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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Rauch ist die Stimme zum Himmel. Alle sechs Richtungen, alle Tiere und Pflanzen schließen sich dieser Stimme an, und erst wenn es so weit ist, wird darüber beschlossen, was zu tun ist. Und wie es zu tun ist.“
    Gänsehaut überzog ihren Körper. Wie immer, wenn er so liebevoll in ihr Ohr raunte und mit den Lippen ihre Haut streifte. „Vielleicht sind sie schon näher als wir glauben. Der Rat lässt sich viel zu viel Zeit.“
    „Schwer bewaffnete Ranger kommen nur langsam voran. Vor morgen früh wird kein Angriff erfolgen. Sie greifen immer kurz vor der Morgendämmerung an. Weil dann die Chance auf einen Überraschungsangriff am größten ist.“
    „Das ist feige.“
    „Ihr Kampf ist selten fair, aber erfolgreich. Wir waren unvorsichtig. All die Zelte und der Ort, an dem wir sie aufgeschlagen haben. Wenn man eine Weile in Frieden gelebt hat, wird man nachlässig. John hatte recht. Man sieht unser Dorf von Weitem. Ein blinder Greis könnte es nicht verfehlen.“
    Naduah holte tief Luft und wappnete sich für das, was zu sagen war. Es wurde Zeit. Hier und jetzt musste sie Nocona in ihr Vorhaben einweihen. „Ich werde mit euch kämpfen, ob es euch gefällt oder nicht. Mahto hat mir alles beigebracht, was ich wissen muss.“
    Er tat nichts. Sagte nichts. Zeigte ihr nichts. Sah sie einfach nur mit schief gelegtem Kopf an.
    „Was ist? Du weißt, dass ich darauf bestehe. Ich bin kein Präriehuhn, das nur scharrt und gluckt. Das wusstest du von Anfang an. Also sag irgendwas, sonst …“
    „Sonst was?“ Ein Grinsen erhellte sein Gesicht. Er hob seine Übungslanze vom Boden auf und reichte sie ihr. „Triff den Baum dort. Genau zwischen den beiden Astnarben. Nicht darüber, nicht darunter. Auch nicht daneben.“
    „Du rechnest damit, dass ich versage!“
    „Tu es einfach.“
    Nur jemand, der seine Waffe perfekt beherrschte, konnte dieses weit entfernte und noch dazu kleine Ziel treffen. Vermutlich ging dieser eitle Hahn davon aus, eine Frau könne ihm nicht das Wasser reichen. Aber in den südlichen Wäldern war die Lanze zu einem Teil ihres Körpers, zu einer Verlängerung ihres Armes geworden. Sie hob die Waffe, konzentrierte sich und spürte, wie ihre Muskeln sich anspannten. Erregung kitzelte in ihren Adern. Sie atmete langsam und ruhig, wartete auf den richtigen Moment, holte aus und warf. Die Spannung ihres Körpers löste sich abrupt, wie eine Sehne, die den Pfeil fliegen ließ, und sie wusste, dass es perfekt gewesen war.
    Mit dumpfem Knall bohrte sich die Waffe ins Holz. Nicht tief, weil sie stumpf war, aber immerhin tief genug, um zitternd darin stecken zu bleiben.
    Noconas Gesicht blieb reglos. Seine Augen blitzten und funkelten, während er sie musterte. Ob vor Stolz oder Verblüffung war nicht auszumachen. „Dasselbe jetzt mit der Axt“, befahl er. „Sie soll den Baum genau unter der Lanze treffen.“
    Er ging hinüber zum Übungsplatz, wo eine solche Waffe lag, und warf sie ihr zu. Naduah ließ die Waffe in derselben Bewegung fliegen, mit der sie sie aufgefangen hatte, ohne sich mit konzentriertem Zielen aufzuhalten. In tadelloser Präzision bohrte sie sich unter der Lanze ins Holz.
    Endlich glomm Stolz in Noconas Augen auf. Nach ein paar raumgreifenden Schritten war er wieder bei ihr, hob sie auf seine Arme und wirbelte sie zweimal herum.
    „Vielleicht ist es ein Fehler, so selten Frauen unter den Jägern und Kriegern zu haben.“ Naduah schwindelte, als er sie wieder auf dem Boden abstellte, nicht ohne ihre Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss zu verschlingen. Ihre Knie wurden so weich, dass sie sie kaum mehr trugen. Die Kolibris in ihrem Bauch kitzelten und flatterten wilder denn je. „Vielleicht sollte es genau umgekehrt sein. Wir lassen euch in den Krieg ziehen und bleiben selbst in den warmen Tipis. Ich hätte nichts dagegen.“
    „Dann darf ich mitreiten?“
    „Glaubst du, ich bin so verrückt, dich aufhalten zu wollen? Nein, mein Blauauge. Am Ende wache ich auf, nur um sehen zu müssen, dass gewisse Teile von mir an der Zeltstange über mir hängen.“
    „Allerdings“, pflichtete sie ihm bei.
    „Abgesehen davon bist du gut. Sehr gut sogar. An der Aufgabe, die ich dir gerade gestellt habe, wäre so mancher Krieger gescheitert.“
    Nocona wich vor ihr zurück. Wortlos hob er einen langen Zweig vom Boden auf, malte im Schnee herum und starrte ins Leere, während der Wind mit seinem offenen Haar und den Fransen seines Hemdes spielte. Unten am Fluss zerbrach das Eis unter den Hufen

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