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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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das von sich behaupten?
    Während er zwei Tassen mit Pfefferminzblättern und Kandis füllte, begriff Sara , dass sie ihr Leben lang etwas hinterhergejagt war, das nicht existierte. Diese unbestimmbare Sehnsucht, sich endlich richtig zu fü h len, war ihre treibende Kraft gewesen. Die Hoffnung, einen Zustand zu erreichen, in dem sie zufrieden mit sich selbst war. Makah besaß diese innere Ruhe. Sie strahlte warm wie ein Feuer und spendete Trost.
    Hast du nicht seine Stimme gehört, die so sanft klingt wie ein Frühlingsregen? Hast du nicht in seine Augen geblickt, in denen so viel Frieden liegt? Sie nannten ihn Wa n derer, weil er als Kind oft allein in die Prärie hinausging. Ganz versunken wa n derte er durch das Gras, und die Ruhe, die er so in sich aufgenommen hat, gibt er an jeden weiter, der ihm nahe ist. Sieh ihm eine Weile dabei zu, wie er etwas schnitzt. Oder wie er seine Pfeile bemalt. Das genügt, um etwas von seiner Ruhe in sich selbst zu spüren.
    Er setzte sich neben sie und hielt ihr die Tasse hin. „Trink das. Und dann komm mit mir.“
    „Mit dir?“ Dankbar nahm sie den dampfenden Tee entgegen. Er roch süß und frisch. „In die Vergangenheit?“
    „Wohin sonst.“ Er sagte es so leise, so zärtlich, dass sie sich wie b e nommen vor Zuneigung und Staunen fühlte. Staunen, weil sie ein so l ches Wunder miteinander teilten, weil sie Vergangenheit und Gegenwart verbanden und ihr Schicksal gemeinsam bestritten. Beide Hände um die Tasse gelegt, nahm sie einen Schluck. Dann noch einen und noch einen.
    „Es fühlt sich an“, sagte sie, „als stünde ich auf viel zu dünnem Eis, und unter mir ist das Wasser ganz schwarz. Aber trotzdem will ich z u rück. Ich muss. Alles zieht mich dorthin.“
    Der Tee war für diese Augenblicke ihre Zuflucht. Solange sie trank, konnte sie Zeit schinden . Wo zu ? Sie wusste es nicht.
    „Du weißt, dass ich zurückkomme, Sara. Du weißt es. Wir haben noch viele Jahre vor uns. Damals und jetzt.“
    Sie schenkte ihm ein Lächeln und ein Nicken. Als er sich hinter sie schob und sie mit seinen Armen umfing, stark und behütend, wäre ihr Panzer um ein Haar gebrochen. Tränen brannten in ihren Augen. Sie wollte nicht weinen. Wenn man einmal damit anfing, konnte man nicht wieder aufhören.
    „Wenn du zurückkommst, wird es anders sein.“
    Die Worte flossen aus ihr h in aus . Unkontrollierbar und voller Gewis s heit.
    „Inwiefern?“, fragte er.
    „Ich weiß es noch nicht. Ich weiß nur, dass etwas passiert, während du weg bist. Etwas, das alles verändert.“
    „Klingt nicht gut.“
    „Nein. Ist es auch nicht. Wie geht es dir?“ Sie befühlte seine Stirn. Warm, aber nicht heiß. „Vorhin muss dein Gehirn gekocht worden sein.“
    „Nicht der Rede wert. Der Batzen in meinem Kopf hält einiges aus.“ Makah griff hinter eines der bunt gemusterten Kissen und zog eine P a ckung Taschentücher hervor. Lautstark schniefte er in eines hinein. „Was für meinen heutigen Körper ein grippaler Infekt ist, hat mich damals total aus den Latschen kippen lassen. Aber das wird schon. Mach dir keine Sorgen.“
    Noch einmal schnäuzte er sich. Er stopfte das Taschentuch in seine Hosentasche, schüttelte sich schaudernd und breitete eine Decke über sie beide aus, die er sich bis zur Nase hochzog. Aus verquollenen Augen blinzelte er sie an. Unerträglich lieben s wert. Sie wollte ihn verhätscheln und bemitleiden, ihm Hühnersuppe kochen und alle fünf Sekunden mit besorgter Miene seine Stirn befühlen. Was man mit leidenden Männern eben so tat. Dumm nur, dass sie sich mindestens genauso elend fühlte.
    „Komm mit“, näselte er. „Lassen wir unsere armen, alten Leben nicht so lange allein.“
    Sie kanalisierte ihre Sorgen in einem Seufzer. Okay, raus damit. Warum auch nicht, zum Teufel? Sie beide gehörten jetzt zusammen, und er hatte ein Recht auf ihre Schwächen. „Ich habe Angst.“
    Makah lachte leise auf. Es klang liebevoll, nicht spöttisch. „Glaubst du, das weiß ich nicht? Ich werde bei dir sein, Naduah. Du bist stark. Stärker als du glaubst. Und du solltest spätestens jetzt wissen, dass der Tod nur ein Neuanfang ist.“
    Jetzt war sie es, die blinzelte. Er hatte sie Naduah genannt.
    Naduah … Naduah …
    Dieser ferne, sehnsuchtsvolle, furchteinflößende Name. Alles würde gut werden. Daran musste sie glauben. Das Schicksal konnte sie nicht zusammengeführt haben, um sie noch einmal zu trennen.
    „Schließ die Augen und lass es zu.“ Makahs Lippen berührten

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