. Aus den Mägen entstanden Wa s serbehälter, Hufe wurden zu Leim, Felle zu Kleidung, Zeltwänden und Decken. Tassen, Löffel, Schöpfkellen, Trinkbecher und Schmuck b e standen aus den Hörnern, Fliegenklatschen aus den Schweifen. Die Graskügelchen und Haarballen aus den Mägen ergaben eine gute Med i zin. Überall standen Gestelle, auf

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