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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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der trinkenden Pferde. Zarte, klirrende Laute, die in der kalten Luft widerhallten.
    „Ich werde sterben vor Sorge“, sagte er nach einer Weile. „Aber die Geister wachen über uns, und es wäre eine Qual für dich, hier bleiben zu müssen. Als ich damals die Krieger zum Fort begleitet habe, um mit ihnen zu kämpfen, wollten mich alle aufhalten. Genauso, wie ich jetzt dich am liebsten aufhalten will. Sie sagten, ich sei noch nicht so weit. Sie sagten, ich wäre zu verletzlich, weil mein Schutzgeist noch nicht bei mir sei. Aber mir waren ihre Warnungen egal. Ich hätte es nicht ertragen, tatenlos im Dorf herumzuhocken, während alle anderen Männer für uns kämpfen.“
    Naduah beschränkte sich auf ein Nicken, denn ihr fiel nichts zu entgegnen ein. Damals war Noconas Wagnis um ein Haar mit seinem Tod geendet. Und doch standen sie jetzt hier und fühlten sich lebendiger denn je. Jedes Wesen war ein Teil des großen Mysteriums, und das Mysterium bestimmte jedes Schicksal am Tag der Geburt voraus. Ob sie hierblieb oder die Männer begleitete, der Tag ihres Todes und der Platz am Feuer der Großen Jäger standen bereits fest. Sie nahm Nocona bei den Schultern und schmiegte sich an seinen Körper. Rau vor Kälte waren seine Lippen, als sie ihn küsste.
    Versunken strich sie durch sein Haar, ließ ihre Hand tiefer gleiten und spürte das wunderbare Gefühl weichen Wildleders auf warmer Haut. Leidenschaft glühte in ihren Adern. Mahto hatte einmal gesagt, sie sei eine männliche Seele in einem weiblichen Körper. Ob das nun die Wahrheit war oder nicht, sie brannte wie jeder Krieger darauf, für die Penateka und für ihre Heimat zu kämpfen.
    Nocona warf einen Blick über seine Schulter. Makamnaya hatte sich zu Icabu auf den Übungsplatz gesellt und ließ die Lanze über seinem Kopf rotieren. Angesichts seines Leibesumfangs ein eher lächerliches als beeindruckendes Unterfangen. Eine Zeitlang verfolgten sie die absonderlichen Leibesertüchtigungen des dicken Kriegers. Makamnaya nahm Anlauf, hob seine Lanze und schleuderte sie von sich. Ein Schrei erklang. Zitternd steckte die Waffe in einem Baum, nur knapp neben einer Frau, die gerade mit vollen Wasserbehältern vom Fluss hergekommen war. Salven aus Flüchen und Verwünschungen ergossen sich über den vom Donner gerührten Krieger.
    „Ist er so ungeschickt oder tut er nur so?“
    „Sie ist hübsch und ledig“, antwortete Nocona. „Wahrscheinlich hat er es absichtlich getan. Also, was meinst du? Sollten wir ein Stück zusammen reiten? Ich mag es nicht, tatenlos herumzustehen.“
    „Wie wäre es mit trainieren?“
    Er rollte die Schultern und massierte mit einer Hand den Nacken, als wollte er testen, ob seine Muskeln nicht schon zu müde waren. „Nein“, entschied er nach einer Weile. „Für heute reicht es mir. Sparen wir unsere Kräfte lieber für den Kampf auf.“
    Sie stießen ihre Lockrufe aus, warteten, bis Cetan und Siyo herbeigaloppierten, und schwangen sich auf die Rücken ihrer Tiere. Seite an Seite ritten sie auf einen Hügel, während Naduahs Ahnung, Nocona wolle ihr etwas Bedeutsames anvertrauen, zur Gewissheit wurde. Als er auf dem Kamm des Hügels seinen Hengst zum Stehen brachte, nahm sie wortlos neben ihm Aufstellung. Er verzichtete nicht auf das Training, weil er müde war, sondern weil ihm etwas auf dem Herzen lag. Er wollte allein mit ihr sein. Eine Last loswerden, bevor der Krieg über sie kam. Wunderschön glänzte der eisüberzogene Strom im Schein der blassen Wintersonne. Herrlich war der Anblick zahlloser bemalter Tipis.
    „Es ist ein gutes Leben“, sagte er zögernd. „Ich würde alles tun, um es zu verteidigen. Aber ich muss dich warnen. Du hast mich noch nie im Krieg gesehen. Gut möglich, dass ich dich erschrecken werde.“
    Naduah ahnte, worauf er anspielte. Und welcher Art die Last war, die zu schwer geworden war, um sie weiter mit sich herumzuschleppen. Windböen wehten ihm das Haar ins Gesicht. Er strich es nicht fort, vielleicht, weil er froh war, sich ein wenig verstecken zu können. Sie lenkte Siyo so nah an Cetan heran, dass sich die Flanken der Pferde und die Knie ihrer Reiter berührten.
    Die Dauer eines einzigen Herzschlags zog sich in quälende Länge. Sie wusste, dass sie schweigen musste, und so beschränkte sie sich darauf, die Hand sanft auf sein Knie zu legen.
    „Kehala und ich wollten es hinter uns lassen“, begann er schließlich. „Wir wollten es ablegen wie eine Schlange ihre Haut. Wir wollten den Hass

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