Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

in den Boden und damit in das Grundwasser zu pumpen. Natürlich unter strengsten Umwel t schutz- und Sicherheitsvorkehrungen, die dummerweise nur auf dem Papier existiert hatten.
    Bei seiner Rückkehr war Makah von zwei Wracks empfangen worden, zerfressen vo m Krebs. Damit hatten seine Eltern das Schicksal vieler anderer Menschen geteilt, die das Pech hatten, in unmittelbarer Nähe des Fracking-Gebietes zu leben. Zuerst waren die Tiere zugrunde gegangen , an ei ner an den Haaren herbeigezogenen Infektion mit wissenschaf t lich klingendem Namen, wie ein Experte im Namen der Erdgasfirma herau s gefunden hatte, und natürlich hatte diese Infektion nichts mit dem Fracking zu tun, das schließlich nach strengsten Umweltschutz-Richtlinien durc h geführt wurde. Ja, gab man auf Nachfrage zu, man würde Serien leichter Erdbeben auslösen, um an das Gas heranzuko m men, und nein, es sei in keinerlei Hinsicht gefährlich, sah man einmal von der Tatsache ab, dass einige Beben stark genug waren, Ställe und Schuppen zusa m menbrechen zu lassen.
    Nach den Tieren waren die Pflanzen eingegangen. Die Erde bebte we i terhin , das Leitungswasser stank nach Methan. Tümpel, gesättigt von Chemikalien, brannten lichterloh, wenn sie mit Feuer in Berührung k a men. Jugendl i che, die an den Ufern Lagerfeuer anzündeten, wurden schwer verletzt oder getötet.
    Wir werden die Angelegenheit überprüfen , versprachen die Ämter. Bitte gedu l den Sie sich noch etwas. Mit freundlichen Grüßen.
    Nichts war geschehen, nur eine Vertröstung nach der anderen, unklare Zuständigkeiten, Urlaubsabwesenheit der Sachbearbeiter et cet e ra et cetera. Nach wenigen Monaten, in denen nichts geschah, begannen die Menschen zu sterben. Einer nach dem anderen. Ein geringer Kollatera l schaden , verglichen mit dem eingenommenen Profit. Reservatsland war billig zu erwerben. Man umging teure Sicherheitsbestimmungen, ve r seuchte nach Herzenslust das Land und erfreute sich an der Tatsache, dass kaum ein Hahn danach krähte, was in den Dritte-Welt-Ecken der Vereinigten Staaten geschah. Zumindest nicht, solange für die richtigen Personen Geld floss.
    Gekämpft hatten seine Eltern bis zuletzt, und das gegen einen Feind, der schier unbesiegbar war, getröstet und ermutigt von der Überzeugung, dass es nach dem Tod immer weiterging. Heute wusste Makah, dass sie die Behandlungen nur über sich hatten ergehen lassen, um sein Schul d gefühl zu mildern. Sie waren dagegen gewesen, von Anfang an. Aber er hatte ihnen nicht zugehört.
    Angefangen hatte sein Weg zur inneren Zufriedenheit erst mit e i ner waghalsigen Nacht- und Nebelaktion im Dienste der Gerechtigkeit. U n ter Einsatz ihres L e bens und mit wütender Entschlossenheit hatten sich Makah und seine Freunde Scott und Andy auf das Gelände der Firma geschlichen und Proben aus dem Verdunstungsbecken entno m men. Ein Dobermann zerfetzte Andys Hose, ein unter Strom gesetzter Zaun ru i nierte Scotts Frisur, man schoss auf sie und verfolgte sie quer durchs Land, bis es Makah gelang, die an den Kotflügeln seines Wagens klebe n den Jeeps in Lawtons Str a ßengewirr abzuschütteln. Im Labor wies man schließlich eine Konzentration an Giftstoffen nach, die die erlau b ten Werte exorbitant überstieg. Die Erdgasfirma wurde erfolgreich ve r klagt, der Fall schaffte es bis in die Nachrichten und landete in mehreren Zei t schriften. Es war ein Sieg, der von den Medien schnell vergessen wurde, und doch machte er Scott, Andy und Makah innerhalb des R e servats zu gefeierten Helden. Im Nachhinein forderte das Schic k sal einen hohen Preis für den Erfolg. Keine zwei Wochen später starb Scott bei einem Autounfall, nachdem ihn ein nummernschildloser W a gen mit getönten Scheiben blendete und von der Straße drängte. Andy überlebte den Vo r fall nur knapp, bügelte sein Glück jedoch ein Jahr später aus, indem er in betru n kenem Zustand versuchte, an Ross ’ launischstem Zuchtbullen die Wa s serbüffel-Hypnose-Szene aus Crocodile Dundee nachzuspielen.
    Makah war zum Lachen und zum Weinen zumute. Wie immer, wenn er an seine Zeit mit Scott und Andy zurückdachte. Das Leben besaß einen makabren Humor. Immerhin, näch s tes Jahr waren die Schulden abbezahlt. Danach konnte er seine aufg e schobenen Pläne verwirklichen, einen nach dem anderen. Selbst der verreckte Pick- up hatte seine guten Seiten. Cezi war überglücklich, bot der Winter doch nicht viele Gelege n heiten für den Hengst, sich au s zutoben.
    Zusammen sehnten sie