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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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wie der Mann, an den deine Cousine geraten ist.“
    „Das denken sie sowieso“, gab sie zurück. „Du kannst die Dinge nicht ändern. Man wird dich hängen, John. Oder vor Schaulustigen erschießen. Die Gelben Haare lieben ihre Lügen, weil sie bequemer sind als die Wahrheit. Die weißen Menschen wollen alles, und selbst das ist ihnen nicht genug. Niemand kann ihren Hunger stillen. Ob Rachel ihre Geschichte erzählt oder nicht, wir stehen ihnen im Weg. Glaubst du wirklich, dass es ihnen jemals um den Frieden ging? Nein, sie wollen dieses Land. Und sie wollen es für sich allein.“
    „Schwester …“ Johns Stimme wurde wieder matt. „Du weißt, sie werden kommen. Du weißt, dass eure Welt dem Untergang geweiht ist. Ich habe sie gesehen. Die riesigen Schiffe, auf denen immer mehr hierherkommen. Und es werden nicht nur immer mehr, sondern die Flächen, die sie beanspruchen, werden auch immer größer. Das Land im Osten reicht längst nicht mehr für alle. Wenn du mit mir kommst, bist du sicher.“
    „Sicher?“ Sie lachte voller Bitterkeit auf. „John, man sucht dich wegen Mordes. Wie könnte ich bei dir sicher sein?“
    „Hinter den Bergen weiß niemand, wer ich bin. Wir müssen nur weit genug reiten.“
    „Ich kann nicht.“ Sie sah ihm fest in die Augen und legte alle Entschlusskraft in ihren Blick. „Und das ist mein letztes Wort.“
    Sie rechnete mit weiteren Worten oder mit Tränen, die sie umstimmen sollten, doch John nickte nur, umfing ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie auf die Stirn. Dann erhob er sich, rückte seinen Hut zurecht und ging zum Ausgang des Tipis.
    „Ich hoffe, du wirst glücklich, Schwester. Ich hoffe, dass dir niemals das widerfährt, was mir widerfahren ist. “
    „Und ich wünsche dir alles Glück dieser Erde, von ganzem Herzen. Du bist immer willkommen bei uns. Mein Feuer soll dein Feuer sein.“
    John zeigte ein gequältes Lächeln, trat hinaus und ließ das Fell hinter sich zufallen. Sie hörte das Knirschen des Schnees unter seinen Schritten, dann erhob sich eine Stimme. „Soll das Gelbe Haar sterben?“
    Nicht Nocona, erkannte sie. Irgendein anderer Krieger, der zu ihrem Schutz vor dem Zelt gewartet hatte und offenbar noch keine Zeit gefunden hatte, seine männlichen Triebe auszuleben.
    „Nein!“, rief sie. „Er ist mein Bruder, hast du das schon wieder vergessen? Hört auf, immer irgendwen töten zu wollen.“
    Der Krieger stapfte mürrisch brummend davon. Es wurde still.
    Naduah blinzelte in die Dämmerung des Zeltes, betrachtete Noconas Waffen und sein Medizinschild. Ein Rotholzbaum prangte darauf, überspannt von den Flügeln eines Adlers. Daneben lagen oder standen Keulen und Kriegsäxte, eine prächtige Lanze und zwei Bögen. In Naduah paarte sich Wut mit inbrünstiger Entschlossenheit, noch heißer lodernd durch die Enttäuschung, John so schnell und durch so bittere Worte wieder verloren zu haben. Mochten die Gelben Haare nur kommen. Wenn es so weit war, würde die Nunumu ihnen einmal mehr beweisen, dass sie sich die Falschen zum Feind ausgesucht hatten. Und sie – Naduah, Tochter Mahtos und Hukas, Ehefrau Noconas und stolze Frau vom Volk – würde mit den Männern kämpfen.
    John hatte es nur gut gemeint. Er wollte sie nur beschützen und tat, was er für richtig hielt, aber so oft sie sich diese Tatsache auch vor Augen führte, so wenig änderte sie etwas an der Wut, die in ihr schwärte. Mochte er glücklich werden, irgendwo. Aber die Liebe zu ihrem Leben, zu Nocona und ihrer Familie war stärker als die Liebe zu ihm.
    Naduah stemmte sich hoch, trat wie eine Schlafwandlerin aus dem Zelt und blinzelte in das helle Sonnenlicht. Die Aussicht auf einen neuerlichen Kampf verwandelte das Dorf in einen summenden, hektischen Bienenstock. Männer richteten ihre Waffen her, bemalten ihre Pferde, übten sich im Kampf oder saßen Seite an Seite mit ihren Familien, um sich zu verabschieden. Der Ältestenrat hatte noch keine Entscheidung verkündet, doch sie war bereits gefallen, noch ehe die Runde sich zusammengefunden hatte.
    Naduah schlug den Weg zum Fluss ein. Vor einer grandiosen Kulisse, aus hunderten im Schnee scharrender Pferden und dem silbern glänzenden Wasser erschaffen, gingen Icabu und Nocona aufeinander los. In respektvoller Entfernung zu den Kämpfern hockte Makamnaya auf einem Baumstamm, tat sich an einer Schüssel Pemikan gütlich und begrüßte sie mit einem freundlichen Grunzen.
    „Wie geht es dir, Frau meines Freundes? War das wirklich

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