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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Schlucht zu stürzen, hinein in das brodelnde Wasser des Flusses, bot bessere Überleben s chancen. Der Strom trug meist wenig Wasser, ein breiter Streifen aus Steinen und Felsen empfing jeden, der hinterstürzte. Doch mehrere Sommergewitter hatten dem Strom in den vergangenen Tagen viel Wa s ser geschenkt. Nocona hörte das Rauschen. Wild und ungestüm. Entw e der ihre Rettung oder ihr Tod.
    Die Schlucht raste auf sie zu.
    Er begann zu beten. Naduahs Gesicht stand ihm vor Augen, Quanahs Angst saß ihm im Nacken. Sie mussten es schaffen. Sie mussten zurüc k kehren.
    Der Abgrund war nahe. Cetan vollführte einen gewaltigen Sprung, und plötzlich war nur noch die Tiefe unter ihm. Hellgrüne, weiß schäumende Wasserkaskaden. Gischt, die um spitze Felsen wirbelte. Sie fielen und fielen, verloren einander aus den Augen, wurden umhergewirbelt, vone i nander fortgerissen. Quanahs Schrei durchdrang das Tosen des Wa s sers.
    Sie mussten es schaffen!
    Zwei Herzschläge, drei Herzschläge. Vier, fünf …
    Dann ein gewaltiger Schlag.
    Die Faust eisiger Kälte.
    Brüllendes Wasser.
    Er kämpfte gegen die Strudel an, rang nach Luft, wenn sie ihn freig a ben, griff nach vorbeischießenden Felsen und Steinen. Plötzlich sah er Quanah ganz in sein er Nähe, griff nach ihm und bekam ihn wie durch ein Wunder zu packen. Wie ein kleiner Krebs klammerte sich der Ju n ge an ihm fest. Es war unmöglich zu sagen, wo oben und unten war. Das Wasser war so viel stä r ker als er, zeigte ihm nur Gischt und Felsen und einen Himmel, der mal oben und mal unten war, mal links, mal rechts. Die Arme fest um Quanah geschlossen, konzentrierte er sich darauf, über Wasser zu ble i ben. Eine Strömung riss ihn hinab, stieß ihn gegen den steinigen Grund und warf ihn an scharfe Felsen. Nocona krümmte sich um Quanah zusammen, damit dem kleinen, ve r letzlichen Körper nichts geschah, dann kam ein Sturz … ein Fall, ein tiefes Loch, ausgew a schen von wilden Strömungen. Er spürte den Grund unter seinen F ü ßen, stieß sich ab und strebte nach oben. Seine Muskeln ve r krampften sich. Der Schmerz raubte ihm schier die Sinne, doch er mus s te weiter. Er musste es schaffen, denn in seinen Armen zappelte Quanah in Tode s angst.
    Sie drehten sich in den Strudeln, schneller und schneller, dann sah er etwas Dunkles an sich vorbeischießen und griff danach. Der Ast eines toten Baumes. Endlich Luft!
    Keuchend füllte er seine brennenden Lungen. Quanah, der ihm vor Panik die Kehle abschnürte, machte es nicht einfacher. Ihm wurde schwarz vor Augen, während er sich unermüdlich zum Ufer vorkämpfte. Ein Ast nach dem anderen. Stück für Stück, bis das Wasser ihn endlich freigab. Hustend und würgend fielen sie in den Sand.
    Obwohl er das Gefühl hatte, keinen Finger mehr bewegen zu können, beugte er sich über Quanah, untersuchte ihn von Kopf bis Fuß und befand erleichtert, dass dem Jungen nichts fehlte. Abgesehen von einer tiefen, aber harmlosen Risswunde am Rücken und ein paar Kratzern an den Armen.
    „Ich habe dich angelogen“, stammelte Quanah panisch hervor. „Es ist alles meine Schuld. Meine Schuld. Nur meine.“
    Die Erleichterung, dass sie beide noch lebten, ließ keine Wut zu. „U n sinn.“ Er strich Quanah das tropfnasse Haar aus dem Gesicht. „Es ist meine. Ich hätte dich zurückbringen sollen. Ich hätte die Zeichen ernst nehmen müssen.“
    „Meine Schuld war es“, beharrte der Junge. „Nur meine. Ich wollte nicht hören. Ich wollte nur eins. Mich beweisen. Das war dumm. Die Geister haben uns nur bestraft, weil mir ihre Warnung egal war.“
    Tränen rannen aus seinen aufgerissenen , grauen Augen. Er weinte und zi t terte derart, dass er sich zweimal übergeben musste, bis er wieder zu Atem kam.
    „Sie sind dir nicht in deinen Träumen erschienen“, sagte Nocona schließlich, als der Junge erschöpft und zähneklappernd in seinen A r men lag. „Sag es mir ruhig. Ich bin dir nicht böse.“
    „Nein“, gab Quanah zu. „Gar nichts ist mir erschienen.“
    Unwillkürlich musste er lächeln. Der Starrsinn und die lebensmüde Entschlossenheit seines Sohnes, sich vor allen zu beweisen, waren ih m nur allzu vertraut. Quanah hatte die Geister missachtet, aber sie mussten ihnen noch immer wohlges innt sein, denn sonst lägen sie jetzt tot zw i schen den Felsen oder enthäutet und ausgeweidet an den Pfählen der Esikwita.
    „Wir müssen noch einmal in den Fluss, kleiner Dummkopf. Glaubst du, du schaffst das?“
    Quanah nickte aufgeregt,

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