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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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zuerst die sechs Morde in Waterfront. Die Akten dieser Fälle waren nicht in die Datenbank eingepflegt worden, sodass man diese Morde nur mit wenigen Stichworten verschlagwortet hatte: herausgerissene Kehle, keine sexuelle Nötigung, Leiche in Rückenlage, linker Zeigefinger am ersten Gelenk abgetrennt …
    Lilia und Marina hatte man beide in Rückenlage positioniert. Beiden war die Kehle herausgerissen worden. Und bei beiden stach einem die brutale Raserei, mit der der Mord begangen wurde, ins Auge.
    Ich startete eine neue Suchanfrage: Verstümmelung, Mord, Weibliche Opfer, Rückenlage, Kehle herausgeschnitten oder herausgerissen, Finger abgetrennt. Ich gab aber keine Beschränkung des Zeitraums an.
    Dieses Mal spuckte der Rechner sechs Morde aus dem Jahr 1907 aus. Außerdem schien es ein Foto zu geben.
    Ich klickte den Link an und wartete. Als der grobkörnige Scan des ohnehin schon unscharfen Fotos auf dem Bildschirm erschien, musste ich schlucken – wenn man den weit ausladenden Unterrock durch einen Tanga und den altmodischen Büstenhalter durch ein einfaches Trägerhemd austauschen würde, könnte die Tote auf dem Bild problemlos Lilia Desko sein.
    Die Frau auf dem Schwarz-Weiß-Foto war immer eine Jane Doe geblieben. Außer ihr waren damals noch sechs andere irische Frauen verschwunden, die alle in einer Näherei gearbeitet hatten. In einem Zeitraum von zwölf Monaten hatte man ihre verstümmelten Leichen an verschiedenen Stellen in Nocturne City gefunden. Zwei Mordserien – völlig identisch und mit einem Abstand von fünfundfünfzig Jahren. Eigentlich unmöglich.
    Ich stand vom Schreibtisch auf und drehte dem gespenstischen Foto den Rücken zu. Entweder war ich paranoid und alles nur ein eigenartiger Zufall, oder ich war gerade dem dienstältesten Serienmörder der Welt auf die Spur gekommen.
    Stephen Duncan saß vorerst in einer Einzelzelle auf dem Revier. Morgen würde ich seinen Vater anrufen und Stephen vernehmen. Ärger war vorprogrammiert, da ich Duncan und McAllister nicht sofort über meinen Erfolg bei der Suche nach dem Vermissten informiert hatte. Ich brauchte einfach etwas Zeit, um zu verarbeiten, was ich gesehen hatte. Der Anblick des blutverschmierten Stephen und seine verzweifelten und von Entsetzen geprägten Augen gingen mir einfach nicht aus dem Kopf. Der Werwolf. Der Werwolf hat ihr das angetan. Entweder hatte Dmitri Sandovsky das Mädchen ermordet, Stephen eigenartigerweise verschont und war dann aus einem verschlossenen Hotelzimmer verschwunden … oder ich hatte es hier mit etwas ganz anderem zu tun.
    In jedem Fall würde Stephen Duncan Antworten für mich haben.
    „Für mich besteht da gar kein Zweifel“, sagte Mac und ließ einen Stapel Akten auf meinen Schreibtisch fallen. „Stephen Duncan ist vollkommen durchgedreht.“
    „Für Sie ist das also schon alles geklärt? Der Junge sitzt hier gerade mal zwanzig Stunden in der Zelle und wurde noch nicht mal vernommen“, fragte ich zurück und blätterte durch die erste Akte. Während wir auf Alistair Duncan und den Anwalt seines Sohnes warteten, durchforstete ich alte Fälle von ermordeten Prostituierten und vermissten Frauen in Nocturne City, um so eventuelle Verbindungen zu entdecken. Dazu sortierte ich erst die Akten nach Jahrgängen und begann dann, mir den ersten Fall genauer anzusehen.
    „Verdammt, Wilder, haben Sie überhaupt gesehen, was er dem armen Mädchen angetan hat?“, fragte Mac empört über meinen teilnahmslosen Kommentar und rieb sich die Augen. „Wir haben es hier nicht gerade mit einem Chorknaben zu tun.“
    „Mac, ich bin nicht so sicher, dass Stephen Duncan Marina ermordet hat. Wir wissen ja noch nicht mal, ob das tote Mädchen überhaupt Marina ist.“
    „Jetzt bleiben Sie mal auf dem Teppich, Wilder. Sie finden einen blutverschmierten Mann, der sich über eine tote Nutte beugt, und als er sagt, dass irgendein unbekannter Werwolf diese Sauerei angerichtet habe, während er nur dabei zugesehen hat, glauben Sie ihm das auch noch?“
    „Was mit Marina passiert ist, passt genau zu dem Mord an Lilia Desko“, sagte ich. „Es ist ziemlich sicher, dass es ein Werwolf getan hat, aber Stephen Duncan ist kein Werwolf.“
    Mac ballte die Fäuste, und seine Stimme wurde deutlich lauter. „Wie wollen Sie das überhaupt … ach ja, ich vergaß, Sie haben es bestimmt gerochen, was?“
    „Mac, nicht so laut. Die Leute glotzen uns schon an.“
    „Alle wieder an die Arbeit!“, brüllte Mac in das Großraumbüro

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