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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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bekomme.“
    „Sag, wenn du Hilfe brauchst.“
    „Gar nichts werde ich. Du brauchst ein paar Tage Ruhe. Arbeiter habe ich genug, aber nicht genug Vollblut-Mohikaner, die die Sehnsucht der Ladys nach hübschen Naturburschen stillen. Ohne dich hätt ’ ich nur halb so viele Stammgäste. Also sieh zu, dass du solo bleibst, mein Gol d esel.“
    „Ach, lass den Scheiß.“ Makah grinste, warf die Tür zu und machte sich auf den Weg zu Sara.
    Eine freundliche, blonde Dame hinter einem Tresen aus hellem Holz lächelte ihm zu, als wären sie alte Freunde. Makah sah sein verzer r tes Spiegelbild in den glänzenden, gewienerten Böden. Wohin man auch sah schimmerten Pastellfarben, helles Holz und Glas im sanften Licht der in die Decke eingelassenen Strahler. Surreale Kunst prangte an cappuccinofarbenen und cremegelben Wänden. Ein Hotel, kein Kra n kenhaus. So hätte man meinen können, wäre der Geruch nach Desinfe k tionsmitteln nicht allgegenwärtig gewesen. Er selbst hatte seine Vision s wunden in einer weniger ansprechenden Kaschemme behandeln lassen, aber ein ähnlich unangenehmes Erlebnis wollte er Sara nicht zumuten. Es war davon auszugehen, dass eine New Yorker Karrierefrau gut vers i chert war. Und falls nicht, würde er einen Weg finden.
    Der Weg zu Saras Zimmer erschien endlos. Als er die Tür öffnete, fand er dasselbe Bild vor, das sich ihm bereits vor Stunden präsentiert hatte. Eine blasse, tief und fest schlafende Frau, deren obere Kopfhälfte von Verbänden bedeckt war.
    Leise schloss er die Tür. Das Zimmer war wie die gesamte Klinik in sanften Pastellfarben gehalten und vermittelte keine sterile Krankenhau s atmosphäre, sondern Wärme und Behaglichkeit. Saras Körper in der reinweißen Bettwäsche sah verletzlich aus. Sein Herz klopfte, als er sich neben ihr auf das Bett sinken ließ. Ihr Haar , das unter dem Verband hervorquoll , schimmerte im Sonnenlicht. Goldener Flaum bedeckte ihre Arme und ihren Hals.
    Lange saß er da und sah sie an. Ergriffen, ungläubig, erschüttert. Sie war zu ihm gekommen, und nun lag sie hier. Knapp einem Mord en t gangen. Trug er die Schuld daran? War ihre Sehnsucht nach ihm der Grund für ihren Zustand? Vielleicht hatte sie von der Tornado-Katastrophe gehört und war gekommen, um sich von seinem Wohlerg e hen zu überzeugen. Das wiederum war ein Gedanke, der seinen Körper und seine Seele mit ungeheurer Wärme flutete und sein Schuldgefühl gleichzeitig ins Exorbitante steigerte.
    Er streichelte ihre auf dem Kopfkissen ausgebreiteten Locken. K üs s te ihre Stirn und ihre Lippen, sog ihren Duft auf und sandte stumme Geb e te zum Himmel. Sie würde wieder gesund werden, hatte der junge Arzt geschworen. Alles, was bleiben würde, war eine zarte Narbe. Wo mochte sie gerade sein? Träumte sie von ihrer gemeinsamen Nacht? War sie eingehüllt von Flammenwärme, schweißnasser Haut und dem Nebel der Lust? Oder war sie in ihren Visionen längst weitergega n gen und kämpfte verzweifelt gegen den unaufhaltsamen Wandel der Zeit?
    „Ich will dich in eine Decke aus Wind hüllen“, flüsterte er in ihr Ohr. „Ich will dich in einer Wiege aus Träumen schaukeln. Wenn der Wind mir durch das Haar weht, weiß ich, dass du dich in meinem Herzen b e wegst.“
    Sara lächelte und seufzte, doch ihre Augen öffneten sich nicht. In stet i gem Rhythmus tropfte die Infusion, vielleicht Schmerzmittel, vielleicht auch ein Medikament, dass sie schlafen ließ.
    Wie damals in Nocona brannte auch in ihm der Entschluss, die Liebe seines Lebens auf Teufel komm he raus zu beschützen. Die Grenze zw i schen seiner Seele und der des Kriegers war hauchdünn. Stünde hier und jetzt der Mensch vor ihm, der Sara das angetan hatte, würde er wie sein früheres Ich nicht lange fackeln. Er würde in eine Metamorphose eintr e ten, die unumkehrbar war. Hier und heute kämpfte er auf andere Weise, weil die Welt eine andere geworden war. Aber unter den gleichen Vor aussetzungen, unter den gleichen Gesetzen, wäre er ebenso fähig , zu töten, wie er es damals gewesen war.
    Makah verschränkte die Arme auf dem Bettrand und legte d en Kopf darauf. Mit der Stirn berührte er Saras Hüfte, mit einer Hand umfasste er ihre kühlen Finger. Er wusste, dass sie im Geiste in der Ve r gangenheit war.
    „Pass auf dich auf“, flüsterte er. „Wo und wann auch immer du bist.“
     

Naduah, 1844
     
    D
    as erste, was sie roch, waren Schlüsselblumen. Ihre Finger tasteten über ölige Haut. Sie öffnete die Augen, benommen vom

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