Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
Vom Netzwerk:
Dort, wo das Schilf mann s hoch stand, wo er und Naduah friedvolle Stunden verbracht hatten, warf sich Makamnaya zu Boden und brüllte seinen Schmerz h in aus . Als Nocona an seine Seite trat, sah er zwei Leichname im Sand liegen.
    Kehala. Seine kleine Schwester. Das Mädchen, das er geschworen ha t te, zu beschützen. Sie hielt ihr Baby noch immer im Arm.
    Nocona konnte sich nicht rühren. Die Wirklichkeit packte ihn mit u n erbittlichem Griff und lähmte ihn. Er fühlte Zorn. Unbeschreiblichen, verstandslosen Zorn. Er verfluchte die Geister, warf ihnen seinen stu m men, verzweifelten Hass entgegen, suchte nach einem Ausweg in seiner ohnmächtigen Wut und fand ihn nicht.
    Bis zu diesem Morgen hatte er geglaubt, in allem läge ein Sinn.
    Als jemand ihn an der Schulter packte, wollte er herumfahren und ihn töten. Wer immer es auch war. Sein Verstand wurde zu einem blindwüt i gen Monster.
    „Ich habe versagt“, flüsterte eine vertraute Stimme, gerade als seine Hand sich um die Kehle des Fremden legen wollte. „Es tut mir leid.“
    Quanah! Großer Geist, fast hätte er seinen eigenen Sohn angegriffen. Blut besudelt und staubbedeckt, aber unverletzt stand er vor ihm. Pecan lag zitternd in seinen Armen. Sie hatten überlebt. Die Erleichterung küh l te seinen Zorn und klärte seine Sinne.
    „Wo sind Naduah und meine Blume? Wo sind sie?“
    Quanahs graue Augen füllten sich mit Tränen. Langsam, als bereite te ihm selbst eine so winzige Bewegung Schmerzen, senkte er den Kopf. Nocona schloss die Augen.
    „Sie haben sie mitgenommen“, sagte Quanah. „Sie sind weg.“
    „Wann?“
    „Kurz nachdem der Mond aufging.“
    Nocona holte tief und langsam Atem. Das Summen in seinem Kopf ließ ihn schwindeln. Im Geiste roch er Naduahs Duft, spürte ihre Haut, hörte ihre Stimme.
    Geh nicht … bleib …
    Kein Mensch konnte eine solche Sehnsucht ertragen.
    Plötzlich war Makamnaya an seiner Seite und stützte ihn. Nein, sie stützten sich gegenseitig. Nocona hielt den bebenden , vor Schmerz schreienden Krieger fest, so wie er ihn hielt, und ihm wu r de klar, dass dies der schwächste, ehrlichste Moment in ihrem Leben war. Neben Kehala und ihrem Kind knieten sie sich nieder, Körper an Körper, na h men ihre Messer und schnitten sich gegenseitig das Haar ab, das sie ein Leben lang hatte n wachsen lassen. Sie warfen es in den blutigen Schlamm, schworen Rache und schrien ihren Schmerz hinaus.
    Pfeile steckten in vielen Körpern. Pfeile der Esikwitas. Verräter . Ele n de Verbündete der Gelben Haare . Die Entführer konnten noch nicht weit gekommen sein. Er würde sie einholen. Sie beschleichen wie ein Bergl ö we in der Nacht, ihre Kehlen aufschlitzen, ihre Skalps nehmen und das zurückholen, was er mehr liebte als sein eigenes Leben.
    Nocona erhob sich und sah Makamnaya fest in die Augen. Sein Blut kochte und loderte wie ein gewaltiges, alles verschlingendes Feuer. „Wirst du mich begleiten, mein Freund?“
    „Ja. “ Makamnayas Stimme war kälter als Eis. Sie dürstete nach Tod. „ Ich will meine Rache. Ich will Naduah und deine Tochter zurüc k holen, selbst wenn es meinen Tod bede u tet.“
    „Ich ebenso.“ Quanah hob den Kopf . S tolz, stark und wütend. „E r laubst du es mir, Vater, für meine Mutter und meine Schwester zu käm p fen?“
    Nocona antwortete mit einem Nicken. Er hatte geschworen, niemals aufzugeben. Und diesen Schwur würde er halten.
    Für Naduah und Topsannah .
     

Naduah, 1864
     
    „W
    as hat man dir angetan?“
    Der Mann, den alle nur Sul nannten, packte ihre gefesselten Hände und drehte sie grob hin und her. Blass leuchteten die Narben verheilter Schnitte auf ihrer Haut.
    „Haben sie dich gefoltert? Deinen Willen gebrochen?“
    Naduah starrte ihn an. Sein dreckiges, hageres Gesicht mit dem perfekt g e stutzten Bart. Seine Uniform. Seinen glänzenden Säbel und die Pistole im Halfter. Jedes Wort der fremden Sprache war ihr vertraut. Jedes ve r ursachte ihr Übelkeit. Tagelang waren sie geritten, schnell und gnadenlos, immer weiter in Richtung Osten. Jetzt, als es Zeit wurde zu ra s ten, hatte man sie an einen Baum gebunden und fünf Männer damit beauftragt, sie zu bewachen. In ihren Gesichtern leuchteten Kratzer, Bisse, Schrammen und blaue Flecken. Inzwischen hatte man begriffen, dass sie keine weh r lose Frau war, weshalb Seile ihre Hände und ihre Füße fesselten und ein drittes sich um ihre Brust schlang, um sie an den Baum zu ketten. Die grausamste Fessel aber hatte Sul angelegt,

Weitere Kostenlose Bücher