Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit
rappelte sich auf und drückte seine magere Brust heraus „Natürlich schaffe ich das. Ich muss den Geistern bewe i sen, dass ich ihren Schutz verdiene. Sie sind bestimmt sehr wütend auf mich.“
Nocona lächelte nur. Mochte der Junge selbst die Antwort auf diese Vermutung finden. Am milchblauen Himmel kreisten drei Geier. Ihre kleinen Brüder, die Raben, hockten oben auf den Klippen und warteten darauf, dass man sie allein ließ.
„Cetan“, kam es flüsternd über seine Lippen.
„Mein Pferd ist auch verschwunden. Hast du es gesehen?“
„Warte hier auf mich.“ Nocona verstärkte seine Forderung, indem er kurz auf die Schultern des Jungen drückte. „Rühr dich nicht vom Fleck. Ich bin gleich wieder bei dir.“
Warum er das Messer zog, wusste er nicht. Vermutlich war es ein In s tinkt, der ihm sagte, dass er es brauchen würde. Schon nach kurzer Suche zwischen den Felsen wehte ihm ein vertrauter Geruch entgegen. Ku p fern und bittersüß. Pferdeblut.
Hinter einem großen, zerklüfteten Vorsprung traten vier blutb e fleckte , graufellige Beine in die Luft. E r innerungen an eine längst vergangene Schlacht wol l ten auf ihn einstürzen, doch er sperrte sie aus . Nocona zögerte keinen Augenblick lang. Noch ehe die Geda n ken zu ihm kamen, rannte er zu dem sterbe n den Pferd, hob das Messer und stieß es ihm ins Herz. Cetans Wunden waren zu schwer. Felskanten hatten seinen Leib zerschmettert und zerrissen. Jeder Atemzug bedeutete une r trägliche Schmerzen.
„Verzeih mir. “
Das Pferd starb lautlos, während er seinen Kopf in beiden Armen hielt. Blut strömte in den Fluss, färbte ihn rostrot und malte wirbelnde Schli e ren hinein.
„ Gehe zu Tatezi und sag ihm, dass ich jeden Tag an ihn de n ke. So wie ich an dich denken werde. Wir sehen uns wieder, mein Freund.“
Als er zurückkehrte, das blutige Messer im Fluss säuberte und es wi e der in den Gürtel steckte, starrte Quanah ihn aus riesigen, en t setzten Augen an. Der Junge sagte kein Wort. Schweigend nahm Nocona ein Seil aus der Tasche und band es ihm um die Hüfte. Das andere Ende befestigte er in gleicher Weise an sich. „So können wir uns nicht verli e ren. Bist du bereit?“
„Es ist alles meine Schuld.“
„Bist du bereit?“ , wiederholte Nocona.
Quanah straffte sich und nickte.
„Ich will ein großer Krieger werden“, presste er zwischen zusamme n gebissenen Zähnen hervor. „So wie du. Ein Kämpfer, dessen Name an tausenden Feuern nur im Flüsterton genannt wurde. Ein Kriegshäup t ling, den niemand fangen, niemand töten kann. Der Schrecken aller Feinde unseres Volkes. Aber ich weiß jetzt, dass ich nur ein Dummkopf bin. Ich bin dir und meiner Mutter nicht würdig. Und ich bin Asa nicht würdig.“
Ein Lachen kämpfte sich aus seiner Kehle frei. Unkontrollierbar , ve r zweifelt und für ihn ebenso überraschend wie für Quanah. Er lachte, bis er weinen musste, und als die Augen des Jungen noch größer und ve r wirrter wu r den, lachte er noch lauter.
„Makamnaya hat mir erzählt“, hörte er Quanah rufen, „dass nicht einmal Donnerstäbe dir etwas antun konnten. Als ein Weißer dir in den Kopf geschossen hat, ist die Kugel einfach im Knochen stecken gebli e ben. Er sagt, du besitzt unter deiner Menschenhaut den Schädel eines Büffels.“
„Sagt er das?“ Nocona schnappte nach Luft. Vergeblich. So viele G e fühle tobten in ihm, dass er schier verrückt darüber wurde. Anders kon n te er sich die Tatsache nicht erklären, dass er vor Lachen in die Knie ging und sich den Bauch hielt, damit er nicht zerriss.
„Was ist mir dir, Vater?“
„Mach-dir-keine-Gedanken!“ Er musste jedes Wort mit Gewalt aus seiner Kehle drücken. „ Es wird schon .“
Quanah ahnte nicht, dass seine ratlose , verzweifelte Miene alles a n dere als hilfreich war. „Ich bin stolz auf dich, weißt du das? Du bist der Fü h rer der legendären Lanzenträger, du bist der Mann meiner tapferen, sto l zen Mutter, die der Welt der Weißen den Rücken gekehrt hat, um als Nun u mu zu leben. Als eine aus dem Volk.“
„Tu mir einen Gefallen.“ Endlich ließen die Krämpfe nach und gaben den Weg für die Luft wieder frei. Hastig rang er nach Atem.
„Welchen, Vater?.“
„Rede wie ein Kind.“
Quanah schob eine Unterlippe vor. „Ich werde nie so groß sein wie du.“
„Oh doch. Du musst nur noch so viel wachsen, wie ein Fuchs lang ist. Ohne Schwanz. “
„Du weißt, wie ich es meine.“
„Hör auf damit. Du bist jetzt schon sturer
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