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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Verwüstung bis zum Golf von Mexiko ziehen, wir werden unser Land vom Gestank der Gelben Haare befreien und sie dorthin zurückjagen, woher sie k a men. Lasst uns ihre neuen Gewehre erbeuten. Nehmen wir uns ihre Kraft und setzen sie für uns ein. Wir verbünden uns mit den Kiowa, wir schließen Frieden mit den Mescalero und kämpfen gemeinsam gegen den Feind. Viel Kraft zogen die Gelben Haare aus den Feindschaften der Stämme untereinander, weil sie die einen gegen die anderen aufhetzen konnten. Aber wenn wir die Pfeife des Friedens rauchen, nehmen wir ihnen diese Möglichkeit.“
    Zustimmende Rufe erklangen. Das große Ratszelt verwandelte sich in einen Ameisenhaufen. So lange, bis Noconas Stimme den Lärm übertö n te.
    „Dieser Gedanke ist gut“, gab er dem Lipan r echt . „In Zeiten wie di e sen sollten wir nicht gegeneinander kämpfen, sondern zu einem Volk werden. Viel Leid kam über uns, weil wir glaubten, sicher zu sein. Ein ganzes Dorf wurde niedergemacht. Sie kamen, als die Sonne hoch stand, und ihr Werk war vollendet, noch ehe sie eine Handbreit gewa n dert war. Ich werde mit euch in den Krieg ziehen, aber nicht, ehe ich meine Fam i lie in Sicherheit weiß. Die Staked Plains werden uns schützen. Kein G e l bes Haar kennt den Canyon, in dem wir unser Lager aufschlagen we r den.“
    „Flucht?“ , fauchte Akicita. „Niemals! Die Gelben Haare schreien nach Krieg, und den sollen sie bekommen.“
    Nocona spürte seine Ruhe schwinden. „Wie sollen wir über den Wi n ter kommen, wenn wir im Herbst nicht jagen? Ein Berglöwe ist stark, weil er aus dem Hinterhalt angreift. Er weiß, dass sein Versteck sicher ist und kann sich jederzeit unentdeckt dorthin zurückziehen, um neue Kraft zu schöpfen. Lasst uns in die Staked Plains ziehen. Wir reiten wie der Wind, wi r sind schnell wie Adler und leise wie jagende Luchse. Wir sind wie ein Flüstern im Wind und wie ein Schatten in der Nacht. Das ist unsere Seele. Das ist unser Erbe. Die Gewehre zu nehmen ist der erste Schritt zu einer Entwicklung, an deren Ende wir uns selbst verlieren. Was geschieht als nächstes? Unterschreiben wir Verträge, weil wir zu betrunken sind, um Betrug zu erkennen? Verkaufen wir unsere Frauen an ihre Händler? Verlieren wir unsere Würde für sinnlosen Tand und Dummheitswasser?“
    „Das hat nichts damit zu tun“, schrie jemand. „Wir tun, was nötig ist, um ihnen standzuhalten.“
    „Entscheidet euch.“ Nocona wandte sich zum Gehen . „Sobald der Winter geht, ziehe ich mit meiner Familie in die Staked Plains. Vo r her gibt es für mich keine Schlacht. Wer mit mir kommen will, ist willko m men. Wer bleiben will, mag das tun.“
    Er verließ das Ratszelt, atmete geräuschvoll aus und legte den Kopf in den Nacken. Die Sonne brannte auf seiner Haut. Es war bereits der Mond der fallenden Blätter, doch noch immer wollte der Sommer nicht weichen. Ihm war übel, obwohl er spürte, dass er die richtige Entsche i dung getroffen hatte. Für sich. Aber auch für die anderen? Der Stamm würde sich spalten und uneins werden. So oder so verlor er an Kraft.
    „Erzähl, Freund.“ Makamnaya tauchte an seiner Seite auf. „Was sagen sie?“
    „Das, was ich erwartet habe.“
    Wie er trug sein Freund kaum etwas am Leib, lediglich einen Schurz und seinen federgeschmückten Talisman. Quer über seinen Bauch zog sich die frisch verheilte Narbe, das Mal der Säbelwunde pra n gte über seinen Rippen. Makamnaya war schmaler geworden. Hatte er zuvor das Aussehen eines fetten Bisonbullen besessen, glich er nun einem Grizzly im Sommer. Immer noch mächtig und groß, aber mit einer gewissen Geschmeidigkeit. Kehala tat ihm gut. In den Augen seines Freundes lag Freude und Glück, ein Anblick, den man in diesen Zeiten viel zu selten sah.
    „Die einen sind auf meiner Seite.“ Nocona zuckte mit den Schultern und lief in Richtung Fluss. „Die anderen hassen mich. Meine Entsche i dung wird den Stamm spalten.“
    „Wenn es keinen gemeinsamen Weg gibt, geht eben jeder seinen eig e nen.“ Makamnaya warf einen Schulterblick zurück. Seine Wangen glü h ten wie Wolken im Abendrot. „Sieh sie dir nur an. Ist sie nicht wunde r schön? Deine Schwester und ich, das hätte ich mir nie träumen lassen.“
    Nocona folgte dem Blick seines Freundes. Vor einem Zelt, das mit r o ten Schildkröten bemalt worden war, betrachtete Kehala mit kritischem Blick ihr neuestes, unvollendetes Kunstwerk. Ein hirsch ledernes Krieg s hemd, aufgespannt auf einem Gestell. Neben ihr

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