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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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„Rennt nur, ihr rudellosen Würmchen.“
    Ich lockerte meinen Griff um die Glock.
    „Wer sind Sie?“
    „Ich bin Olya“, sagte sie, und das trotz ihres ungewöhnlichen Namens völlig akzentfrei. Sie trug ein weißes Hemd, eine locker sitzende Freizeithose und hatte eine zusammengelegte Schürze unter den Arm geklemmt. Auf ihrer Sporttasche prangte ein Logo, unter dem in zackiger Schrift CLUB VELVET stand.
    „Das hört sich jetzt vielleicht eigenartig an“, sagte ich, „aber Sie sehen nicht aus, als ob …“
    „… als ob ich aus Ghosttown käme? Ja, ich weiß“, sagte sie und erklärte mit einem Achselzucken: „Ich wohne hier und arbeite in einem Club in der City. Manchmal liefere ich hierher Bestellungen aus an Leute, die nicht rauskönnen. Eigentlich würde ich nie woanders hinziehen wollen, weil ich mich hier ziemlich sicher fühle.“ Ihre Stimme klang dabei so normal und natürlich, als ob wir nicht über Ghosttown, sondern über das Wetter plaudern würden.
    „Sicher, Olya? Sprechen wir beide von Ghosttown – diesem urbanen Kriegsgebiet?“
    „Ich meine, sicher für Leute wie mich. Und Sie natürlich“, sagte sie mit einem Augenzwinkern und tippte sich dabei mit einem ihrer manikürten Finger gegen die Nase.
    Auch ich konnte riechen, dass Olya eine Werwölfin war.
    „Ich bin Detective Wilder“, sagte ich und versuchte so, von dem offensichtlichen Unterschied zwischen uns beiden – sie hatte ein Rudel, ich hatte keins – abzulenken. „Ich suche nach einem als vermisst gemeldeten jungen Mann namens Stephen Duncan. Hier ist ein Foto von ihm.“ Ich zog Stephens Jahrbuchfoto von der Alder Bay Academy aus der Tasche, das mir sein Vater auf den Schreibtisch im Revier gelegt hatte. Das Foto war zwar schon zehn Jahre alt, aber eine für meine Zwecke ganz brauchbare Aufnahme. Olya nahm das Foto und hielt es sich direkt unter ihre Stupsnase.
    „Außerdem bin ich noch auf der Suche nach einer Frau namens Marina. Sie wohnt oder arbeitet in Ghosttown, wahrscheinlich als Escortlady.“
    „Von ihr hab ich noch nie was gehört“, sagte Olya. „Aber der Typ auf dem Foto hat hier im Kaveri Zimmer 212.“
    „Sind Sie absolut sicher?“
    „Ja klar. Er ist nicht von hier. Ein richtiger Normalo aus der Vorstadt. Ich schätze, dass er schon ein paar Tage hier ist.“ Sie wickelte sich eine ihrer langen roten Strähnen um die Finger und runzelte die Stirn. „Wenn ich jetzt so darüber nachdenke … Ich habe ihm Bestellungen aufs Zimmer gebracht, und letzte Nacht hat er nicht aufgemacht. Da hab ich ihm alles vor die Tür gestellt. Komisch eigentlich. Na ja, jedenfalls hat er immer sehr gutes Trinkgeld gegeben, was hier leider ziemlich selten ist. Ich riskiere schließlich nicht meinen Job und bring den Leuten hier ihr Essen, weil's mir so viel Spaß macht. Gegen einen Zehner hier und da habe ich da natürlich nichts einzuwenden.“
    „Zimmer 212 sagten Sie?“
    „Genau, 212“, wiederholte Olya. „Was hat er ausgefressen?“
    „Anscheinend gar nichts“, rief ich, schon auf dem Weg zurück in die Hotellobby. Ich nahm mir vor, Stephen Duncan gehörig einzuheizen, wenn der Mistkerl tatsächlich seelenruhig mit seiner Prostituiertenfreundin in seinem heruntergekommenen Hotelzimmer sitzen sollte. Er würde dafür bluten, mich von meiner Arbeit abzuhalten, sodass Dmitri Sandovsky gemütlich die Stadt verlassen und woanders weitere Frauen zu Tode quälen konnte.
    Zimmer 212 befand sich in der Mitte des Flures zu meiner Linken. Eine unspektakuläre Tür, die man anscheinend schon oft mit dem immer gleichen dunkelgrünen Farbton überstrichen hatte und an der in Augenhöhe die Zimmernummer schief angenagelt worden war.
    „Stephen!“, sagte ich laut und klopfte gegen die Tür. „Stephen Duncan! Ich habe eine Nachricht für Sie!“
    Ich erhielt keine Antwort. Der abgewetzte Holzfußboden stöhnte unter meinen Armeestiefeln. Ich klopfte erneut, diesmal heftiger.
    „Gehen Sie weg.“ Die Stimme klang sehr dünn, war fast nur ein Flüstern. Würde ich nicht über das feine Gehör einer Wölfin verfügen, hätte ich es wahrscheinlich überhört.
    „Nein. Ich warte hier so lange, bis Sie die Tür aufmachen“, antwortete ich.
    „Lassen Sie mich einfach in Ruhe.“
    „Stephen, ist alles in Ordnung bei Ihnen?“
    „Ich kann das Blut nicht abwaschen“, flüsterte er. „Das Waschbecken ist kaputt.“
    Verdammt.
    „Weg von der Tür!“, brüllte ich und trat mit Wucht dagegen. Sie war bereits so morsch, dass noch

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