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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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töten auf Teufel komm raus, lassen Pfeile und Mokassinabdrücke zurück und wälzen die Schuld auf euch ab. Drei Rangerkompanien sind unterwegs, um Rache zu nehmen. Man nennt sie Los Tejanos Sanguinarios.“
    „Die nach Blut dürstenden Texaner“, murmelte Naduah.
    „Ja, und diese Kerle machen ihrem Namen alle Ehre, das könnt ihr mir glauben. Die Mägen eurer tapfersten Krieger sind nicht stark genug, um alle Geschichten zu hören.“
    „Tssss“, machte Nocona, doch John fuhr fort, ohne ihn zu beachten.
    „Hier geht es um Vernichtung. Um Auslöschung. Jeder Versuch, Frieden zu schaffen, geht in Chaos unter. Cheyenne töten eine Siedlerfamilie, die Soldaten vernichten im Gegenzug ein Cheyenne-Lager. Ein einzelner Krieger, dessen Frau und Kinder von den Rangern in Stücke gehackt wurden, foltert aus Rache die hochschwangere Frau eines Weißen. Ihre Leiche wird in der Stadt der Bevölkerung präsentiert, alle empören sich über das Gemetzel, schreien nach Vergeltung und treiben die Spirale noch schneller an. Es wird erst aufhören, wenn eine Seite vernichtet ist. Mit Stumpf und Stiel.“
    „Aus Nissen werden Läuse“, brummte Naduah. „Das hat damals Vater gesagt.“
    John nickte heftig. „Genauso denken neunzehn von zwanzig Gelben Haaren. Wobei es auf der anderen Seite nicht besser aussieht. Und keinem kann man es recht verdenken.“
    In ihrem Kopf pochte Zorn. Die Gesichter der Krieger wurden hart, in ihren Augen blitzte Kampfeswut. Neben ihr verwandelte sich Nocona in eine Statue aus verkrampften Muskeln, die danach schrien, ihre Kraft freilassen zu können.
    „Ihr müsst vorsichtig sein.“ Johns Griff um ihre Schulter wurde so fest, dass sie sich auf die Zunge biss, um nicht aufzustöhnen. „Nicht nur Ranger durchkämmen das Land. Auch haufenweise Milizen sind unterwegs. Jeder halbwegs fähige Mann wird eingesammelt, im Schnelldurchlauf zu einem Soldaten gemacht, mit Waffen ausgestattet und in den Krieg geschickt. Zwei Tagesritte entfernt traf ich auf solche Männer. Sie lagerten am Fuße eines Granitfelsens, der wie ein Finger zum Himmel zeigt. Ein paar Osage waren bei ihnen. Sie werden sie zu den Dörfern führen. Versteht ihr mich? Sie sehen alle Spuren, die die Gelben Haare nicht sehen.“
    Nocona straffte sich und holte tief Luft. Jede Konfrontationslust war aus seinem Blick verschwunden, der jetzt nicht mehr blitzte und funkelte, sondern düster vor Ernst war. „Keinen halben Tagesritt von hier hat eine Gruppe Penateka am Fluss ihre Zelte aufgeschlagen. Wenn es stimmt, was du sagst, werden von ihrem Dorf spätestens in zwei Tagen nur ein paar qualmende Zeltpfosten übrig sein.“
    „Ich sage die Wahrheit“, antwortete John. „Und danach wird man den Weg zu euch finden. Die Spitzen eurer Tipis sieht man schon von Weitem.“
    Noconas Gesicht erstarrte auf eine Weise, die ihr einen heftigen Stich versetzte. Es war dasselbe Gesicht wie damals, als er vor ihren Augen von der Kugel durchschlagen worden war. Fassungslos, ungläubig. Sich sträubend gegen das Begreifen.
    Naduah wünschte sich, die Männer würden ihr bedeutungsvolles Schweigen endlich brechen. Während sie wartete, dass das geschah, fiel ihr Blick auf Johns Pferd. Schaumflocken klebten auf seiner Brust, sein feuchtes Fell dampfte.
    „Jemand muss es abtrocknen und versorgen.“ Sie wandte sich an die Krieger. „Kann einer von euch es zu den Pferdehütern bringen?“
    „Ich werde es tun.“ Der Jüngste im Trupp nahm die Zügel des Tieres auf und ritt hinüber zum Dorf.
    „Nun ja“, erhob im selben Moment Nocona seine Stimme. „In diesen Zeiten dauert Frieden niemals lange. Ich habe es geahnt.“
    „Das ist erst der Anfang.“ John blickte zum Dorf, in dem das Leben seinen friedvollen, alltäglichen Lauf nahm. „Man ebnet den Weg für Tausende, die noch kommen werden. Siedler und Viehzüchter werden kommen wie ein nie endender Regen. Sie werden alles fortspülen. Ich habe es selbst erlebt.“
    „Die Kiowa haben dich aufgezogen, nicht wahr?“, fragte Nocona zusammenhanglos.
    „Ja. Es war ein gutes Leben.“
    „War?“, hakte Nocona nach.
    John senkte den Blick. „Das ist eine lange Geschichte. Ich würde gern allein mit Naduah reden.“
    „Natürlich. Komm mit, wir bringen dich zu unserem Zelt.“ Ein Lächeln hellte Noconas Gesicht auf. So bittersüß und schön, dass der Schmerz sich in Naduahs Hals krallte wie eine widerhakenbesetzte Distel. „Die Wege des Mysteriums sind manchmal wirklich seltsam. Ausgerechnet am

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