Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit
lagen Haufen aus g e färbten Stachelschweinborsten, G rannen , Silberplättchen und Präri e huhn-Federn. Kehala begann das Gestell zu umkreisen. Ihr e seelischen Wunden schien en durch die Liebe zu Makamnaya geheilt worden zu sein.
„Wie geht es euch?“ , fragte Nocona. „Gibt es etwas, das du mir sagen willst? Etwas, das ich wissen sollte?“
„Hm.“ Makamnaya kratzte sich am Hinterkopf. Er zupfte an einem seiner mit Otterfell umwickelten Zöpfe, rieb sich das Kinn und seufzte. „Nein, nun ja… ich …“
„Ja?“ , half ihm Nocona auf die Sprünge.
„Ich wünsche mir so sehr Kinder.“
„Aber Kehala hat Angst, sich dir hinzugeben?“
Er nickte heftig. „Wenn wir beisammen liegen, wird sie ganz seltsam. Still und ängstlich und starr. Ich kann ihr das nicht antun. Ich denke daran, was sie damals ertragen musste, und ich lasse sie in Ruhe. Sie e r trägt meine Nähe nicht. Was soll ich nur tun?“
„Lass ihr Zeit, mein Freund.“ Nocona schlug Makamnaya auf die Schulter. „Die Geister werden auch diesen Schatten von euch nehmen. Kommt ihr mit uns, wenn wir gehen?“
„Natürlich.“ Makamnaya blickte empört. „Ich bin dort, wo du bist. Mein Platz ist an deiner Seite. Wir leben und sterben gemeinsam.“
„Gut.“ Die Entscheidung seines Freundes war ein großer Trost. „Wir werden aufbrechen, sobald der Winter endet. Sag es deiner Frau. Ich muss zu Naduah. Hast du sie gesehen?“
„Sie schläft. Ihr war übel. Wieder mal.“
„Das zweite Kind setzt ihr mehr zu als das erste. Nicht mal Mahtowins Medizin macht es erträglicher.“
„Du ringst einen Büffel nieder, du tötest einen Grizzly mit deinen bl o ßen Händen und bist schnell wie eine Klapperschlange, aber wenn es um Frauendinge geht, kannst du nur hilflos zusehen.“
Nocona gönnte sich ein Lachen, obwohl Naduahs Leid ihn malträtie r te wie ein tief unter der Haut sitzender Dorn. Insbesondere, weil er wusste, dass er die Schuld daran trug. Frauen hatten es wahrlich nicht einfach. Während die Männer ihrer Leidenschaft frönten, plagten sie sich mit den Früchten dieses Vergnügens ab. Erst, weil ihr Körper die Form eines Riesenkürbisses annahm. Dann bei der Geburt. Zu guter Letzt hing ihnen jahrelang eine liebenswerte, aber garstige Klette am Bein, die ihnen bis ins Erwachsenenalter hinein Sorgen und Ängste b e reitete.
Während er Naduahs Tipi aufsuchte, ließ er seinen Blick schweifen. Die Menschen arbeiteten, ohne die gewohnte Fröhlichkeit zu zeigen. Frauen kochten Mahlzeiten, gerbten Felle oder bestickten Leder, ohne ihre Lieder zu singen. Kinder spielten lustlos am Fluss. Männer saßen beieinander und redeten von ernsten Dingen, ohne dass die Unb e schwertheit des Spätsommers zu spüren war.
Es hätte eine Zeit der Freude sein sollen. Kinder, die von den Pappeln aus in den Fluss sprangen und sorglos lachten. Jagden, Spiele und Wet t streite. Stattdessen lag der Schatten des Verlustes so schwer über allem, dass man kaum atmen konnte.
Nocona schlüpfte durch den Eingang des Tipis und fand Naduah schlafend vor. Nur mit einem dünnen Rehlederhemd bekleidet, lag sie zusammengerollt auf einer Decke, während ein nackter, brauner Win z ling auf ihr herumkletterte.
Naduah knurrte, als sich Quanahs Fäuste in ihr Haar krallten und d a ran zogen. Nocona sah das Aufleuchten funkelnder Türkisaugen.
„Soll ich dich von diesem Qualgeist erlösen?“ Er küsste sie auf die Stirn und schmiegte sich an sie, während sein Sohn ihn aus tellergroßen Augen beobachtete. Naduahs Körper war sinnlich und warm. Tief sog er ihren Duft in sich ein, die Lippen auf ihren Nacken gelegt, streichelte ihr goldbraunes Haar und versuchte, seiner Gelüste Herr zu werden.
Ganz gleich, was der Rat beschloss , er würde seine Familie in Siche r heit bringen. Und wenn er sie bis ans Ende der Welt führen mus s te.
„Komm, du Wildfang.“ Schweren Herzens löste er sich von Naduah, hob Quanah auf seine Schultern und ging nach draußen. „Gönn deiner Mutter ein wenig Ruhe. Und du, Pelzkragen? Willst du mit?“
Wanapin döste neben dem Zelteingang und würdigte ihn keines Bl i ckes.
„Gut, dann bleib eben hier, fauler Köter. Setz ordentlich Fett an, damit du einen guten Eintopf abgibst.“
Nocona pfiff Cetan herbei und hob den Jungen auf den Rücken des Hengstes. Mit einem Arm umfing er den kleinen Körper, den anderen ließ er locker hängen . Neugierig schweifte Quanahs Blick umher , als das Pferd lostrottete . Der Junge wuchs viel zu
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