Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
Vom Netzwerk:
an, damit er uns abholt.“
    „Aber ich …“
    Makah packte sie behutsam und drückte sie auf das Bett. „Schlaf! S o fort! Das ist ein Befehl.“
    Widerwillig gab sie sich geschlagen und schloss die Augen. Ihre Übe r zeugung, ohnehin keine Ruhe finden zu können, löste sich in Nichts auf, als Makah neben ihr die Augen schloss und sie sanft zu wiegen b e gann.
    Sie waren wieder zusammen. Nur das zählte.
     

Naduah, 1845
     
    D
    ie Wärme des Sommers war verblasst, aber noch nicht gegangen. Noch erfüllt von wohliger Müdigkeit, betrac h tete Naduah das Dorf, dessen bunte Zelte sich zwischen rot und golden leuchtenden Bäumen versteckten und gemeinsam mit dem blauen Himmel ein lebensfrohes Bild boten.
    Nocona und Zuzueca standen keinen Steinwurf entfernt und machten eine Gruppe gebannt lauschender Halbwüchsiger mit dem Kodex der Lanzenträger vertraut. Weit entfernt von der Selbstbeherrschung wahrer Krieger drängelten, schoben und schubsten die Jungen nach Leibeskrä f ten, um ihren Eifer zu demonstrieren.
    Nocona stand neben Zuzueca, aufrecht wie ein junger, kraftvoller Baum. Als er ihr ein Grinsen zuwarf, erwiderte sie es mit klopfendem Herzen und schalt sich eine Närrin. Gerade hatte sie sich noch geschw o ren, ihn für den Rest des Tages mit Ignoranz zu strafen, jetzt musste sie einsehen, dass sie unfähig war, seinem Charme die Stirn zu bieten.
    Heute Morgen hatte er ihr verboten, an der Großen Jagd teilzune h men. Verboten! Naduah war beinahe schwindlig vor Ärger. Sie hatte geschmeichelt, geflucht und süße Worte benutzt, sie hatte ihn ungeac h tet ihres di c ken Bauches mit einem Ringergriff zu Boden geworfen und ihr Knie in seine Leisten gedrückt, doch er war eisern geblieben. Selbst, wenn die Geburt tadellos verlief und sie ihre Kraft schnell zurücker langte, würde sie im Dorf bleiben müssen. Gemeinsam mit den Ki n dern, den Alten, den Kranken und allen Frauen, die damit zufrieden waren, Kleidung zu besticken und Suppe zu kochen. Sie bleckte die Zähne, als er erneut zu ihr herübersah und er tat nichts weiter, als ihr mit U n schuldsmiene zuzuwinken. Dieser Dämon von einem Mann hatte säm t liche Krieger, ja gar den Häuptling auf seine Seite gezogen, weshalb ke i nerlei Möglichkeit bestand, sich heimlich unter die Jäger zu mischen.
    „Er macht sich nur Sorgen“, sagte sie zu Siyo und flocht einen weit e ren Zopf in die Mähne der Stute . „Um mich und das Kind. Ich darf ihm nicht böse sein. Immerhin lässt er mich nicht allein und tut, als ginge ihn das alles nichts an.“
    Nocona begann, unter Zuzuecas Adlerblick die soeben beschriebenen Techniken im Kampf mit der Lanze praktisch zu demonstrieren. Den ganzen Tag hätte sie hier stehen und ihm zusehen können, ganz gleich, ob sie wütend auf ihn war oder nicht. Während des Sommers war ihr Kind herangewachsen, langsam wie der Samen einer E i che, und nun, da der Herbst hereingebrochen war, nahte der Tag der Geburt. Die Tritte in ihrem Leib, die zarten Bewegungen und Stöße des kleinen Wesens, das ihre Essenz mit der Noconas vereinte, erfüllte sie jeden Tag aufs Neue mit Staunen und Faszination. Der Kleine machte es ihr leicht. Sie litt nicht wie die meisten anderen Frauen unter Rück e n schmerzen oder Übelkeit, verspürte keine Stimmungsschwankungen – wenigstens keine größeren – , und musste sich nicht mit einem Bauch in der Größe einer Festtagstrommel abplagen. Die Wölbung war nicht viel größer als ein mittlerer Kürbis, was, wie sie hoffte, nichts über die Statur und die Stärke des in ihr wachsenden Kindes aussagte.
    Kehala hatte ihr vor einigen Tagen ein von ihr selbst gefertigtes Wi e genbrett überreicht, von Huka stammten die geflochtenen Nachbildu n gen einer Schildkröte und einer Eidechse, die Naduah sorgsam an ihrem Gürtel verwahrte. Nach der Geburt würden beide Tiere jeweils ein Stückchen getrockneter Nabelschnur in sich aufnehmen, um die Schne l ligkeit der Eidechse und die Langlebigkeit der Schildkröte auf das Kind zu übertragen.
    Neben ihr lag der Hund und hechelte. Sein Fell war länger geworden, glänzte honigfarben und verlieh ihm trotz seiner übergroßen Ohren und seines spitzen Gesichts eine Spur würdevoller Schönheit. Nocona hatte ihm den Namen Wanapin gegeben, was Pelzkragen bedeutete, einzig und allein, um Naduah zu ärgern. Kein Tag verging, an dem er nicht darüber schwadronierte, auf welche Arten und Weisen man einen Hund zubereiten konnte, oder Planungen anstellte, was sie mit dem

Weitere Kostenlose Bücher