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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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schon aus dem Verhörzimmer geschickt, als ich dort ankam. Der Bezirksstaatsanwalt hatte die Stirn gegen das große Spiegelglasfenster zum Vernehmungszimmer gelehnt und lauschte mit geschlossenen Augen dem Gespräch, das durch die kleinen Lautsprecher an der Wand übertragen wurde.
    „Also, wer war diese Braut?“, fragte Bryson und kippelte dabei lässig auf den Hinterbeinen seines Stuhls. Ich sandte Stoßgebete zum Himmel, dass er umkippen und sich eine Gehirnerschütterung zuziehen möge.
    „Ihr Name war Marina“, sagte Stephen leise. Man hatte ihm nicht erlaubt, seine Kleidung zu wechseln, und so hatte das getrocknete Blut an seinem Hemd mittlerweile eine dunkle, lilarote Farbe angenommen.
    „Okay. Sie haben sie also irgendwo aufgegabelt und sind mit ihr nach Ghosttown gefahren. Dann haben Sie es ihr da so richtig besorgt und sie anschließend um die Ecke gebracht. Hab ich das jetzt chronologisch einigermaßen richtig erfasst?“
    „Ich habe es Ihnen bereits erklärt“, entgegnete Stephen. „Ich bin es nicht gewesen.“
    „Und warum sind Sie dann von oben bis unten mit ihrem Blut beschmiert, Junior?“, brüllte Bryson. „Ich fress nen Besen, wenn Sie nicht schuldig sind. Sie haben bloß Glück, dass es so eine Bordsteinschwalbe war, an der Sie sich abreagiert haben, und nicht eine aus der vornehmen Gesellschaft, sonst würde selbst Ihr Papi Ihren armseligen Arsch nicht mehr retten können.“
    „Detective!“, fuhr ihn der Anwalt an. „Versteckt sich hinter Ihrer Brüllerei auch eine Frage an meinen Mandanten?“
    Ich blickte zu Duncan senior rüber. Er starrte mit leerem Blick vor sich hin. Es war der gleiche inhaltslose Blick, mit dem er mich angesehen hatte, als er mir fast vergnügt und mit wenigen Worten erklärt hatte, dass sein Sohn höchstwahrscheinlich entführt und möglicherweise tot sei.
    „Fangen wir noch mal von vorn an“, erklärte Bryson. „Wo haben Sie sie kennengelernt?“
    Stephen hatte den Blick gesenkt und starrte auf den Tisch. Monoton murmelte er: „Dieser Laden … heißt Club Velvet. Es ist eine Art … nun ja … ein paar Freunde haben mich überredet, dahin zu gehen und ich … na ja, wir haben uns gleich gut verstanden.“
    Da machte es bei mir klick – das Logo auf Olyas Sporttasche!
    Sunny glaubt an Schicksal und Fügung. Ich zwar eher an Instinkt und Intuition, aber ich kann durchaus akzeptieren, dass bestimmte Sachen aus einem bestimmten Grund heraus geschehen. Und so lange Bryson und McAllister mit den Duncans beschäftigt waren, hatte ich freie Hand, um herauszufinden, was dieser Grund war.

9
    Club Velvet war nicht schwer zu finden. Besser gesagt, war er nur schwer zu übersehen. Die Fassade des Clubs zierte eine nur von ihrem langen Haar bedeckte Nackte im Jugendstil, die über einem mehr als zwei Meter großen neonfarbenen Schriftzug auf rosafarbenem Untergrund prangte.
    Der Club lag im Westen von Mainline mit seinen trendigen Restaurants und Boutiquen, in denen man gefälschte Designertaschen und echte Rolex en masse kaufen konnte, und wies für ein derart pompöses Etablissement recht erbärmliche Sicherheitsvorkehrungen auf. Keine Ausweiskontrolle am Eingang, keine Türsteher, keine roten Seile zum Ordnen der Menschenschlangen – nur gut gekleidete Damen mittleren Alters, die ein und aus gingen. Pärchenweise.
    Ich musste lachen. Allem Anschein nach hatte Stephen Duncan Marina in einem Luxusnachtclub für Lesben kennengelernt. Das erklärte seine Bemerkung während des Verhörs – ein paar Freunde haben mich überredet da hinzugehen.
    Der Eingangsbereich war ebenfalls in hellen und dunklen Rosatönen gehalten, und an den mit Seidestoffen abgehängten Wänden prangten weitere Nacktdarstellungen. An einigen Stellen konnte man die Reste von Reparaturarbeiten an der Wandbespannung und einige hässliche Flecke sehen, die anscheinend nicht ganz rausgewaschen werden konnten.
    „Was ist da passiert?“, fragte ich die Frau am Einlass.
    „Ein Einbruch vor ein paar Monaten. Einige unserer Nachbarn finden es nun mal inakzeptabel, dass wir … dass wir uns so offen und provokativ zur Schau stellen, wie es in einem der letzten Briefe hieß. Anscheinend bieten wir durch unsere bloße Existenz schon eine zu große Angriffsfläche“, erklärte sie mit einem bezaubernden Lächeln. „Name?“
    „Ich suche nach Olya.“
    „Olya hat heute frei“, erwiderte sie kalt. „Wenn Sie eine Freundin sind, muss ich Ihnen mitteilen, dass wir private Unterhaltungen und Treffen

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