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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Pelz umwickelt, andere trugen das Haar offen, sodass es sie wie ein blau schillernder Heiligenschein umgab , wä h rend sie herumwirbelten .
    Das Seltsamste aber waren die Klapperschlangen. Jeder Mann hielt ein solches Tier in d en Händen, schwang es im Rhythmus der Musik herum, hob es gen Himmel und küsste seine züngelnde Schnauze. Sie erwartete, dass man den Tieren den Kopf abbiss, doch nichts dergle i chen geschah.
    Allmählich wurde das Dröhnen der Trommeln leiser. Langsam ließen die Tänzer die Schlangen über ihre nassen Körper gleiten, über Gesicht, Brust und Bauch bis hinunter zu den Schenkeln. Cynthias Gesicht glü h te. I hr ganzer Körper glühte. Es war erschreckend und faszinierend z u gleich. Träge wippten die Männer mit den Hüften vor und zurück, hie l ten die Schlangen empor und begann en, sich zu drehen. Schwei ß tropfen glänzten auf dunkler Haut, Gesichter verzerrten sich in Verz ü ckung. Der Rhythmus der Trommeln wurde schneller, und mit der sich steigernden Wildheit begannen die Tänzer herumzuwirbeln, drehten sich und zuc k ten mit ihren Hüften, als wollten sie den johlenden Zuschauern ein schamloses Versprechen geben. Das Lächeln der Männer war wö l fisch, und als sie schwer atmend innehielten, um die sich windenden Schlangen an ihren Körpern h in abgleiten zu lassen, verwandelte sich das Singen mancher Frauen in ein Krächzen.
    Eine Vorführung des Teufels! , hörte sie im Geiste den Pfaffen schreien, bevor er in Ohnmacht fiel. Satanische Unzucht! Gotteslästerliches Pack!
    Sie trat noch näher heran. Jeder war vom Rhythmus der Trommeln e r füllt, folgte ihrem Schlag mit versunkenen Bewegungen. Wärme strahlte von den Körpern der Frauen und Kinder ab, und als sie so nahe am Feuer stand, dass die Hitze auf ihrem Gesicht brannte und der Schweiß der Männer in ihre Nase stieg, wurde der Bann der Musik unwiderste h lich. Die Schlangen zischten und rasselten, doch legten sich die Lippen der Tänzer auf ihre Schnauzen, bissen sie nicht zu.
    Sprachen sie mit den Tieren? Besaßen sie magische Kräfte? Erregt a t mete sie den Geruch der Nacht ein. Die Männer verfielen in Wahnsinn. Sie drehten sich, drehten und drehten sich immer schneller, bis ihre G e stalten im flackernden Licht verschwammen.
    Ein letzter dröhnender Schlag … dann verstummte die Musik. E r schöpft fielen die Tänzer in sich zusammen. Sie taten es mit ka t zenhafter Anmut, stützten sich auf den Knien ab und ließen ihre Obe r körper nach hinten sinken. Die Schlangen ruhten auf ihrer Brust, zischelnd und ra s selnd, doch statt zu fliehen, rollten sie sich zutraulich zusammen.
    Jemand neben Cynthia lachte lauthals. In dieses Lachen fielen mehrere Stimmen mit ein. Plötzlich begriff sie, dass sie selbst der Grund dafür war: Ihr Mund stand sperrangelweit offen, ihr Körper war starr wie eine Salzsäule. Schockiert warf sie sich herum und stürmte zum Zelt zurück. Alles in ihr war in Aufruhr. Der Anblick dieser zuckenden, schweißglä n zenden Leiber verwirrte sie zutiefst, und diese Verwirrung wurde noch schlimmer, als sie neben Nocona in die Knie ging. Seine Mutter erhob sich nach einem kurzen, dankbaren Blick und verschwand mit der Lau t losigkeit eines Schattens.
    Cynthia fühlte sich wie ein Blatt im Sturm. Wieder begann sie, das Lied zu singen. Sie sang für Nocona und für sich selbst. Ihre Welt lag in Scherben, und nur in dem Jungen, dessen Leben in ihrer Hand lag, fand sie Trost.
     

Sara, 2011
     
    E
    s war wie ein Schlag vor den Kopf. Wie ein lautes, hässliches Geräusch, das einen zusammenfahren lässt, wenn man ger a de in einem faszinierenden Buch versunken war. Wie ein Schrei an einem stillen Sommernachmittag.
    „Wir sind da, M a ’ am. Glauben Sie an die Liebe auf den ersten Blick? Wenn nicht, fahre ich eben noch mal um den Block und komme wi e der.“
    Sara blinzelte in hellen Sonnenschein hinaus. Obwohl sie das hoch au f ragende, verglaste Verlagsgebäude vor sich sah und wusste, das der Traum zu Ende war, spürte sie noch immer feuchte Haut und Fell unter ihren Fingern. Die Gerüche des Zeltes lagen in ihrer Nase, Erregung glühte in ihren Adern. Die Verwirrung, die sie erfüllte, war nicht ihre eigene.
    Nur zehn Minuten waren vergangen. Wie konnte das sein? Der Traum hatte einen Tag und eine Nacht gedauert, an jede Minute davon erinnerte sie sich. Ihre Konfusion reichte so tief, dass sie nicht auf die Worte des Fahrers einging. Geistesabwesend gab sie ihm das Geld, hörte ihn i r ge nd

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