Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit
Männer beugten sich über ihn … der Hüne und sein dürrer Freund. Das Glitzern in den Augen der Männer sagte ihm, dass keine Gnade in diesen Seelen existierte. Kein Verstand, kein guter Funke. Er wusste, dass sie ihn e r schießen würden. Die einzige Hoffnung, die ihm blieb, war Kehalas gelungene Flucht.
Schicksalsergeben schloss er die Augen und wartete auf den Tod. Doch keine Kugel zerfetzte sein Fleisch. Stattdessen stürzten sich beide Männer auf ihn.
Nocona reagierte , ohne n achzudenken . Er trat dem Dürren die Beine weg, rammte dem Hünen seine Füße in den Unterleib und stemmte sich hoch. Einen weiteren Mann brachte er mit einem Kopf schlag zu Fall. In dem winzigen Augenblick, da er frei war, zerrte Nocona an dem Seil, doch kaum hatte er es gepackt und gelockert , stürzte sich ein weiterer Trapper auf ihn. Mit einer Drehung wich er dem Angriff aus, stieß ihm das Knie in die Weichteile, wirbelte herum und en t glitt nur knapp den zupackenden Hände n des Dürren. Mit aller Wucht rammte er ihm den Ellbogen in den Bauch. Würgend ging der Mann in die Knie.
Noch einmal versuchte er, sich von dem Seil zu befreien. Er streifte es über d en Kopf, warf es beiseite und wollte loslaufen, als ein Ast gegen seine Kniekehlen krachte und ihn zu Boden gehen ließ.
Sechs Hände packten zu. Er wehrte sich mit der Kraft der Verzwei f lung, bekam Haare zu packen, biss in einen Unterarm, knurrte und fauchte wie von Sinnen und trat mit den Füßen um sich. Einer der Mä n ner schrie vor Schmerz. Ein Knie bohrte sich in seinen Unterleib und trieb ihm Tränen in die Augen, doch er ignorierte die Qual, bäumte sich auf und rammte dem rothaarigen Trapper die Stirn gegen die Schl ä fe.
Ein weiterer Schlag, ein Biss in einen Finger – dann war er frei. Wi e der rannte er, folgte den Schreien, die aus den Tiefen des Waldes erkla n gen und ihm eine grausame Wahrheit vermittelten. Kehala war ihnen nicht entkommen. Nach kurzem Lauf entdeckte er seine Schwester. Zwei Männer zerrten an ihrem Kleid. In blindwütigem Zorn stürzte er sich auf sie und warf beide zu Boden, schlug auf ihre Gesichter ein, wi e der und wieder, bis das Blut ihm ins Gesicht spritzte und kupferner G e stank seine Sinne ausfüllte. Einer der Trapper blieb reglos liegen. Nocona kral l te seine Hände um die Kehle des Zweiten und drückte zu, bis der Keh l kopf unter seinen Fingern knackte. Instinkte übernahmen die Ko n trolle, dämpften alle Emotionen und schärften seine Sinne.
Neben ihm, gerade noch im Augenwinkel zu erkennen, erlangte der erste Mann das Bewusstsein wieder, rappelte sich hoch und holte zum Schlag aus. Nocona fuhr herum, fing den Kolben ab und verdrehte das Gewehr, bis der Trapper vor Schmerzen brüllte. Besinnungslos vor Wut riss er es ihm aus der Hand, duckte sich in der gleichen Bewegung und vollführte einen Schritt zur Seite. Die zupackenden Hände des herbeig e eilten Hünen verfehlten ihn nur knapp. Eine feuchte, heiße Berührung streifte seine Schulter. Nocona schwang das Gewehr und ließ den Ko l ben auf die Stirn eines Trappers niederkrachen. Noch ehe der Mann zu Boden gesunken war, wirbelte er erneut herum und fing den Faustschlag des Dürren ab. Sein Körper reagierte mit der Pe r fektion eines geborenen Kämpfers, doch nicht einmal die ausgereifteste Erfahrung hätte ihn vor diesem einen Fehler bewahren können. In dem Moment, da er Kehalas panischen Blick auffing, schwand seine Konzentration. Ihre rot gewei n ten Augen … ihr blutbefleckter Körper … ihre Angst …
Nocona fing zwei weitere Schläge ab, war jedoch nicht schnell genug, den dritten abzuwehren. Der Gewehrkolben traf ihn mit voller Wucht in den Nacken. Ein kurzer, alles auslöschender Schmerz zuckte durch se i nen Körper, und noch ehe er zu Boden sank, hüllte ihn die Schwärze ein.
Nur kurz währte das gnädige Nichts. Schwerfällig tastete sich sein B e wusstsein zurück an die Oberfläche. Er nahm bizarre Geräusche wahr. Jemand stöhnte, ächzte und keuchte, dahinter erklang leises Schluchzen und etwas, das Nocona nicht einordnen konnte. Noch ehe seine Sinne sich klärten, wurde ihm bewusst, dass er gefesselt war. Sein Rücken und die nach hinten gebundenen Arme wurden schmerzhaft an die Rinde eines Baumes gepresst. Die Fußgelenke waren zusammengeschnürt, ebenso die Handgelenke. Ein Seil war um seine Brust geschlungen, ein anderes um seine Hüfte.
Es bereitete ihm unendlich e Mühe, die Augen zu öffnen. Jeder Muskel schmerzte, als
Weitere Kostenlose Bücher