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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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und tapferer als viele e r wachsene Krieger. Wir müssen in den Fluss. Schaffst du das, Quanah? Hast du Angst?“
    Der Junge schob seinen Unterkiefer vor. „Ich habe keine Angst. Du bist mein Vater. Nocona, der Wanderer. Der Mann, den nicht einmal die Götter töten können.“
    „Unsinn. Alles muss sterben. Auch ich.“
    „Nicht heute.“ Quanah klammerte sich an ihn, als er ins Wasser ging. „Nicht hier.“
    Der Fluss riss sie erneut mit sich, spielte mit ihnen, warf sie gegen Ste i ne und Felsen. Mehrmals versanken sie in wilden Strudeln und wurden in die Tiefe gedrückt, doch wann immer die Flussgeister ihnen das Leben aussaugen wollten, kämpfte Nocona gegen sie an und schlug sie zurück. Nur einmal war die Strömung stark genug, Quanah fortzureißen, doch das Seil hielt stand und brachte ihn wieder in seine Arme zurück.
    So schnell, dass die Klippen wie ockerfarbene und rostrote Schemen vor seinen Augen verschwammen, trug der Fluss sie in Richtung Süden. Als zu ihrer Linken die Steilwände einem sanften Hang wichen, bot Nocona alle Kräfte auf und schwamm gegen den Strom an. Quanah wollte ihm anscheinend helfen, strampelte nach Leibeskräften und b e hinderte ihn damit nur, bis er ihm ein wütendes „Halt still!“ entgege n warf.
    Der Junge gehorchte, ließ seinen Körper erschlaffen und machte sich ganz leicht. Der Fluss zog und zerrte mit vernichtender Gewalt, doch Nocona kämpfte sich voran, bis er endlich Kies unter seinen Füßen spürte.
    Schwindelnd vor Erschöpfung kroch er ans Ufer, während Quanah seinen Klammergriff löste und auf eigenen Beinen aus dem Wasser ta u melte. Der Länge nach fiel Nocona in den Sand, spürte die Hitze der Sonne und füllte seinen Brustkorb mit Luft. Er atmete tief und gierig, drehte sich auf den Rücken und starrte in den Himmel hinauf. Sie hatten erneut überlebt. Dreimal an einem Tag waren die Geister ihr Beschützer gewesen.
    Nocona erlaubte seinem Körper nicht, zu Atem zu kommen. Behu t sam wusch er Quanahs Wunden aus. Die tiefe Risswunde schien der Junge kaum zu spüren, doch strich er über die Kratzer an seinen Armen und Schultern, versteifte sich der kleine Körper und weiteten sich die grauen Augen.
    „Halt still. Die Wunde auf deinem Rücken ist tief. Ich muss sie nähen. Bist du so weit ?“
    Quanah presste die Lippen aufeinander und nickte. Mit steifer Miene erwartete er den Schmerz, bereit, ihn tapfer zu ertragen, doch als der erste Stich kam, entfloh seiner Kehle ein leises Stöhnen. Beschämt stieß Quanah einen Fluch aus.
    „Denke an Asa“, schlug Nocona vor.
    „Oh ja. Asa. Sie hat Sternenaugen, Vater. Und ein G esicht, schöner als alles, was ich kenne. Und ihre Zöpfe. Ihre Zöpfe! Bald wird sie prüfen, ob ich tapfer bin. Ein Mädchen wie sie wird nur den tapfersten aller Männer heiraten.“
    Nocona wartete einen Moment, bevor er den zweiten Stich vollführte. Diesmal blieb Quanah still, nur zwei Tränen rannen ihm aus den z u sammengekniffenen Augen. Als der dritte Stich kam, schnappte er leise nach Luft. Beim vierten bemerkte Nocona keinerlei Regung mehr.
    „Asa wäre stolz auf dich. Könnte sie dich jetzt sehen, würde sie dich vom Fleck weg heiraten.“
    „Glaubst du?“ Quanahs Augen, ohnehin schon groß wie die einer E u le, wurden noch größer. „Denkst du das wirklich ? “
    „Oh ja.“
    „Das nächste Mal werde ich auf dich hören. Und ich werde auf die Zeichen hören.“
    Nocona lächelte. Er vollführte den letzten Stich, band das als Faden benutzte Pferdehaar zusammen und ging zum Ufer, um auf einem der flachen Steine zerriebene Sonnenhutblüten und Kräuter mit Wasser zu einem Brei zu vermischen. Als er die kühlende Medizin auf Quanahs Wunden strich, seufzte der Junge genüsslich auf.
    „Jetzt muss ich dich versorgen“, verkündete er feierlich. „Dich hat es viel schlimmer erwischt.“
    Vertrauensvoll begab sich Nocona in Quanahs Hände. Er spürte ke i nen Schmerz, aber er wusste, dass sein Rücken schrecklich aussah. Na r ben über Narben. Die Geschichten eines Lebens, das ihm hier und jetzt so kurz vorkam wie ein Wimpernschlag.
    Behutsam ging der Junge vor, wie ein erfahrener Medizinmann. Stolz erfüllte ihn, während er Quanahs zarte, konzentrierte Berührungen spü r te, seinen Eifer, seine Vorsicht. Viel zu schnell war die Behandlung des Jungen beendet, und als er Quanah in seine Arme zog, fühlte es sich an wie der innigste Moment, den sie bisher miteinander geteilt hatten.
     
    Am nächsten Morgen nahmen sie

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