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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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ist es unser Schicksal und wir nehmen es mit Würde hin.“
    „Nein!“ Nocona setzte seinen finstersten Blick auf. Früher, als Kehala die Größe eines Waschbären besessen hatte, war er damit erfolgreich gewesen. Jetzt war es nur noch ein Akt der Verzweiflung. „Schlag dir das aus deinem Sturkopf.“
    „Ich will aber mit.“
    „Frag Vater und Mutter. Sie werden es dir nicht erlauben.“
    „Das ist mir egal.“ Kehala fauchte wie ein wütender Luchs. „Ich werde so tun, als würde ich gehorchen. Ich werde dir einen Tagesritt Vorsprung gewähren, und du wirst denken, dass du mich überzeugt hast. Aber dann schleiche ich mich davon und folge dir.“
    „Du solltest wissen, dass ich dich in diesem Fall zur Strafe in kleine Stücke schneiden und dich an die Kojoten verfüttern werde.“
    „Du würdest deiner kleinen Schwester nie etwas zuleide tun. Du wü r dest sie mit deinem Leben verteidigen.“
    „Bist du sicher?“
    „Oh ja. Und jetzt komm. Icabu und Makamnaya warten auf dich.“
    Nocona wurde auf die Beine gezogen. Ehe er wusste, wie ihm geschah, zerrte ihn Kehala zum Dorf hinüber. Er strafte sie mit bösen Blicken, doch das Mädchen kicherte nur. Was hatte sich der Große Geist nur dabei gedacht, ein solches Geschöpf zu erschaffen, das in gleichem Maße unerträglich wie liebreizend war?
    Unter der Krone einer alten Pappel stand ein Zelt, auf dessen Wand eine rote Schildkröte gemalt worden war, umringt von schwarzen Schlangenlinien. Das Zelt von Makamnayas Familie. Nocona rollte mit den Augen, empfand er doch keinerlei Lust darauf, hier und jetzt seinen geschwätzigen Freunden zu begegnen.
    „Aus dem Land der Großen Jäger kehrte er ruhmreich zurück.“
    Der dürre Icabu kam ihm als Erster entgegen, gefolgt vom fetten Makamnaya, dessen in Otterfell gewickelte Zöpfe über seine Brust fielen und erst auf dem gewaltigen Bauch zum Liegen kamen. Die beiden b o ten einen absonderlichen Anblick. Icabu glich einem drahtigen, spitzgesichtigen Wiesel, das unaufhörlich zappelte und schwatzte. Makamnaya war ein fetter Grizzly, der die Trägheit des Winterschlafs nie ganz übe r wand. Etwas tauchte hinter den Jungen auf, zitternd und mit einem Seil um den Hals. Ein halbwüchsiges Fohlen von rauchgrauer Farbe. Tatezis Fohlen. Wortlos starrte er auf das Tier.
    „Willkommen zurück, mein Freund.“ Makamnayas Gesicht glich e i nem ausgebeulten Riesenkürbis. „Dich kann nichts umbringen. Das sagte ich jedem, der schon dein Begräbnis im Kopf hatte. Und wir haben ein Willkommensgeschenk für dich.“
    Nocona malte sich aus, Makamnaya und Icabu kopfüber in einen Ha u fen frischen Bisondung zu stecken.
    „Es gehört dir“, brummte er. „Ich danke dir, dass du Tatezis Herz b e graben hast, aber ich kann dieses Fohlen nicht annehmen. Mein Vater hat es dir geschenkt.“
    „Ich weiß.“ Makamnaya gluckste wie ein balzender Truthahn. „Aber sieh mich an. Du kannst dem armen Ding nicht zumuten, dass ich auf ihm reite. Ich brauche etwas Schweres. Die mexikanische Stute meines Großvaters ist tragend. Ich werde ihr Fohlen nehmen. Es dürfte weitaus massiger werden als dieses kleine Knochengestell.“
    „Ich will es nicht.“
    „Unsinn.“ Icabu vollführte eine herrische Geste. „Es gehört zu dir. A l so nimm es an. Sonst bekommst du es mit mir zu tun. Außerdem wirst du ein neues Pferd brauchen. Wie willst du sonst jagen? Wie willst du kämpfen und Frauen beeindrucken?“
    Nocona kniff ein Auge zusammen. Ihm war völlig klar, was als Näch s tes kam.
    „Wie ich gehört habe, hast du dir ein ganz besonderes Andenken aus dem Kampf mitgebracht.“ Icabu züngelte wie eine Schlange. „Ein kle i nes Blauauge. Und wie ich nicht nur gehört, sondern auch gesehen habe, wehrte sich wie ein Skunk, als man sie dir entreißen wollte. Ein so junges Reh, und es bekommt jetzt schon nicht genug von dir.“
    „Du keckerst wie ein Eichhorn.“ Nocona winkte ab. „Such dir jemand anderen, den du piesacken kannst.“
    „Bestimmt wird sie zu einer schönen Blume“, stichelte Icabu seelenr u hig weiter. „Aber ich sage dir, wähle lieber eine Frau aus unserem Volk. Sie wärmen dein Bett besser als so ein sprödes Blauauge. Sie wird dir die Augen auskratzen, anstatt dich zu streicheln. Sie wird dir nachts Stec h wanzen unter die Decke tun. Sieh dich um, die Mädchen gurren dir hi n terher wie verliebte Täubchen. Nimm dir eine von ihnen und vertrau dem Rat deines Freundes.“
    Nocona warf herausfordernd sein Haar zurück.

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