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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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indem er ihr vor vier Tagen Topsannah weggenommen hatte. Siegessicher ritt er am Tag mit ihrer Tochter im Arm voraus, um sie abends mit in sein Zelt zu nehmen, wo sie sich einsam und ohne Lieder in den Schlaf weinte.
    „Ihr wisst es noch nicht“, sagte sie in der Sprache der Nunumu, „aber ihr seid alle tot. Sie werden euch finden. Die Noconi geben niemals auf. Wenn ihr glaubt, der Schnee und der Wind würden eure Spuren verw i schen, dann werdet ihr es bald besser wissen. Sie werden euch finden, und sie werden euch töten. Unsere Hunde werden euer Fleisch fressen, und eure Skalps werden die Zügel unserer Pferde zieren.“
    Sul legte den Kopf schief und starrte sie mit einer Faszination in den Augen an, die sie ihm am liebsten aus dem Kopf geschnitten hätte. Er glaubte, sie gerettet zu haben. Er glaubte es wirklich. Sie gaben ihr Essen, das sie verschmähte, sie gaben ihr ein Feuer, mehrere Decken und eine Plane gegen den Schnee und den Wind, sie hatten ihre Wunden versorgt und redeten mit ihr, als wäre sie ein kleines Kind, das aus einem Al b traum erwacht war.
    Aber als sie versucht hatte zu fliehen, waren die Schläge der Soldaten furchtbar gewesen. Ja, es war wie damals. Genauso wie damals, als Silas versucht hatte, ihr mit Gewalt alle Flausen auszutreiben.
    „Armes Ding“, raunte Sul. „Arme kleine Cynthia Ann. Ist noch etwas von dem weißen Mädchen in dir, das diese Teufel gestohlen haben? Oder haben sie deine Seele ganz und gar ausgelöscht? Dein Onkel sucht Tag und Nacht nach dir, wusstest du das? Er hat dich nie auf ge geben. Jedem versprach er eine hohe Belohnung, der dich ihm zurückbringt, und plötzlich, als keiner mehr Hoffnung hatte, dich zu finden, sitzt du hier vor mir. Die arme, kleine Cynthia Ann. Ich wette, die wilden Teufel haben dich keine einzige Nacht lang in Ruhe gelassen.“
    Sie hörte diese Worte und lächelte. Wie ein Raubtier bleckte sie ihre Zähne, warf sich gegen die Fesseln und fauchte ihn an. Niemals mehr wollte sie mit der Sprache der Gelben Haare ihre Zunge beschmutzen. Dort in der Dunkelheit waren Nocona und seine Krieger, und mit jedem Atemzug kamen sie näher. Sie wusste etwas, dass diese Männer nicht wussten. Viele Nunumu hatten es geschafft, im Labyrinth der Schlucht unterzutauchen und sich den Mördern zu entziehen. Es lebten noch genug Krieger, um sie alle in Grund und Boden zu stam p fen. Vor allem aber lebte Nocona. Er würde sie nicht im Stich lassen. Niemals. Niemals.
    Weinte da nicht Topsannah? Ganz in der Nähe und doch unendlich weit entfernt? Naduah warf sich gegen ihre Fesseln. Das Leid ihrer Tochter zu hören und sie nicht trösten zu können, war mehr, als sie ertragen konnte.
    „Gib mir Topsannah.“ Die weißen Worte stachen in ihre Kehle und brannten auf ihrer Zunge. „Gib mir Topsannah!“
    Sul lächelte, siegessicher und triumphierend. „Na bitte, ich wusste doch, dass noch ein Funken Verstand in dir ist. Hast unsere Sprache kaum verlernt, was?“
    „Gib mir meine Tochter!“
    „Das werde ich nicht. Du hast oft genug versucht , zu fliehen. Das Mädchen bleibt bei mir. Ich habe keine Lust, wieder hinter dir herzureiten. Flink bist du. Flink wie ein Antilopenhase. Das musstest du wohl sein, was? Bestimmt waren ständig die Wilden hinter dir her. Habe g e hört, du warst der Besitz des Kriegshäuptling s . Bald wirst du seinen Körper am Galgen hängen sehen. W ir werden rächen, was er dir angetan hat. Wir we r den ihn finden und ihn seiner gerechten Strafe zuführen. Er ist eine Ge i ßel des Fortschritts. Eine Geißel Gottes.“
    Sul wandte sich um und blickte zu seinem Zelt. Dort, wo Topsannah hinter der hell erleuchteten Plane lag und weinte. „Sieht ganz so aus, als wärst du nicht schnell genug gewesen, kleine Cynthia Ann. Gottlob b e kam der kleine Bastard das meiste von dir ab.“
    Er schnalzte mit der Zunge, klopfte seine Uniform ab und stapfte in Richtung Zelt.
    „Dass ihr mir gut auf sie aufpasst“, ermahnte er die Wächter. „Ihr habt gesehen, wie schnell sie ist. Entkommt sie euch noch mal, lasse ich die rechte Hand eines jeden von euch als Souvenir für die Comanchen z u rück.“
    Naduah lehnte ihren Kopf gegen die schartige Rinde und blickte in den Himmel. Immer mehr Schnee fiel auf sie herab, immer gr ö ßere und dickere Flocken. Der Wind heulte in den kahlen Zweigen und ließ die Tränen auf ihren Wangen gefrieren.
    „Hör auf“, wisperte sie. „Hör auf, hör auf, hör auf.“
    Doch das Fauchen des Sturmes wurde noch

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