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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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hartes Weib macht“, gluckste Manley.
    Da witterte ich meine Chance.
    Ich trat einen Schritt nach vorn, baute mich vor Neils schwarzen Stiefeln auf und beugte mich so weit vor, dass sich unsere Nasen fast berührten und ich den würzigen Hotdog riechen konnte, den er gegessen hatte. Ich starrte in seine Augen und setzte die Flasche an seinen Hals.
    „Aus dem Weg“, knurrte ich, und das Raunen der Wölfin in mir machte Neil augenblicklich klar, dass er ein Nichts war – ein einfältiger Welpe, den ich in Stücke reißen würde, wenn er es wagen sollte, sich mit mir anzulegen. Ich war stark, er war schwach. Ich dominierte ihn, und er musste sofort das Feld räumen.
    Als ich ihn anstarrte, konnte ich fast spüren, wie die Luft aus Neil entwich. In Sekundenbruchteilen verwandelte sich sein moschusartiger Geruch in den sauren Gestank abgestandenen Urins. Sein Kiefer zitterte, und er wich meinem Blick aus. Schließlich senkte er auch die Hand mit dem Jagdmesser.
    „Scheiße“, murmelte Manley ehrfürchtig, und die restlichen Werwölfe öffneten den Kreis.
    Ich hatte keine Zeit, um zu begreifen, dass ich gerade erfolgreich eine Gruppe Werwölfe in ihrem eigenen Revier dominiert hatte, sondern war einfach nur froh, am Leben zu sein. Im Laufschritt verließ ich die Bar und rannte dann wie der Teufel, um mir Sandovsky zu schnappen.

5
    Nach ein paar Metern auf der Straße blieb ich stehen und streckte meinen Kopf in die Luft, um seine Witterung aufzunehmen, was mir die verwunderten Blicke einer Gruppe vorbeischlendernder Clubgänger einbrachte. Sandovsky war leicht auszumachen -sein spezieller Körpergeruch stach selbst aus dem allgemeinen Gestank der Cannery Street heraus. Meine Nase sagte mir, dass ich nach Norden laufen musste.
    Ich rannte wie eine Besessene und musste dabei unweigerlich an meine Aufnahmeprüfung für die Polizeiakademie denken, bei der ich eine Meile in deutlich unter sechs Minuten gelaufen war. Wie damals auch kam mir jetzt mein kräftiges Wolfsherz und die vergrößerten Lungen zugute, die unermüdlich den notwendigen Sauerstoff in meine Muskeln pumpten.
    Die Fährte endete drei Querstraßen weiter in einer Gasse an einer mit Moos überzogenen Mauer. Sein Geruch verlor sich in dieser Gasse, die durch die hohen Mauern an beiden Seiten nicht einfach nur dunkel, sondern pechschwarz vor mir lag. Ich atmete langsam und horchte. Nichts. Entweder konnte Sandovsky durch Wände gehen, oder erwartete in der Dunkelheit darauf, dass ich vorbeilief.
    Nachdem ich mich etwas genauer umgesehen hatte, bemerkte ich eine wacklige Feuerleiter. Sie hing an der rechten Seitenwand der Gasse ungefähr drei Meter über dem Boden. Kein Problem für einen Hünen wie Sandovsky. Ich musste zwar springen, erreichte aber gleich beim ersten Versuch die unterste Sprosse und zog mich hoch. Mit jeder Sprosse ärgerte ich mich etwas mehr darüber, dass McAllister mir meine Dienstwaffe abgenommen hatte und ich praktisch wehrlos war.
    Das Dach des Wohnhauses sah schlimm aus – die schwarze Dachpappe wölbte sich unter der an einigen Stellen bereits aufgerissenen Abdeckung. Im Grunde sah es hier aber genauso aus wie auf all den anderen verwahrlosten Häusern in Nocturne City auch: eine schwarze Fläche, aus der ein paar Schornsteine ragten, und etwas seitlich eine Zugangstür, auf der die Wohnungsbaubehörde in organgefarbenen Buchstaben überflüssigerweise davor warnte, dass das Gebäude baufällig war.
    „Sandovsky?“, fragte ich leise in die dunkle Nacht.
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten – hinter einem der Schornsteine hörte ich schwere Atemzüge, die von einem Knurren unterbrochen wurden.
    Mein Herz schlug schneller. Die Geräusche kamen definitiv nicht von einem Menschen. Wenn Sandovsky nicht nur Werwolf, sondern obendrein auch noch ein Zauberer war, dann …
    Reiss dich zusammen, Luna!
    Instinktiv griff ich zum Holster, bekam aber nur das Leder zu fassen. Ich stieß einen lautlosen Fluch aus. Entschlossen ballte ich die Fäuste, als ob das, was hinter dem Schornstein lauerte, mit einer kräftigen Geraden niedergestreckt werden könnte.
    Noch einmal ertönte ein Knurren. Vom Ton her hätte es ein großer Hund sein können, aber eigentlich war es dafür zu tief und hörte sich zu bedrohlich, zu blutrünstig an.
    Meine Angst verwandelte sich in Wut. „Was auch immer du bist, komm endlich raus da!“, rief ich.
    Langsam schob sich eine wuchtige Gestalt im Licht des Mondes hinter dem Schornstein hervor. Dann wurde

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