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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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lauter, die Flocken noch dichter. Zischend zerschmolzen sie in den Flammen der Herdfeuer, bedeckten die Zelte und die dösenden Pferde, begruben das Land unter einer dicken Schicht aus erstickendem Weiß und verwischten alle Spuren.
    Nocona war in ihren Gedanken. Stark und leuchtend. Sie dachte so fest an ihn, dass es war, als säße er neben ihr. Als hörte sie seine Stimme, die ihren Kosenamen flüsterte, und spürte seine Finger in ihrem Haar. Wenn der Schnee alles unter sich begrub, konnte nur noch ihre Liebe ihn führen. Er würde sie fühlen. Wie ein Feuer in dunkler Nacht, das Z u flucht versprach. Er würde sie finden.
    Und dann, wenn sie wieder vereint waren, mussten sie weit wegzi e hen. Weiter weg als je zuvor. Tiefer hinein in die Einsamkeit, als je zuvor.
    „Nocona“, flüsterte sie. „Nocona …“
    Die ganze Nacht lang murmelte sie seinen Namen. Schickte ihn in die Dunkelheit hinaus, damit er ihn hörte. Sie flüsterte, wimmerte und schluchzte ihn, schrie ihn zu den Geistern hinauf, sagte ihn zu jedem Baum, jedem Strauch und jedem Tier. So tat sie es auch in der Nacht darauf, und in der nächsten. Der Schneefall endete nicht. Heulend ve r nichteten die Frostdämonen ihre Spuren, kaum dass sie entstanden w a ren. Naduah ritzte mit bloßen Fingernägeln Zeichen in jeden Baum, an den sie gelangte, knickte Zweige ab, markierte Felsen mit ihrem Blut, wann immer sie sich unbeobachtet fühlte.
    Nacht für Nacht betete sie darum, den Kriegsschrei der Noconi zu h ö ren. Doch alles, was sie vernahm, war das bitterkalte Heulen der Schne e stürme und Topsannahs fernes Weinen.
     

    Die Frauen stießen sie in ein enges, kastenförmiges Zimmer. Noch ehe Naduah herumfahren konnte, warf man die Tür mit lautem Knall zu. Man hatte sie wirklich hierhergebracht. Niemand hatte sie gerettet, ni e mand sie gefunden. Sie betete darum, dass Nocona ihre Zeichen fand. Aber das Land war gewa l tig, und die Chance, dass er an jenen Bäumen und Felsen vorbeikam, an denen sie ihre Nachrichten hinterlassen hatte, war gering.
    Hoffnung war alles, was ihr blieb.
    Hier zu sein, in diesem Gefängnis, schockierte sie. Jeden Tag und jede Nacht hatte sie auf den Schlachtruf gewartet, aber langsam, wie ein au f ziehender Nebel aus Gift, kam das Begreifen, dass die meisten Noconi tot waren. Sie hatte gesehen, wie mehrere Gruppen im Canyon unterg e taucht waren, aber was bedeutete das schon? Vielleicht hatten die Sold a ten sie dennoch gefunden. Vielleicht waren alle tot. Bei allen Geistern! S ie hatte versucht, Nocona an jenem Morgen festzuhalten. Hätte er ihren Wunsch erfüllt, wäre auch er nicht mehr am Leben.
    Sie stieß einen Schrei aus, in dem all ihre Verzweiflung lag, trat gegen das Bett und zerfetzte das Kissen mit bloßen Händen, bis Federn durch das Zimmer stoben wie Flocken in einem Sturm. Sie war weit im Osten, umgeben von Palisaden und Soldaten, und sie wusste nicht einmal, ob Quanah und Pecan noch lebten.
    Topsannah schrie irgendwo im Haus. Allein. Verängstigt. Ohne ihre Mutter und ohne die sanfte Stimme ihres Vaters, die sie nachts aus Al p träumen weckte.
    Sie brauchte Nocona . Sie brauchte ihn so sehr. Die Entfernung, die zwischen ihnen klaffte, ließ das Blut in ihren Adern verdorren. Man hatte Bretter vor das Fenster genagelt, offenbar in dem Wissen, dass sie es anderenfalls zur Flucht genutzt hätte. Nichts befand sich in diesem Zimmer, das ihr hätte helfen können, nur ein Bett stand an der schiefen Holzwand. Das hier durfte nicht wahr sein. Es konnte nicht wahr sein. Ihre Vergangenheit, die über die Jahre in weite Ferne gerückt war, übe r fiel sie wie ein geiferndes Raubtier. Die Enge, der G e stank, das Fenster. Alles, einfach alles.
    Sie musste raus hier. Irgendwie.
    Naduah stürzte zum Fenster, riss es auf und zerrte an den Brettern.
    „Nocona!“ Ihre Stimme war nach endlosen Schreien nur noch ein Krächzen. „Nocona!“
    Sie rüttelte, drückte und riss, bis ihr die Sinne schwanden. Plötzlich lag sie auf staubigen Dielen. Ihr Atem hallte in einer kranken, widerwärtigen Stille wieder.
    Jemand trat durch die Tür. Eine Frau, dann drei Männer. Sie packten sie, hielten sie fest und drückten ihr ein stinkendes Tuch auf den Mund. Ihre Sinne hüllten sich in Schwärze. Nein! Sie durfte nicht schlafen. Im Schlaf kamen die Bilder zurück.
    Alles wiederholte sich. Wieder und wieder.
    Die Gewehrschüsse und der Kanonendonner, der plötzlich die Nacht zerfetzt e . Schreie, menschliche und tierische. Zwei

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