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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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sie an sich. Ehe sie nach Luft schnappen konnte, stahl er sich einen Kuss, der unendlich schien und sie im Innersten vor Sehnsucht zerreißen wollte. Seine Lippen schmeckten so leidenschaftlich wie in der vergangenen Nacht. Nein, noch leidenschaftlicher. Eine Hand griff in ihren halb aufgelösten Zopf, die andere strich mit festem Druck über die Rundung ihrer Hüfte.
    „Kein Mann wird je glücklicher sein als ich.“ Seine Stimme klang wie dunkler Honig. Tastende Finger glitten unter ihr Schlafkleid und liebkosten ihren Oberschenkel. „Ich will dich, Naduah. Ich will dich so sehr, dass es wehtut. Lass uns gehen, sonst ist es vorbei mit meiner Beherrschung. Später gebe ich dir alles, was du willst. Und so oft du es willst.“
    Mit einem Grollen in der Kehle fuhr er hoch, zog seine Bisonrobe vom aufgespannten Seil und verschwand so schnell aus dem Zelt, dass sie kaum wusste, wie ihr geschah. Ein verblüffter Ausruf erklang von draußen, gefolgt von Gekicher und Gepruste. Zwei Gestalten rannten fort, Schnee knirschte unter schnellen Schritten.
    „Icabu!“, hörte sie Nocona brummen. „Ich hätte es mir denken können.“
    Was war jetzt schon wieder los? Dieses dürre Wiesel war kein Freund, sondern ein Feind, bedachte man die Tatsache, dass er keine Gelegenheit ausließ, Nocona auf jede nur erdenkliche Art anzugreifen. Meist erfolglos, was den Eifer dieses garstigen Skunks noch zu steigern schien. Sie trat aus dem Zelt, schmiegte sich an ihren Mann und starrte auf das Ding, das vor ihren Füßen lag. Es glich einer gepanzerten Kugel, zusammengefügt aus zahllosen großen und kleinen Plättchen. Zaghaft begann die Kugel, sich zu öffnen. Eine lange Schnauze kam zum Vorschein, gefolgt von zwei argwöhnisch blinzelnden Knopfaugen.
    „Ein Gürteltier?“ Kaum hörte es ihre Stimme, rollte sich das Geschöpf wieder zusammen. „Was bedeutet das?“
    „Es bedeutet Unsinn.“ Noconas Gesichtsfarbe verdunkelte sich. „Icabu hat mir erzählt, ich müsse ein Gürteltier erwürgen und …ach nichts.“
    „Und was?“
    „Er sagte, diese Medizin macht einen Mann ausdauernd.“
    Sie konnte ein Lachen nicht unterdrücken, als er mit ernster Miene an sich hinuntersah. „So etwas hast du nicht nötig“, beeilte sie sich zu sagen. „Wenigstens lebt das arme Ding noch. Ich meine das Gürteltier.“
    Offenbar seiner eigenen Angst überdrüssig, rollte sich das Geschöpf aus, entfaltete seine Beine und zockelte davon.
    „Icabu sollte Prophet werden.“ Sie reckte und streckte sich. Die Schmerzen an allen nur erdenklichen Stellen ihres Körpers trübten das Verlangen nach neuer Vereinigung nicht im Geringsten. „So viel, wie er redet, wäre er dafür geboren.“
    „Lebt euer Prophet Eule noch?“
    „Nein. Er hat eine wichtige Sache nicht vorausgesehen. Nämlich die, dass genau dort, wohin er einen Haufen setzen wollte, eine Klapperschlange unter dem Laub lag. Das Tier verbiss sich in seinem …du weißt schon.“
    „Hintern?“
    „Nein.“
    „Großer Geist. War denn niemand da, der die Wunde hätte aussaugen können?“
    „Ich nehme an, es wollte sie niemand aussaugen.“
    Sie schüttelten sich vor Vergnügen, nahmen einander an die Hand und liefen in den Morgen hinaus. Kalte, frostige Pracht lag über dem langsam erwachenden Land. Sie betrachteten die funkelnden Bäume und Sträucher, den in Flammen stehenden Himmel und die Verwehungen des Schnees, in denen sich die Farben der Dämmerung widerspiegelten. Ehrfurcht erfüllte sie, und sie war glücklich.
    Noch war die glitzernde Decke auf den Hügeln makellos, unberührt von Fußstapfen, Huf- oder Pfotenspuren. Wie das erste von den Göttern erschaffene Paar schritten sie durch den Schnee. Nur für sie rieselte der Schnee von den Zweigen der Bäume. Nur für sie sang das Wasser des Flusses so gespenstisch unter seiner dünnen Schicht aus Eis.
    „Vater Sonne.“ Nocona schloss die Augen, als die ersten Strahlen durch die Pappeln fielen und ihre Gesichter streiften. „Er ist trotz des Winters stark.“
    „Aber ohne die Erde wäre es eine nutzlose Kraft.“ Sie vollführte eine theatralische Geste. „Sie ist es, die uns ernährt. In ihrem Schoß wachsen die Samen, die er zum Leben erweckt.“
    „Fühlst du, dass etwas in dir wächst?“ Nocona blieb stehen und legte eine Hand auf ihren Bauch. Eine Gänsehaut überzog sie, die nichts mit der Temperatur des Morgens zu tun hatte. Sie hatte das Gleichgewicht gefunden, nach dem jeder Mensch so sehnsüchtig strebte. Ob es

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